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Radebeuler Experten fürs Dresdner Schloss

Ein kleines hoch spezialisiertes Radebeuler Ingenieurbüro wird bei besonderen Bauten immer wieder zu Hilfe gerufen.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

‚Radebeul/Dresden. Roland Fink ist eigentlich nicht der, der viel Aufsehen um seine und die Arbeit seiner Mannschaft macht. Das kleine Radebeuler Ingenieurbüro im Untergeschoss einer Villa in der Blumenstraße 16 ist eh nicht auffällig. Auch das, was Fink und Co. bauen und vor allem prüfen, ist es nicht. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Zum Beispiel am Dresdner Schloss. Mehrgeschossige Arkaden zieren den Hof am berühmten Hausmannsturm. Was hier einst mit Sandsteinen hochgemauert wurde, würde heutigen statischen Ansprüchen und Abnahmen nicht mehr standhalten. Die Fink-Ingenieure wissen, wie es dennoch neu aufgebaut werden kann und – wahrscheinlich für Jahrhunderte wieder sicher stehen wird. Eine komplizierte und genau berechnete Verbindung von Edelstahlteilen, Stäbe zumeist, sichert dem Sandsteinaufbau der Arkaden die neue hohe Standfestigkeit.

Standfest und brandsicher, das sind markante Themen der Radebeuler Experten aus der Blumenstraße. Fachplaner für baulichen Brandschutz nennen sie sich. Zu Recht – das belegt die lange Liste der Gebäude, zu denen sie gerufen wurden.

Gleich um die Ecke etwa in der Coswiger Walzengießerei haben die Radebeuler dafür gesorgt, dass die neue zweischiffige Halle heute sicher steht und drinnen ordentlich produziert werden kann.

Die Schlosskapelle in Dresden, die dortige Sempergalerie – dort haben die Ingenieure das Tragwerk so berechnet, dass es auch bei einem Brand der enormen Hitze standhält. Roland Fink: „Das geht heute anhand der Materialwerte – die ja unter Hitze getestet wurden – und kann exakt berechnet werden.“ Eine Spezialisierung der Radebeuler Mannschaft, die offenbar nicht jeder bieten kann. Deshalb auch wurden sie ebenfalls zu Gebäuden, die Stahlbau und bauen im Bestand betreffen, nach Berlin und Hamburg gerufen. Auch an ganz prominente Projekte. Fink selbst war verantwortlich als Projektleiter für den Rohbau beim Umbau des Reichstages in Berlin. Der Holzhafen in Hamburg ist ein anderes Projekt von Rang gewesen.

In Dresden haben die Radebeuler die imposante Elbterrasse am gläsernen Kongresszentrum konstruiert, auch das Glashaus am Hauptbahnhof fußt auf ihren Berechnungen. Im Albertinum an der Brühlschen Terrasse sind es die Gussspitzen und die Kappendecken, in denen zur Sanierung die Radebeuler beigetragen haben.

Roland Fink hat vor seinem Namen ein Professor stehen. Den trägt er, weil er in seiner ursprünglichen Heimat Stuttgart noch Studenten unterrichtet. An der dortigen Fachhochschule ist er ein gefragter Mann in Sachen Stahlbau und Bauen im Bestand, also bei der Sanierung gerade komplizierter Bauabschnitte, wie eben am Dresdner Schloss.

Der Professor ist deswegen viel unterwegs auf Deutschlands Autobahnen. Drei Tage Stuttgart, zwei Tage Radebeul, oder umgekehrt, bestimmen seinen Wochenrhythmus. Wie gesagt, eigentlich will er um sich und seine Mannschaft kein Gewese machen. Aber gerade, weil die Arbeit so geräuschlos und gut funktioniere und er sich auf seine Mannschaft – drei Ingenieure und eine Sekretärin – so wunderbar verlassen könne, freue er sich, dass das einmal aufgeschrieben wird, sagt er. Seit zehn Jahren besteht nämlich das Radebeuler Büro in der Blumenstraße.