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Radeberger holt Las Vegas in die Semper-Oper

Bei der fulminanten „Radeberger Nacht der Stars“ ging so richtig die Post ab. Und auch Radeberg verzeichnete eine Menge Schaulustiger.

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© Brauerei

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Als er diese Hände zur Begrüßung schütteln kann, fällt sichtlich eine Last ab. Denn dass er nun, an diesem späten Sonnabendnachmittag im zweiten Stock des Dresdner Nobel-Hotels Taschenbergpalais sitzen würde, und der versammelten Presse erklären kann, dass die hier neben ihm sitzenden vier, im schicken schwarzen Smoking gekleideten Herren in gut zweieinhalb Stunden gleich gegenüber in der Semper-Oper auf der Bühne stehen werden, war sich Radebergs Brauereichef Axel Frech lange nicht ganz sicher gewesen.

Gut gelaunt beim Pressetermin im Taschenbergpalais: Xavier Naidoo, Sasha, Rea Garvey und Michael Mittermeier (v.l.).
Gut gelaunt beim Pressetermin im Taschenbergpalais: Xavier Naidoo, Sasha, Rea Garvey und Michael Mittermeier (v.l.). © Brauerei
Simone und Gardo Briesack aus Wollin gehörten zu den Gewinnern, die sich Sonntag auch die Brauerei anschauten.
Simone und Gardo Briesack aus Wollin gehörten zu den Gewinnern, die sich Sonntag auch die Brauerei anschauten. © Bernd Goldammer

Neben ihm, in den weichen, wuchtigen Ledersesseln sitzen mit den Musik-Stars Xavier Naidoo, Sasha und Rea Garvey sowie Kult-Comedian Michael Mittermeier echte Schwergewichte der Unterhaltungsbranche, deren Terminkalender nur schwer zu kombinieren sind. „Aber wir sind Freunde und haben schon immer die Chance gesucht, uns regelmäßiger zu treffen“, sagt Xavier Naidoo – und prostet mit einem frischen Radeberger in die Runde. Was liegt da näher, als ein gemeinsames Musikprojekt auf die sprichwörtlichen Beine und die reale Bühne zu stellen. Gut alle zwei Jahre gehen sie nun gemeinsam für ein paar Wochen auf Tournee; und waren als Höhepunkt der aktuellen Tour Sonnabend in der Semper-Oper. Bei der „Radeberger Nacht der Stars“, zu der die Radeberger Exportbierbrauerei die Oper gebucht hatte. „Und dass es uns gelungen ist, sowohl die Kalender der vier Künstler als auch den der Semper-Oper zusammenzubringen, grenzt schon fast an ein Wunder“, ist dem Brauerei-Chef die Begeisterung anzumerken. Nicht zuletzt, „weil die Semper-Oper auch ohne Gastspiele bestens ausgelastet ist – und hier über Jahre im Voraus geplant wird“, weiß Axel Frech. Und fügt schmunzelnd an: „Da zahlt sich die 25-jährige Zusammenarbeit aus.“ Schließlich wirbt die Brauerei nicht nur mit dem Bild der Oper, sondern ist seit einem Vierteljahrhundert treuer Unterstützer. Auch des Jungen Ensembles, dem Opern-Nachwuchs.

Fleißig gesammelt

Schwer begeistert von der Chance, in einem der bekanntesten Opernhäuser der Welt auftreten zu können, sind dabei auch die vier Akteure. „Ich bin vor der Probe wie ein kleines Kind durch die Gänge gelaufen und habe hinter jede Türe geschaut“, verriet Sänger Sasha. Und Rea Garvey erzählt beeindruckt: „Da stehst du auf der Bühne, alles ist dunkel und irgendwo ganz weit oben in einem der unzählig vielen Ränge geht eine Tür auf, da musst du erstmal tief durchatmen.“ Brauerei-Chef Axel Frech quittiert das derweil mit einem zufriedenen Lächeln. Und wenig später steht auch er auf der Bühne in der rappelvollen Oper – begrüßt die Gäste im ausverkauften Haus. Wobei das Wort „ausverkauft“ nicht stimmt, denn zu kaufen gab es die Tickets für diesen ungewöhnlichen Abend nicht. Neben einigen Geschäftspartnern sind es vor allem Radeberger-Fans, die hier im Saal sitzen. Sie haben in den vergangenen Monaten fleißig die in den Kronkorken der Radeberger-Flaschen versteckten Codenummern gesammelt und sich dann am Gewinnspiel beteiligt. Neben dem Konzert gehörte dabei auch eine Übernachtung im Hotel und ein Abendessen zum Gewinn – und wer wollte, konnte Sonntag auch noch zu einer Sonderführung in der Brauerei in Radeberg vorbeischauen. Simone und Gardo Brieseck aus Wollin in Brandenburg zum Beispiel nutzten diese Chance. „Es ist doch spannend, mal zu sehen, wo das Radeberger herkommt“, sagt Simone Brieseck. Ihr kompletter Freundeskreis hatte die Kronkorken-Sammlung unterstützt; „und es hat geklappt“, freut sich Gardo Brieseck – und schießt schnell noch ein Erinnerungsfoto mit dem Handy.

