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„Radeberg schafft seine Altstadt ab“

SZ-Leser diskutieren über den bevorstehenden Abriss an der Bebelstraße im Herzen der Bierstadt.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Diesmal dürfte der Abriss nicht mehr zu verhindern sein. Aber zumindest die Diskussion ist hitzig. Die Rede ist von den beiden Häusern August-Bebel-Straße 3 und 5 gegenüber dem Biertheater im Herzen Radebergs. Die sollten eigentlich schon seit gut sieben Jahren verschwunden sein, um Platz zu machen für das Projekt „Röder-Grünzug“. Der Uferbereich der Röder soll begehbar und erlebbar werden, so die Idee.

2010 hatte der Stadtrat also das Ende für die beiden Gebäude beschlossen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass es dafür Fördermittel gibt. Aber die flossen über die Jahre nicht. Nun gibt es eine Förderung, die nach dem Abriss aufs Konto kommen soll. Radeberg geht bis dahin sozusagen in Vorkasse. Und die Fläche der beiden Häuser soll dann ein durchaus zentraler Abschnitt des „erlebbaren Röder-Ufers“ werden, das bis zum großen Stadtjubiläum „800 Jahre Radeberg“ schon sichtbar sein soll.

Aber nachdem nun in den vergangenen gut zwei Jahren auf Grund des mächtig Schwung aufnehmenden Wohnungsmarkts an verschiedenen Stellen in Radeberg ebenfalls abrissreife Häuser von Investoren gekauft und saniert worden waren, kam nun auch mit Blick auf die beiden Häuser an der Bebelstraße eine entsprechende Diskussion auf.

Schwere Entscheidung

Eine Debatte, die auch zum Beispiel im Technischen Ausschuss des Stadtrats geführt worden war. Ergebnis: Der Abriss soll kommen. „Aber das war durchaus eine Entscheidung, die sich die Akteure nicht wirklich leicht gemacht haben“, erklärte auch Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) vor gut einem Monat auch noch einmal im Stadtrat. „Die beiden Gebäude sind baulich so verbunden, dass sie nur als Einheit zu sanieren sind“, verwies Lemm auf die Sicht der hinzugezogenen Fachleute. Da aber gerade die Nummer 3 schon so morsch sei, dass eine Sanierung wirtschaftlich und letztlich wohl auch technisch kaum noch machbar wäre, „haben wir uns dann letztendlich für einen Abriss beider Gebäude entschieden“, so das Stadtoberhaupt. Zudem hätte eine Sanierung dieser beiden, recht einsam am Straßenrand stehenden Häuser stadtplanerisch nur dann Sinn gemacht, „wenn anschließend die Front entlang der Straße auf dieser Seite sozusagen auch baulich geschlossen wird“, fügte Lemm an. Aber das sei weder möglich, noch sei es geplant.

Also laufen nun, wie in der SZ beschrieben, die Vorbereitungen für den Abriss. Was wiederum auf der SZ-Facebook-Seite zu hitzigen Diskussionen führte. SZ-Leser Uwe Hesse beispielsweise, findet es schade, „dass man immer gleich an die Abrissbirne denkt, statt zu versuchen die Häuser zu retten“. Für ihn gehören diese Häuser unbedingt zum Stadtbild. Das sieht auch Jens Kuchinke so: „Im näheren Umkreis gibt es reichlich Grün, man sollte doch mal eher mehr ein Auge auf das Eschebach-Gelände werfen“, ist er überzeugt. Und René Borrmann ist lesbar enttäuscht: „Sieht aus, als würde Radeberg seine Altstadt abschaffen – das hat leider nicht mehr das Flair meiner Heimatstadt …“

Befürworter des Abrisses sind hingegen überzeugt, dass ein Ufer mit Wegen, Spielplätzen und Strandbereichen langfristig die Lebensqualität in Radeberg steigert. Das wird sich bis 2019 zeigen.