Von Frank Thümmler
Ab sofort wird in Görlitz wieder hochklassiger Basketball gespielt. Der Görlitzer BC, der sich den Namenszusatz „Squirrels“ (Eichhörnchen) gegeben hat, startet in der Landesliga – nach vielen Jahren im Hobbybereich und drei Jahren in der Bezirksliga, der untersten Spielklasse im offiziellen Spielbetrieb. Dort haben die Görlitzer von Anfang an gut ausgesehen, wurden in der vergangenen Saison Meister, hätten aber auch schon ein Jahr früher aufsteigen können.
Der Kader der Görlitzer Squirrels zum Durchklicken
„Dass wir das damals noch nicht getan haben, hatte verschiedene Gründe“, erklärt Philipp Schmidt, 2003 Gründungsmitglied, jetzt Vorstandsvorsitzender, Trainer und Spieler in Personalunion. „Wir mussten erst die strukturellen Voraussetzungen im Verein schaffen.“ Dazu gehören die Ausbildung eines Schiedsrichters, der auf Landesebene pfeifen kann, die Ausbildung von Übungsleitern mit einer Lizenz des DBB (Deutscher Basketballbund) und der Nachweis von Nachwuchsausbildung. Das alles fordert laut Schmidt der Verband als Voraussetzung für die Teilnahme am Spielbetrieb in der Landesliga. Dazu kommen noch die nach einer Veränderung der Spielregeln erforderlichen neuen Linienmarkierungen, die in der Jahnhalle aufgebracht werden mussten, und die Anschaffung neuer 24-Sekunden-Uhren (so viel Zeit hat ein Team für einen Angriff), weil die alten nach einer Regeländerung nicht mehr nutzbar sind.
Die ganze Wahrheit ist das immer noch nicht. Die Mannschaft musste auch bereit sein, diesen Schritt mitzugehen. Nicht wegen der höheren sportlichen Herausforderung, sondern vor allem wegen der viel höheren Anzahl an Spielterminen. In der Bezirksliga werden kleine Dreierturniere mit zwei Spielen an einem Tag ausgetragen. Konkret gab es in der vergangenen Saison für die Görlitzer acht. In der Landesliga wird eine ganz normale Hin- und Rückrunde gespielt. In der Liga mit elf Mannschaften sind das 20 Spieltage. Die zeitliche Belastung ist also viel größer – für die Familienväter, vor allem auch für die Einpendler, die extra zu den Spielen anreisen – bis von Frankfurt/Main.
„Wir mussten unseren Kader vor allem breiter aufstellen, sodass wir nicht in Schwierigkeiten kommen, wenn mal zwei, drei Stammspieler nicht da sind“, erklärt Philipp Schmidt. „Das ist uns jetzt auf unserem Toplevel gelungen.“ Der Ex-Görlitzer Tobias Berner, der in Greifswald schon Regionalliga gespielt hat, gehört in der neuen Saison genauso zum Kader wie der Serbe Nikola Milutinovic, der wegen der Arbeit seiner Frau am Klinikum nach Görlitz gezogen ist und auf ähnlichem Niveau spielt wie die Görlitzer. Dazu kommen eine ganze Reihe Nachwuchsspieler um die 20 Jahre, die Anschluss gefunden haben – ein Ergebnis der Nachwuchsarbeit des GBC in den vergangenen Jahren.
Mit den Eurocentern vergangener Jahre, die damals noch eine Klasse höher (Oberliga) für Furore gesorgt hatten, hat diese Mannschaft kaum etwas zu tun. Einige Spieler dieses Teams (z. B. Laube und Jacob) spielen jetzt zwar beim GBC, aber die damaligen Eurocenter wurden von Zgorzelecer Spielern dominiert, die den Sprung in das Zgorzelecer Profiteam nicht (mehr) geschafft hatten. „Das wollen wir bewusst nicht, sondern legen viel Wert auf unsere Identität, auf die familiäre Verbundenheit. Wir haben zwar Kontakte zu Turow, veranstalten zum Beispiel Testspiele, organisieren gemeinsame Projekte, aber Spielergeschäfte wollen wir ausdrücklich nicht, auch wenn uns solche Spieler natürlich verstärken würden“, sagt Philipp Schmidt. Gegen die zweite Mannschaft des aktuellen polnischen Vizemeisters wurden vor der Saison zwei Testspiele bestritten. Eines ging nur knapp 70:78 verloren, obwohl bei den Zgorzelecern polnische U20-Nationalspieler auf dem Parkett waren. Beim KommWohnen-Cup gelang ein 59:44-Sieg über die Zittauer Falcons, die immerhin eine Klasse spielen.
Das alles macht Mut für die übermorgen beginnende Saison. Den Kampfgeist der Mannschaft, die Reboundstärke und die schnellen Tempogegenstöße sieht der Trainer als Stärken seines Teams, setzt dabei besonders auf den „Anker“ Frank Jakob unter den Brettern und die Geschwindigkeit von Point Guard Mirko Weinhold. Am Sonnabend, 15 Uhr, erfolgt in der Jahnsporthalle der Anpfiff zum ersten Spiel des GBC in Sachsens zweithöchster Spielklasse. Die „Squirrels“ haben viel Werbung gemacht, waren in den vergangenen Wochen mit einem Basketballstand viel in der Öffentlichkeit unterwegs und hoffen auf eine volle Halle. „Wir wollen unserem Namen Ehre machen und Punkte sammeln wie die Eichhörnchen“, verspricht Philipp Schmidt.