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Radebeul bringt Licht ins Dunkel

Bald sollen wieder alle Straßenlaternen durchgängig in der Nacht brennen. Das hat aber seinen Preis.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. An manchen Abenden wird es später. Weil die Theateraufführung lange läuft, das Abendessen bei Freunden etwas ausufert oder weil eine Spätschicht auf der Arbeit ansteht. Wer dann noch nach Hause laufen will, muss sich in Radebeul auf Dunkelheit einstellen. Denn nach 23 Uhr wird jede zweite Straßenlaterne abgeschaltet.

Bei vielen Radebeulern kommt das nicht gut an. Sie fühlen sich unsicher. Manche sagen, dass sie wegen der fehlenden Beleuchtung zu späterer Stunde gar nicht mehr rausgehen. Andere, dass sie sich um ihre Kinder sorgen, wenn die erst spät abends nach Hause kommen. Die Angst, in einer dunklen Ecke überfallen zu werden, ist da. Die meisten fürchten aber noch eher, auf den unebenen Fußwegen hinzufallen. Oder, dass sich Graffitisprayer im Schutz der Dunkelheit mit Farbe an ihren Häusern und Mauern zu schaffen machen.

Immer wieder wurde das Thema von Bürgern angesprochen. Auch gegenüber der SZ haben Radebeuler schon öfter diese Bedenken geäußert. Bei einer Veranstaltung zum Thema Sicherheit und Sauberkeit in Radebeul hatte CDU-Stadtrat Jens Baumann im Juni eine nicht repräsentative Befragung durchgeführt, an der sich 76 Radebeuler beteiligten. Dabei kam unter anderem heraus, dass ein Drittel der Befragten die eingeschränkte Straßenbeleuchtung zwischen 23 und 5 Uhr stört.

Die CDU-Fraktion im Stadtrat will das jetzt ändern. In einem Antrag fordern die Stadträte, dass künftig wieder alle Laternen die ganze Nacht über eingeschaltet sind. Denn die eingeschränkte Straßenbeleuchtung trage dazu bei, „dass sich späte Heimkehrer, insbesondere Frauen, unsicher fühlen und teilweise Angst haben, allein unterwegs zu sein“, heißt es im Antrag. Mit der durchgängigen Straßenbeleuchtung soll vor allem das subjektive Sicherheitsempfinden der Radebeuler erhöht werden, sagt Fraktionsvorsitzender Ulrich Reusch. Denn einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Kriminalitätsentwicklung in der Stadt und der Straßenbeleuchtung gibt es nicht. Trotzdem setzt die CDU auch auf Prävention durch Licht und hofft, dass etwa Graffitischmierereien bei durchgängiger Beleuchtung seltener vorkommen.

Bei der Stadt stößt der Vorschlag auf offene Ohren. Auch die Verwaltung wolle das subjektive Sicherheitsempfinden der Radebeuler verbessern, heißt es in einer Stellungnahme. Die Umsetzung wird die Stadt allerdings einiges kosten. Deshalb wurde zuerst auch darüber nachgedacht, die Straßenlaternen nur an heiklen Stellen und an den Hauptstraßen alle einzuschalten und in den Nebenstraßen weiterhin nur jede zweite Lampe brennen zu lassen.

Aber das sei technisch nicht möglich, sagt OB Bert Wendsche (parteilos). Von einem Schaltpunkt aus werde immer ein ganzes Areal gesteuert, also Laternen in Haupt- und in Nebenstraßen. Wenn alle Laternen in der Nacht an sind, bedeutet das für die Stadt Mehrkosten von rund 40 000 Euro im Jahr. Das Geld ist im Haushaltsentwurf 2018 bereits veranschlagt.

Die Verwaltung weist aber auch daraufhin, dass die Mittel dann an anderer Stelle, etwa für Investitionen in die Basisinfrastruktur, fehlen. Trotzdem sollen spätestens ab 2018 alle Leuchten im Stadtgebiet auch zwischen 23 und 5 Uhr brennen. Ausnahmen seien dann aber nicht möglich, betont Wendsche. Wer sich vom Licht einer Straßenlaterne vor dem Fenster gestört fühlt, muss sich damit arrangieren.

Auch in Dresden wurde die Nachtabschaltung der Straßenlaternen in diesem Jahr abgeschafft. In der Landeshauptstadt brennen die Lampen in der Äußeren Neustadt, der Inneren Neustadt und innerhalb des 26er-Rings, der die gesamte Altstadt umfasst, wieder durchgängig.