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Rad- und Fußweg nach Graupa gefordert

Schüler und Heimbewohner aus Bonnewitz nutzen die Strecke zwischen den Orten täglich. Doch an der Straße zu laufen ist kreuzgefährlich.

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© Foto: privat

Von Thomas Möckel

Pirna. Als Antje Reichel und Jana Entrich gegen 18 Uhr die Dorfstraße in Bonnewitz ortsauswärts laufen, trifft sie am letzten Haus des Dorfes noch ein fahlgelber Schein einer Straßenlampe, danach verschluckt sie das Dunkel. Vorsichtig gehen beide am äußersten Straßenrand, die matschige Wiese gleich neben der Trasse meiden sie. Man sieht die Hand vor Augen nicht, alles lässt sich nur schemenhaft erkennen. Autofahrer, die sich mit ihren Wagen die enge Kurve von der Verbindungsstraße nach Graupa hinunter nach Bonnewitz schlängeln, bremsen jedes Mal erschrocken ab, weil sie die Fußgänger erst im letzten Moment sehen. Weiter oben braust der Verkehr von der nahen S 177 nach Graupa, nahe heran an die Trasse trauen sich die beiden Frauen nicht. „Hier entlangzulaufen“, sagt Antje Reichel, „ist kreuzgefährlich.“

Dieser Zustand offenbart quasi ein doppeltes Dilemma: Die Dorfstraße ist aus Sicht der Bewohner am Ortsrand nur mangelhaft beleuchtet. Und an der Hauptstraße nach Graupa fehlt ein Rad- und Gehweg. Schon seit reichlich zwei Jahren kämpft eine Initiative um die beiden Frauen für einen sicheren Pfad für Radler und Fußgänger, bislang allerdings erfolglos. „Nun wird es aber wirklich langsam Zeit dafür“, sagt Jana Entrich. Denn die Situation verschärft sich ständig.

Eine der Ursachen liegt in einem für Bonnewitz eher glücklichen Umstand. Der Ort, sagt Antje Reichel, profitiere seit geraumer Zeit davon, dass viele junge Familien ins Dorf ziehen – und mit ihnen viele Kinder. Etwa 20 von ihnen pendeln täglich per Rad oder zu Fuß zur Grundschule nach Graupa. Überhaupt ist im Nachbarort so ziemlich alles zu finden, wo die Bonnewitzer hinmüssen: Kindertagesstätte, Schule, Arzt, Bäcker, Sparkasse, Sportvereine.

Viele wählen für ihre Ziele den Weg direkt an der Verbindungsstraße, weil er der kürzeste ist – aber eben auch der unsicherste. Das Laufen entlang der Trasse nimmt dann schon mal seltsame Formen an. Die Bewohner der Heilpädagogischen Schule in Bonnewitz beispielsweise gehen stets im Gänsemarsch neben der Straße zu den Werkstätten in Graupa. Damit sie zeitig wahrgenommen werden, trägt jeder von ihnen eine Warnweste. „Das kann aber nicht Sinn der Sache sein. Der Randstreifen wäre wirklich breit genug für einen Rad- und Gehweg“, sagt Antje Reichel. Ein möglicher Umweg kommt für sie und ihre Mitstreiter nicht in Betracht.

Kinder springen in den Graben



Entlang der weiter entfernt liegenden Umgehungsstraße 177 existiert zwar ein Radweg, der ist aber wesentlich länger, führt ein Stück durch den Wald und ist unbeleuchtet. „Keiner schickt da wirklich seine Kinder lang“, sagt Jana Entrich.

Als problematisch kommt an der kurzen Strecke zwischen Bonnewitz und Graupa noch hinzu: Viele Kraftfahrer kommen mit viel Tempo von der nahen Umgehungsstraße und drücken in Richtung Graupa weiterhin auf die Tube, was den Weg neben der Trasse noch riskanter macht. Und weil die Straße nicht besonders breit ist, wird auch Begegnungsverkehr zur Gefahr: Treffen sich beispielsweise Bus und Auto auf gleicher Höhe, so schildert es Antje Reichel, müssen Fahrzeuge so weit an den Rand ausweichen, dass die Kinder schon mal in den Graben springen, um nicht von den Karossen erfasst werden. „Wir brauchen nun endlich einen separaten Weg neben der Straße“, bekräftigt Jana Entrich.

Ob der allerdings so schnell kommt, ist nach wie vor fraglich. Der Ortschaftsrat Graupa beantragte schon 2016 einen solchen separaten Weg. Immerhin hat die Stadt Pirna nun vom für die Straße zuständigen Landratsamt  die Bestätigung erhalten, dass das Vorhaben ins Bauprogramm zur Radverkehrskonzeption Sachsen bis 2025 aufgenommen wurde. Auf den Zeitpunkt des Baus, so das Rathaus, habe die Stadt allerdings keinen Einfluss. Der Baustart ist ungewiss.

Angesichts des fehlenden Rad- und Gehweges verweist Pirna als Trost auf den öffentlichen Nahverkehr. Mit der Linie 63 der Dresdner Verkehrbetriebe gebe es eine gut getaktete Busverbindung zwischen Bonnewitz und Graupa, die werktags bis zu dreimal in der Stunde fährt.

Eine Möglichkeit, das zulässige Höchsttempo auf der Strecke zu drosseln, sieht die Stadt nicht. Dazu bedürfe es einer besonderen Begründung. Doch Polizei und Landratsamt würden nach Angaben des Rathauses in dem betreffenden Abschnitt derzeit keine Gefahrenstrecke sehen.

Aber möglicherweise tut sich in Sachen Beleuchtung etwas. Laut Stadtverwaltung werden zwar öffentliche Straße nur innerhalb der geschlossenen Bebauung beleuchtet. Die Entfernung an der Dorfstraße vom letzten Haus bis zum Ortsausgang betrage 30 Meter, es sei daher nicht erforderlich, die Zahl der Laternen zu erweitern. Auf Antrag des Stadtrates überarbeitet Pirna aber derzeit das gesamte Straßenbeleuchtungskonzept. Zurzeit bereiten die Fraktionen Antworten auf das vom Rathaus vorgelegte Arbeitspapier vor. Die Ergebnisse sollen in die Diskussion zum Doppelhaushalt 2019/2020 einfließen. Möglicherweise ergibt sich daraus ein Spielraum für zusätzliche Straßenlampen in Bonnewitz.