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Pulsnitz feiert ohne Maibaum

Nur ein Stumpf guckte noch heraus: Der Pulsnitzer Maibaum fiel der Säge zum Opfer. Die Polizei stellte Täter.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Krass, nur noch ein Stumpel übrig“, kommentiert ein Beobachter. Pulsnitz muss in diesem Jahr wohl ohne Maibaum das Stadtfest feiern. Am Morgen des Maifeiertages wurde die Feuerwehr alarmiert und rückte mit der Drehleiter zum Markt aus, um den Maibaum zu sichern. Der sollte angesägt worden sein. Aber es war noch schlimmer. Der Baum sei fast komplett durchgesägt gewesen.

Eine gefährliche Situation. „Wir sicherten den Maibaum mit zwei Arbeitsleinen und legten ihn kontrolliert um“, lassen die Feuerwehrleute wissen. Nach genau 52 Minuten gegen 7 Uhr sei alles vorbei gewesen und der Maibaum bot nur noch ein trauriges Bild, hingestreckt auf dem Markt. Aus Sicherheitsgründen gab es keine andere Lösung. Bei der morgendlichen Maibaum-Aktion könnte im Übrigen auch eine Axt im Spiel gewesen sein. Manche Anlieger berichteten, dass sie von Hack-Geräuschen geweckt wurden. So kam die Nachricht wohl kurz vor 6 Uhr auch der Polizei an. Zeugen hatten danach mehrere Personen beobachtet, die sich an dem Stamm zu schaffen gemacht haben und die Beamten alarmiert. Vielleicht auch deshalb ließen die Täter ab und türmten. Zu spät, um den Maibaum noch zu retten.

Über den Hergang der Sägeaktion gibt es unterdessen die unterschiedlichsten Berichte und Spekulationen in sozialen Netzwerken. Bis zu fünf um die 20 Jahre alte Beteiligte sollen beobachtet wurden sein. Von fünf „Jungs“ war da die Rede, die sogar auf frischer Tat von der Polizei erwischt worden seien: „Nicht schlau 5.45 Uhr erst zu sägen und dann die Axt zu schlagen, dass es den ganzen Markt erschallt“, so ein Kommentar. Nun ermittelt der Kriminaldienst des Reviers Kamenz. Der Vorwurf lautet: Sachbeschädigung. An den Beobachtungen ist offenbar durchaus etwas dran. Thomas Knaup ist Polizeisprecher der Direktion in Görlitz und erklärt: „Nach derzeitigem Kenntnisstand wird die Tat einem 24 und einem 17-Jährigen aus dem Raum Elstra zur Last gelegt. Das Ergebnis der weiteren Ermittlungen bleibt jedoch abzuwarten.“

Bezug zur Tradition

In sozialen Netzwerken werden unterdessen einige Fragen diskutiert: Ob das noch etwas mit Tradition oder Bräuchen zu tun hat oder nicht? Wann gesägt werden darf oder auch nicht. Und: „Sind etwa die Wachen eingeschlafen oder gab es gar keine?“ Wohl eher Letzteres. Darf eine Axt verwendet werden und waren die „Attentäter“ überhaupt schon zu spät dran? Auch die Folgen sind Thema, wenn ein gestohlener Maibaum auszulösen ist. So weit kam es ja nicht. Einige Traditionalisten verteidigen solche Sägeaktionen. Andere sagen: „Maibaum absägen ist gemeingefährlicher Vandalismus, den man nicht als Traditionspflege verharmlosen sollte.“ Mal ganz davon abgesehen, dass es auch gefährlich sei. Der Pulsnitzer Bauamtsleiter Kay Kühne stellt klar: „Wenn es um Zerstörung und Kaputtmachen geht, dann hält man natürlich gern an Traditionen fest. Nur wenn es um Tradition im Sinne von Aufbauen und Organisieren geht, dann ist natürlich weit und breit niemand der jugendlichen Traditionswahrer zu sehen.“

Sicher sind sich sogenannte Maibaumexperten: Der Baum sei nicht gefallen. „Somit darf er im nächsten Jahr wieder stehen.“ Klar ist auf jeden Fall: In diesem Jahr wird es zum Pulsnitzer Stadtfest keinen Maibaum geben. Der aktuelle war schon einmal Ziel von Maibaum-Sägern und wäre nun zu kurz. Ein Neuer sei nicht mehr zu beschaffen in der Kürze der Zeit, heißt es. Ganz sicher ist es wohl noch nicht. Dem Vernehmen nach sei der Heimatverein aber dran an dem Thema – für 2019.