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Publikumsliebling verlässt Zittauer Theater

Stephan Bestier geht im Sommer nach Köln. Aber eine Rückkehr schließt er nicht aus.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Entspannt lehnt Stephan Bestier an dem wuchtigen Baum, der von Efeu umrankt wird. Im Theater ist alles geklärt und nun kann der Schauspieler mit der Information an die Öffentlichkeit gehen: Der 34-Jährige wird am Ende der laufenden Spielzeit das Zittauer Theater verlassen. Bestier zieht es nach Köln.

Die Nachricht sorgt für ein Deja vu. Vor zwei Jahren wurde Stefan Sieh vom Theaterpublikum zum beliebtesten Schauspieler gewählt und kehrte wenige Monate später dem Ensemble den Rücken. Im vorigen Herbst erhielt Stephan Bestier den Gerhart-Hauptmann-Theater-Preis als beliebtester Schauspieler und verlässt nun ebenfalls Zittau. Und doch gibt es bei beiden Fällen einen großen Unterschied: Der Weggang von Stefan Sieh ist nicht freiwillig gewesen. Bestier hat dagegen seinen Vertrag aus eigener Entscheidung nicht verlängert.

Die neun Jahre am Zittauer Theater hätten ihm so viel gegeben, findet der gebürtige Wolgaster. Doch nun sei die Kapazität des Gebens erschöpft. In den letzten Jahren habe er zunehmend festgestellt, dass er immer wieder in Unterhaltungsrollen besetzt wird. Das seien nicht unbedingt Aufgaben, an denen er sich die Zähne ausbeiße, sagt Bestier.

Er hätte vielleicht darauf hoffen können, dass er in zwei oder drei Jahren auch mal anspruchsvolle Charakterrollen spielen darf. Oder sich dafür entscheiden, zu gehen. Der 34-Jährige wählte die zweite Option. Er sei jetzt in einem Alter, in dem er den Wechsel in die Freischaffenheit wagen könne. In ein festes Engagement könne er später immer noch zurückkehren.

Bestier will künftig mehr Regie führen. „Es zeigt sich, dass ich immer mehr in das Fach wechsele“, sagt er. Am Zittauer Theater inszenierte er schon öfter Stücke. Zuerst arbeitete er vor allem mit dem Theaterjugendclub zusammen, mit ihm gestaltete er die Stücke „Oskar und die Dame in Rosa“, „Frühlingserwachen“, „Besser wissen“ und „Geheime Freunde“. Aber er übernahm inzwischen auch die Regie bei größeren Schauspielinszenierungen, so im Vorjahr bei „Eine Sommernacht“. In der aktuellen Spielzeit bringt er die Tragödie „Am schwarzen See“ auf die Bühne. Neben den Aufgaben als Schauspieler inszenierte er in der Regel ein Stück pro Spielzeit.

Der Wechsel in die Freischaffenheit sei zwar auch ein großes Risiko, doch für den Anfang deuten sich bereits einige Aufgaben an. So habe er zwei Regiearbeiten in Aussicht, von denen ihn eine zurück nach Görlitz führen wird. Auch am Zittauer Theater könnte er sich Aufgaben als Gastregisseur vorstellen. Das „Tischtuch“ mit der Schauspielleitung sei keinesfalls zerschnitten, betont Bestier.

Trotz des Wunsches, mehr Regie führen zu wollen, hält er sich die Option Schauspiel offen. Wenn es gute Angebote gebe, werde er nie nein sagen, meint er. Und das gilt nicht nur für die Bühne, sondern auch für Film und Fernsehen. Freunde haben ihn gesagt, dass er ein „Filmgesicht“ habe. Angebote bekam er in den vergangenen Jahren schon, darunter ein 17-tägiger Dreh in Bulgarien. Weil er aber in Zittau in Vorstellungen eingeplant war, konnte er dieses Angebot nicht annehmen. Künftig sei das kein Problem mehr. Vielleicht kommt ja noch mal so ein interessantes Filmangebot. „Glück ist mein zweiter Vorname“, sagt Bestier. „Bis jetzt hat es sich immer bewahrheitet.“

Auch 2009 hatte er großes Glück: Gleich nach dem Abschluss seiner Schauspielausbildung erhielt er das Festengagement in Zittau. Der damalige Intendant Carsten Knödler hatte für seinen Start in Zittau ein neues Ensemble zusammengestellt. Vor vier Jahren spielte Stephan Bestier schon mal mit dem Gedanken, das hiesige Theater zu verlassen. Doch dann wurden ihm wieder spannende Rollen und auch Regieaufgaben angeboten und er blieb. Bis jetzt.

Diesmal gebe es kein Zurück mehr. Die Entscheidung, den Vertrag zu beenden, ist endgültig. Das hat auch private Gründe. Der Partner wohne derzeit in Köln. Nach drei Jahren Fernbeziehung gab es nun den Wunsch, die räumliche Trennung zu beenden. Der Partner arbeitet in einer Werbeagentur und könne deshalb nicht einfach nach Zittau umziehen. Er selbst sei flexibler und kann nach Köln gehen, sagt Bestier.

Dass er im Herbst zum beliebtesten Schauspieler – zum zweiten Mal – gewählt wurde, habe ihn sehr gefreut. An seiner Entscheidung konnte die Auszeichnung aber nichts mehr ändern. Es tue ihm leid für die Zuschauer, die erneut einen Publikumsliebling verlieren. Er sei dankbar für das, was er bisher in Zittau erlebt habe und in den nächsten Monaten erleben kann. So spielt er demnächst den Conférencier in dem Musical „Cabaret“, Premiere ist am 9. Februar. Schon in den „Comedian Harmonists“ übernahm er eine sehr musikalische Rolle – und das Stück wurde am Ende zum besten der Spielzeit gekürt.