Merken

Radebeuler liefern für Porsche

Die Firma Rotec im Gewerbegebiet Naundorf hat bei den Aufträgen und bei den Mitarbeitern zugelegt. Jetzt wird Nachwuchs gesucht.

Teilen
Folgen
© Rotec

Von Peter Redlich

Radebeul. Vor einigen Wochen wurde es beinahe hektisch bei Rotec an der Friedrich-List-Straße im Westen Radebeuls. Der von außen eher unscheinbare Betrieb sollte für Porsche in Zuffenhausen bei Stuttgart eine Anlage liefern. Genauer eine Kabine, in welcher der Unterbodenschutz für die Karosserien für den Porsche staubfrei aufgetragen werden kann.

Eine der Kabinen im Rohbau, wie sie derzeit in Radebeul gefertigt werden.
Eine der Kabinen im Rohbau, wie sie derzeit in Radebeul gefertigt werden. © Rotec

„Für die Abarbeitung solcher Aufträge haben wir oft nicht mehr Zeit als sechs bis acht Wochen – meist mit Konstruktion“, sagt Maschinenbauingenieur Olaf Hoffmann. Der 54-Jährige leitet gemeinsam mit Renè Kühnöhl den Radebeuler Anlagenbaubetrieb. Namhafte Autohersteller wie Daimler, Volkswagen und Audi sind Firmen, die mit Kabinen von Rotec Farbe auf die feinen Karossen bringen. Kabinen, in denen es peinlichst sauber sein muss, damit der Audi und der Mercedes letztlich auch glänzen.

Die Radebeuler haben sich als Partner, vor allem des Automobilzulieferers Dürr Systems, einen guten Namen gemacht. Ein Name, der bis vor drei Jahren mächtig gelitten hatte und zum Weglaufen gut qualifizierter Mitarbeiter führte, weil ein Schaumschläger erst die Lömma in Lommatzsch und dann beinahe auch Rotec in die Insolvenz trieb.

Glücklicherweise hat ein kleiner Stamm von Monteuren, Schlossern und vor allem Ingenieuren durchgehalten und die schlimme Zeit überbrückt. Kühnöhl, der sich als Fertigungs- und Einkaufsleiter ums Material kümmert, war auch erst abgeworben worden, hatte Mitarbeiter mitgenommen und ist nach Radebeul zurückgekehrt.

Inzwischen gehört die Rotec Anlagenbau GmbH zur SFI Stotz Fredenhagen Industries GmbH in Kornwestheim. Deren Chef Clemens Vollmer hat die Radebeuler aus der Insolvenz heraus ins Firmenpaket gekauft. Förderanlagen für die Automobilindustrie werden dort produziert. Dazu passen die Kabinen aus Radebeul.

Größen von 70 Metern Länge, sechs Metern Breite und der Höhe eines Einfamilienhauses können solche Anlagen erreichen. Eine komplette Anlage aus sechs großen Kabinen hat sich BMW für sein Motorradwerk in Berlin anfertigen lassen. Volkswagen in Bratislava hat fünf Anlagen bestellt und geliefert bekommen. Und neuerdings fertigen die Radebeuler eine komplette Lackierlinie für das Lastwagenwerk im russischen Kamas.

Olaf Hoffmann: „Wir haben sogar schon einen Folgeauftrag für das Werk Uralloco – dreimal eine Kabine von 30 mal 6 mal 8 Metern. Dort sollen Eisenbahnwaggons reingeschoben und mit Farbe beschichtet werden. Und die Finnen bestellen auch, für die Mercedes A-Klasse, die dort hergestellt wird.

In Radebeul geht es wieder richtig aufwärts. Das ist auch schon vor dem Werksgebäude auf dem Parkplatz zu sehen. Von in schlimmsten Zeiten keinem Dutzend Mitarbeiter mehr ist die Mannschaft jetzt auf 22 gewachsen. „Und wir brauchen dringend Konstrukteure und Leute für die Fertigung“, sagt Renè Kühnöhl.

Er erzählt von einer 13-jährigen Praktikantin aus Radebeul, die jüngst unbedingt zu ihnen wollte. Kühnöhl: „Das Mädchen war so fit, dass sie in unserem Konstruktionssystem am Computer schon nach kurzer Zeit eine Vorrichtung für den Garten hergestellt hat. Ich war begeistert.“

Ob sich die junge Frau später mal an ihr Rotec-Praktikum erinnert, ist ungewiss. Auf jeden Fall will der Betrieb wieder Praktika anbieten. Auch mit Lehrlingsausbildung soll in den nächsten Jahren begonnen werden.

Damit dafür auch die Aufträge gesichert sind, setzen die Radebeuler auf weitere Standbeine neben den Lackierkabinen. Olaf Hoffmann: „Überall, wo Fördertechnik oder Roboter im Einsatz sind, passen unsere Hüllen perfekt dazu.“ Diese Kombination wird bereits in der Kornwestheimer SFI Gruppe praktiziert. Die hiesigen Ingenieure können sich das auch für die Pharmaindustrie und Reinräume oder etwa zur Maschineneinhausung vorstellen.

Kontakt unter [email protected]