Und schon Sonnabendnacht dürften dabei eine Menge Handy-Selfies in den sozialen Netzwerken hochgeladen worden sein. Denn die Konzert-Besucher konnten sich ein bisschen wie beim Semper-Opernball fühlen und auf einem roten Teppich zum Eingang flanieren. Das wurde natürlich per Handy festgehalten. Überhaupt war es ein grandioses Gefühl, in diesen Klassik atmenden Fluren der Oper förmlich zu schweben, mit ihren weinrot-wuchtigen Teppichen, mit ihren verspielten Details und dieser historischen Pracht. Und natürlich wurde auch hier ausgiebig „geselfiet“ …

Swingende Leichtigkeit

Wobei es auf der Bühne an diesem Abend nicht klassisch zuging. Jedenfalls nicht klassisch im klassischen Sinne. Klassiker gab’s dennoch eine Menge. „Willkommen im legendären Sands-Hotel in Las Vegas“, rief Brauerei-Chef Axel Frech den Besuchern vorm Start der Show begeistert zu. Denn unter dem Motto „Alive and swingin“ boten die vier Stars eine Hommage an die letztlich ehrfürchtig „Rat Pack“ – also „Rattenmeute“ – genannte Künstlergruppe. Ein Begriff, der einer der zahlreichen Legenden um die Gruppe nach, beim Anblick nach einer durchzechten Konzert-Nacht geprägt worden sein soll. Der Abend in der Semper-Oper erinnerte nun also an diese Auftritte im Sands-Hotel. An die Sänger Dean Martin, Frank Sinatra, Sammy Davis jr. – und den böse-unterhaltsam lästernden Komödianten Joey Bishop, der 2007 als Letzter der großen „Rats“ im kalifornischen Newport Beach gestorben war.

Und wie sie das taten; dieses Erinnern! Michael Mittermeier übernahm die Rolle des Moderators und präsentierte sich in boshaft-satirischer Höchstform. Und kurz vor Schluss durfte er sogar noch zeigen, dass es durchaus Fürchterlicheres in der aktuellen Musikwelt gibt, als ihn singen zu hören. Wobei er das Singen dann doch lieber seinen drei Freunden überließ. Furios, wie diese swingende Leichtigkeit dann mit einer fulminanten Wucht von der Bühne schoss, was einfach nur ansteckend war. Die großen Hits – wie Sinatras „My way“ – wunderbar gemischt mit „verswingten“ Hits von Sasha, Naidoo und Garvey, die sich dabei kurzerhand gegenseitig die Lieder der anderen vorsangen. Und Sashas urkomisch-punktgenaue Parodien von Maffay bis Lindenberg, das alles war wirklich groß.

Und wann hat es die Besucher in der ehrwürdigen Oper schon mal so von den Sitzen gerissen?! Wer schaute da schon auf diese berühmte Uhr hoch oben über der Bühne, die Baumeister Gottfried Semper einst hatte installieren lassen, weil er um oft gelangweilte Zuhörer wusste …

Dass es nun schwer wird, diese „Radeberger Nacht der Stars“ zu toppen, wusste Brauerei-Chef Axel Frech schon vor dem Auftritt. „Das ist eine echte Marke, da müssen wir jetzt erst mal Luft holen“, hatte er im Pressegespräch erklärt. Es wurde jedenfalls ein einmaliger Abend; in diesem Ambiente, mit dieser wunderbaren Stimmung. Einmalig auch, weil es die Konzerte vorerst nicht auf CD oder DVD geben wird. „Erst, wenn ich ein Viertel der Lieder singen darf“, hatte Michael Mittermeier vorm Konzert mit breitem Grinsen verraten …