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Qualität in der Nucknitzer Baracke

800 Besucher feierten Nukstock. Das Festival stieg zwischen den zweisprachigen Orten Crostwitz und Nucknitz.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Nucknitz. Was für ein herrliches Musik-Wochenende! So klang die Meinung vieler Besucher, die schon den Freitag miterlebten. Begeistert waren die Besucher von der liebevollen Vorbereitung. „Ich bin in Burkau von der Autobahn gekommen. Die Hinweisschilder führten mich von Kreuzung zu Kreuzung bis zum Nucknitzer Konzertort. Für mich ist das sorbische Gastfreundschaft“, berichtete Paul Wiegner aus Dresden. Kennen gelernt hat er das Festival aus Erzählungen. „Hier soll ein kulturelles Biotop vorhanden sein“, sagt der Biker und schlägt seine Zelte gleich auf der Wiese vor dem Konzertgelände auf. Wenn seine Freunde kommen, soll alles fertig sein.

Paul Walter aus Bautzen ist schon ein alter Hase im Nucknitzer Rockrevier. „Seit 1997 bin ich jedes Jahr dabei gewesen, wenn es auf den Nucknitzer Wiesen zur Sache ging“, so der Mittvierziger. „Nuckstock“ ist am Freitag achtzehn geworden. Wer mitrechnet merkt, dass dann ja 2017 schon das 20. Jubiläum anstehen müsste. „2002 und 2003 haben wir uns eine kreative Pause gegönnt, um über neue Wege nachzudenken“, erklärt Boscan Nawka. Er koordiniert hier das Geschehen. Ein Blick über den Zeitplatz zeigt: Hierher kommen Besucher aus allen Himmelsrichtungen. „Unsere Gäste sind anspruchsvoll. Sie wollen Neues entdecken. Und das muss Qualität haben. Darüber freuen wir uns und diesem Anspruch wollen wir als Verein jedes Jahr aufs Neue gerecht werden. In der Nucknitzer Baracke hören wir uns die Bands sehr genau an bevor wir sie bei Nukstock einsetzen“, so Boscan Nawka. Für die Veranstalter seien Stilfragen wichtig. Außerdem sollen die Bands etwas zum künstlerischen Anspruch Festivals beisteuern können. Das gelingt nicht jeder. Wer das Geschehen intensiver verfolgt, merkt schnell. Die Reihenfolge ist hier keine vorweggenommene Wertung. Schon Freitagnacht wurde das klar. Gleich nach der Band Loya Dschirga kam die große Stunde für Cat’s Eye Nebula. Hier geht es um ein regionales Eigengewächs mit musikalischem Anspruch. „Irgendetwas zwischen Psychedelic Rock und E-Musik“, war von den Veranstaltern zu hören. Da wird ein Phänomen erlebbar. Mit der Perspektive musikalischer Schubladen und althergebrachten Einordnungsvorstellungen ist hier wenig zu machen. „Wir haben unsere Vorstellungen. Und die setzen wir in Texte und Musik um. Da werden viele Gefühlsebenen angesprochen. Licht und Sound sind wichtig. Aber am Ende zählt die Performance als Ganzes“, war von Frontmann Daniel Betnar zu hören. Solche Ansagen machten neugierig. Die Spannung stieg. Als die fünf Musiker nach 21 Uhr auf die Bühne kamen, standen schon zahlreiche Fans am Bühnenrand. Neben englischsprachiger Musik standen sorbische Songs im Mittelpunkt. Das Eigenleben dieser Musik wird erlebbar. Das waren einzigartige Schwingungen zwischen Publikum und Band. Und viele Zuhörer freuten sich darüber, dass die sorbische Sprache durch die Kunst immer wieder in neuen Zeiten ankommt.

„So war es und so bleibt es“, sagte ein alter Mann, der mit seinem Enkel feierte. Hier standen junge Musiker auf der Bühne, die ihre Verantwortung dafür spüren. So erklärt sich die filigrane Umsetzung der Titelfolge. Cat’s Eye Nebula war ein gelungener Programmteil! Auch Sonnabend reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Der Auftakt kam von „Sahara und die Geigerzähler“ schon mittags. Überraschungen lieferten auch Bands wie „Fuckwinter“ aus Halle. Es ging bis nach Mitternacht. Und Sonntag machten sich die Zuhörer wieder auf den Heimweg. In alle Himmelsrichtungen. Sie werden Nucknitz in hohen Tönen loben.