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Radeberger rettet Mahnmal

Roland Polleschner ärgert sich seit Langem über den schlechten Zustand des Denkmals zur Erinnerung an Opfer des Ersten Weltkriegs. Und er wurde aktiv.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Das Opfer Wir, die Hoffnung Ihr – Das sind die Worte, die auf dem Sockel des Radeberger Kriegerdenkmals zur Erinnerung an die Opfer des Ersten Weltkriegs seit 1932 zu lesen sind. Es befindet sich an exponierter Stelle, neben dem Kirchgemeindehaus. Für den Radeberger Rentner Roland Polleschner ist das Denkmal kein Ort der Vergangenheit. „Krieg hat uns viele Mitmenschen gekostet und sehr viel Leid in die Familien der Stadt gebracht. Diese Mahnung ist aktuell wie nie. Geschaffen wurde das Denkmal von einem Bildhauer, der das Inferno auf Europas Schlachtfeldern schwer verwundet überlebte. Er hieß Paul Berger und war von 1922 bis1945 Professor an der Dresdner Kunstakademie. Als er das Denkmal schuf, legte er mit acht kupfernen Namenstafeln einen Gestaltungsbezug zum Kriegstod von 485 Radebergern fest. Ihre Namen sollten fortan an die Katastrophe erinnern, die über die Stadt gekommen war. Lange hatten die Hinterbliebenen keinen Ort für die Bewältigung ihrer Trauer. Ihre Gefallenen wurden bestenfalls in der Nähe der Schlachtfelder bestattet. Dem Wunsch der Bevölkerung nach einem Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs nachkommend, stiftete die Kirche das Land neben dem Gemeindehaus“, macht Roland Polleschner die stadtgeschichtlichen Zusammenhänge deutlich. Er war viele Jahre Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und er kennt die Geschichte.

Durch Sammlungen finanziert

1927 übernahmen viele Bürger die Initiative. Zur Finanzierung des Denkmals wurden damals verschiedene Sammlungen veranstaltet. Der Platz für das Ehrenmal wurde von zahlreichen Radeberger Vereinen zur Bebauung vorbereitet. Im Oktober 1932 wurde das Denkmal eingeweiht. Mit dem Zweiten Weltkrieg schlug die nächste Barbarei tiefe Wunden in die Bürgerschaft. Doch nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs verlor sich das Interesse an der Gedenkstätte am Kirchgemeindehaus. Die Namen der Gefallenen verblassten, die Nachkommen der Gefallenen verstarben.

2011 kehrte das Denkmal schlagartig wieder ins öffentliche Bewusstsein zurück. Grund: Die kupfernen Namenstafeln waren verschwunden. Damit war der Radeberg- Bezug des Denkmals zerstört. Dazu kamen urplötzlich Abriss- Gerüchte auf.

Mahnmal soll erhalten bleiben

Roland Polleschner wurde aktiv und er stand ziemlich schnell vor problematischen Fragen. Wie kann das Denkmal dauerhaft instand gesetzt werden? Einig waren sich die Verantwortungsträger in der Frage, dass wenigstens die Tafeln schnell ersetzt werden müssen. Das Denkmal steht bekanntlich auf einem Grundstück der evangelischen Kirche. „Aber gebaut worden ist es ja von den Bürgern der Stadt. Es ist also ein eher bürgerliches Denkmal“, brachte Pfarrer Thomas Slesazeck das Problem auf den Punkt.

Auch die Stadt zeigt sich bis heute überfordert. „Nein, vor der Reparatur des Denkmals will sich auch bei uns niemand drücken. Doch wir müssen eine vernünftige Lösung hinbekommen“, sagte der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm kürzlich auf Anfrage der SZ. Denn im städtischen Haushalt sind die Mittel knapp. Klar sei aber auch: „Wir werden Geld dafür freimachen. Ich würde mir aber dazu Initiativen aus der Bürgerschaft wünschen. Dass der Denkmalsort am Kirchgemeindehaus auch heute seine besondere Bedeutung hat, ist unbestritten. Wir wollen ihn gemeinsam erhalten“, sagte Lemm.

Roland Polleschner wird dranbleiben. Denn gerade jetzt wird die besondere Mahnung dieses Denkmals gebraucht.