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Mehrgenerationen-Wohnen in Radeberg

Die Wohnungsbaugenossenschaft hat das Grundstück jetzt kaufen können. Und auch das Projekt steht.

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© Entwurf: Iproconsult Dresden

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Zumindest im Computer von Susann Sembdner gibt es das wohl spannendste Bauprojekt Radebergs schon. Und die Chefin der Radeberger Wohnungsbau- genossenschaft ist auch zuversichtlich, dass aus dieser Computerzeichnung ab kommendem Jahr nun endlich auch Realität wird.

„Der Grundstückskauf ist am 11. Juli über die Bühne gegangen“, ist Susann Sembdner die Erleichterung deutlich anzuhören. Immerhin seit 2009 baggert sie – bisher aber nur im sprichwörtlichen Sinne – an dem Projekt. An der Idee nämlich, an der Waldstraße in der Südvorstadt nicht nur den ersten Wohnungs-Neubau der Genossenschaft seit der Wende entstehen zu lassen, sondern es soll auch ein Projekt werden, das es so in Radeberg und Umgebung bisher noch nicht gegeben hat: ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt.

Unterschiedlich große Wohnungen

Auf der Fläche, wo bis 2008 noch die alte Hans-Beimler-Schule stand, werden nun 40 unterschiedlich große Wohnungen in einem Gebäudekomplex realisiert, in dem Mieter unterschiedlicher Generationen gemeinsam leben. Und die sich gegenseitig unterstützen sollen. „Ohne Zwang natürlich, das soll alles von allein wachsen“, macht die Genossenschafts-Chefin klar. Junge Familien mit Kindern zum Beispiel könnten sich um die Einkäufe für ältere Mitbewohner kümmern – während die Senioren dann im Gegenzug auf die Kinder aufpassen, wenn die Eltern mal länger arbeiten müssen.

Die Vorplanung soll Ende Juli abgeschlossen sein; dann geht das Projekt auf die bürokratische Baugenehmigungs-Tour. „Wenn alles gut läuft, könnten wir die Baugenehmigung noch dieses Jahr haben – dann kann es tatsächlich 2018 losgehen“, hofft Susann Sembdner. Denn, so verrät sie, erste Interessenten melden sich bereits regelmäßig und fragen nach.

Bei Architekturwettbewerb gewonnen

Das Bild im Computer der Radeberger Genossenschafts-Chefin stammt dabei vom Dresdner Architekturbüro Iproconsult. Die Dresdner hatten sich in einem Architekturwettbewerb durchgesetzt. „Das Unternehmen hat unsere Vorstellungen am besten umgesetzt“, macht Susann Sembdner deutlich. Die Genossenschaft hatte Radeberger Planungsbüros angesprochen, aber den Wettbewerb auch deutschlandweit beworben. Letztlich hatten sich insgesamt sechs Architekturbüros beteiligt.

„Ich finde, der Siegerentwurf passt auch optisch sehr gut auf die Fläche zwischen der Dresdner Heide und den Wohnblöcken an der Waldstraße“, klingt die Genossenschafts-Chefin zufrieden. Auch, wenn sie das Projekt natürlich gern längst umgesetzt hätte. Denn den Bedarf sieht Susann Sembdner schon seit Jahren. Und so hatte sich die Genossenschaft wie erwähnt schon 2009 um finanzielle Unterstützung aus dem extra für solche Projekte aufgelegten Förderprogramm „Soziale Stadt“ des Freistaats bemüht. War aber leer ausgegangen.

Hürde übersprungen

Ohne Förderung wäre das Ganze damals aber finanziell nicht machbar gewesen. Denn das Grundstück trug eine Art Hypothek: Da die Schule samt der dazugehörigen morschen Turnhalle 2008 mithilfe von gut einer halben Million Euro Fördermittel abgerissen worden war, durfte das Areal zehn Jahre lang nicht bebaut werden. Es sei denn, der Bauherr zahlt in diesen zehn Jahren dann einen Teil der Fördermittel zurück. Diese Rückzahlsumme schrumpfte dabei von Jahr zu Jahr, das Projekt wurde also quasi damit auch von Jahr zu Jahr machbarer. So gesehen hatte die Verzögerung sogar ihr Gutes, denn mittlerweile ist die Zehn-Jahres-Frist so gut wie abgelaufen.

Wobei diese Verzögerung in letzter Zeit weniger mit den Finanzen zu tun hatte. Denn obwohl auf dem der Stadt Radeberg gehörenden Areal eine Schule samt Turnhalle gestanden hatte, gehörte die Fläche nach dem Abriss aus Sicht des Landratsamtes in Bautzen plötzlich zum sogenannten Außenbereich. Ein Bereich, in dem nur in Ausnahmefällen und zudem mithilfe eines extra auf den Weg gebrachten Bebauungsplans gebaut werden darf. Also gingen Genossenschaft und Stadt gemeinsam auch noch diese Hürde an – und übersprangen sie.