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Radeberger Wichtel für Japan

Derzeit schippern 250 Holzfiguren über die Weltmeere. Und sollen für eine erfolgreiche Premiere sorgen.

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© privat

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Dass bei Karl-Heinz Pinkert in Liegau-Augustusbad regelmäßig das Telefon klingelt, ist nichts ungewöhnliches. Zum einen ist der Liegauer mit seiner Maler-Firma gefragt, aber vor allem rufen hier die Fans seiner „Radeberger Wichtel“ an. Denn vor Jahren hatte Karl-Heinz Pinkert bekanntlich sein Hobby – das Drechseln – zum Nebenberuf gemacht und seine witzigen Wichtel-Figuren aus der Taufe gehoben. Seither sind die ein echter Renner. Und das längst nicht mehr nur in Radeberg und Umgebung, sondern dank Internet haben sich die Wichtel mittlerweile sogar auf den Weg bis nach Kanada gemacht. „Da gibt es immer wieder mal Bestellungen“, freut sich der Liegauer.

Und doch staunte er nicht schlecht, als vor einiger Zeit sein Telefon in der Friedensstraße klingelte und sich ein Vertreter der Firma Santa Co aus Kobe meldete. Ein Anruf aus Japan also. „Das hat mich dann wirklich überrascht“, gibt Karl-Heinz Pinkert zu. Ob er in diesem Jahr 250 und im kommenden Jahr 650 Räucherwichtel nach Japan liefern könne, wollte der Mann am anderen Ende der Telefonleitung wissen. Auf einer internationalen Messe hatten die Japaner die Wichtel gesehen – und für gut für den japanischen Markt befunden. „Ich habe ja einen Lizenzvertrag mit dem erzgebirgischen Großhändler Dregeno, der für mich einige Wichtel in größeren Stückzahlen in Seiffen und Umgebung herstellen lässt – und Dregeno ist auch regelmäßig auf großen Messen präsent, das könnte ich mir als kleiner Unternehmer gar nicht leisten“, freut sich der Liegauer über den Erfolg. Und so ist jetzt über Pinkerts Seiffener Kooperationspartner, der Firma Kunsthandwerk Eva Beyer, der Auftrag abgewickelt worden. „Die Wichtel werden dort nach meinen Vorgaben hergestellt, ich kann ja hier in Liegau nur kleine Stückzahlen herstellen – und die Sonderwünsche erfüllen“, beschreibt er.

Preisgekrönte Holzkunst

Für Karl-Heinz Pinkerts Wichtel gab’s auch schon einen Design-Preis für erzgebirgische Holzkunst; „die Zusammenarbeit funktioniert wirklich super“, schwärmt der Liegauer. Wie er auch von der Vertragsabwicklung mit den Japanern schwärmt. „Das sind sehr faire Geschäftspartner, die auch auf meine Wünsche eingegangen sind“, sagt er. Japanisch lernen musste Karl-Heinz Pinkert übrigens nicht. „Wir haben die Geschäfte in Englisch abgewickelt“, verrät der Liegauer. Und hofft, „dass die Wichtel nun bei den Kunden in Japan auch einschlagen“.

Die erste Ladung 250 Radeberger Räucher-Wichtel – die auf Wunsch der japanischen Abnehmer übrigens mit LED-Beleuchtung ausgestattet sind – schippern nun bereits auf hoher See Richtung Japan. Dort sollen sie laut Plan am 23. Juli ankommen. „Der Seeweg ist dabei die preiswerteste Export-Variante“, weiß Karl-Heinz Pinkert mittlerweile. Denn: „Die Chinesen schicken ja fast alles per Schiff nach Europa, und auf dem Rückweg sind die Schiffe dann leer – also haben die Japaner nun den Frachtraum sehr preiswert mieten können.“ Die Radeberger Wichtel sind also jetzt quasi mittendrin im internationalen Handels-Geflecht.

Und wer weiß, wer demnächst am Telefon ist, wenn es bei Karl-Heinz Pinkert in der Wichtel-Werkstatt in der Friedensstraße mal wieder klingelt …