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Radebeul wuchert zu

Zuwachsende Straßen und Wege behindern Autofahrer und Fußgänger. Umherfliegender Grünschnitt belastet Nachbarn. Schön sieht es auch nicht aus.

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© Anne Hübschmann

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Der Gehweg ist zugewachsen. Die Hecken sprießen wild in den Fußweg hinein. Problemstellen gibt es derzeit überall in Radebeul. Nicht nur an Meißner und Cossebauer Straße.

Der Distelwald macht den Kreisverkehr auf der Cossebauder Straße nicht schöner.
Der Distelwald macht den Kreisverkehr auf der Cossebauder Straße nicht schöner. © Ines Scholze-Luft
Die Brombeerranken verunzieren den Fußweg auf der Kötitzer Straße.
Die Brombeerranken verunzieren den Fußweg auf der Kötitzer Straße. © Ines Scholze-Luft

Zwei SZ-Leserinnen beschwerten sich in der Redaktion über den Zustand auf der Kötitzer Straße. Als Schandfleck bezeichnen sie den Seitenstreifen an der Ecke Lindenweg. Er sei schon mal abgeholzt worden, nach einer Bürgereingabe. Inzwischen ist alles beim Alten. Die dornigen Brombeerranken wachsen wieder in den Fußweg hinein, schreiben sie.

Für den Gehweg an der Kötitzer Straße gilt die Anliegerpflicht, antwortet Radebeuls Pressesprecherin Ute Leder auf eine Anfrage der SZ. Zwar handele es sich um einen so breiten Weg, dass die Fußgänger bequem vorbeilaufen können. Aber die Stadt werde den Eigentümer auffordern, Abhilfe zu schaffen. Sollte sich allerdings jemand am verwilderten Aussehen des unbebauten Grundstücks stören, so ist das Leder zufolge Sache des Privateigentümers. Denn um einen solchen handele es bei der Fläche. Die Stadt werde erst aktiv, wenn von dort wachsenden Pflanzen Gefahr ausginge.

Noch einer Beschwerde im Bereich Kötitzer Straße ist die Stadt nachgegangen. Am Lindenweg. Auch die Kritik sei berechtigt, so die Pressesprecherin. Das habe eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes vor Ort festgestellt. Allerdings handele es sich nicht um einen Gehweg. Sondern um Anpflanzungen, die in den Straßenrand hängen und die Anwohner stören, weil sie ihre Autos nicht parken können. Hier gilt nicht die Gehwegreinigungssatzung, sondern das Straßengesetz. Dem zufolge unterliegt die Kontrolle von Grünstreifen und Straßenrändern dem Sachgebiet Straßenbau.

Die kritischen Leserinnen hatten noch ein anderes Ärgernis auf der Kötitzer im Blick. Einen total zugewachsenen Fußwegabschnitt etwas stadteinwärts, gegenüber der Wohnanlage Fürstenhof Kötzschenbroda. Büsche und Gras so dicht am Weg, dass sich nur noch im Gänsemarsch laufenließ. Kurz nach der SZ-Nachfrage bei der Stadt rückte das Pflegeteam an. Jetzt kommen die Fußgänger wieder gut durch, es sieht ordentlich aus. Auch das hatten die Leserinnen angemahnt: Dass die zugewucherten Stellen kein Renommee für Radebeul sind.

Im zuletzt genannten Fall liegt die Zuständigkeit nicht beim Ordnungsamt, so Ute Leder. Sondern beim Sachgebiet Stadtgrün. Dort kümmert sich Heike Funke um rund 100 Plätze und Standorte mit sogenanntem straßenbegleitenden Grün. Um das in Schuss zu halten, stehen jährlich 210 000 Euro zur Verfügung, die in Pflegeverträge mit 14 Firmen fließen.

So sind unter anderem die großen Grünanlagen viermal im Jahr an der Reihe. Das Unternehmen Neru bewältigt den Hauptteil der Aufgaben. Da stimmt sich die Stadt einmal wöchentlich ab, sagt Heike Funke. Auch weil oft operativ reagiert werden muss, wenn es besonders gut wächst – wie jetzt durch viel Regen und Wärme, sagt Heike Funke. Oder, wenn Einwohner Probleme melden.

Ausnahmen von den Anliegerpflichten gibt es der Pressesprecherin zufolge keine. Nicht für die Stadt selbst. Und offensichtlich auch nicht für Radebeuler Unternehmen. Wie das Staatsweingut Schloss Wackerbarth, mit dem Lothar H. schlechte Erfahrungen gemacht hat. Als Nachbar eines Weinbergs auf der Mittleren Bergstraße. Kürzlich habe eine von Wackerbarth beauftragte Firma Begrenzung und obere Mauerkante mit Rasenmäher und Motorsense von hohem Gras, Unkraut und Heckenbewuchs befreit. Rasen- und Heckenschnitt blieben liegen, der Wind verteilte sie auf der Straße. Die Mitarbeiter der Firma hätten erklärt, Abfälle und Dreck würden nicht beräumt.

Nachdem H. zuerst vergebens mit Wackerbarth telefoniert hatte, wie er sagt, erhielt er schließlich die Auskunft, die Straße würde gesäubert. Wurde sie aber nicht, selbst eine Woche später noch nicht. Für H. nicht das erste Mal, dass die Hinterlassenschaften erst nach Aufforderung verschwanden. Herübergewehtes hätten die Anwohner schon selbst beseitigt. Auch H. beruft sich auf die Stadtordnung, habe aber vom Ordnungsamt erfahren, Wackerbarth brauche nicht aufzuräumen.

Das Unternehmen selbst verspricht etwas anderes. „Gemeinsam mit unseren Dienstleistern werden wir zukünftig dafür Sorge tragen, dass entstandene Abfälle bei der Grundstückspflege unserer Weinberge auch umgehend beseitigt werden“, schreibt Susann Goldstein, Referentin der Geschäftsführung. Die Zufriedenheit der Gäste und Anwohner im Umfeld sei sehr wichtig. Deshalb dankt Goldstein für den Hinweis. Nur so könne man Verbesserungen schnell umsetzen.

www.radebeul.de