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Prüfstand für Schwergewichte

Bei Eickhoff läuft es rund – das Unternehmen investiert mehr als zehn Millionen Euro, denn die Zukunftsaussichten sind gut.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Das Ganze mutet wie ein kleiner Wald an, nur dass die Bäume aus Beton sind: Die Firma Eickhoff baut im Gewerbegebiet Klipphausen eine neue Halle. Die 48 Betonstützen sollen nicht nur deren Dach tragen, sondern auch den Hallenkran. Das wird eine Laufkatze sein, die bis zu 100 Tonnen Last transportieren kann, umgerechnet also zweieinhalb voll beladene 40-Tonnen-Lkw an den Haken nehmen kann.

Jede der 48 Betonstützen steht auf vier Pfählen, die bis zu 13 Meter tief, „bis wir auf den Fels kamen“, gegründet sind, erzählt Ralf G. Wittor, der zuständige Eickhoff-Geschäftsführer. Im April soll das Dach auf die Halle kommen, und dann, quasi im Trocknen, wird die Baugrube für den Prüfstand ausgehoben. Auf diesem werden die bis zu 50 Tonnen schweren Getriebe für Windkraftanlagen auf Herz und Nieren getestet, bevor sie ausgeliefert werden. Damit vom Prüfstand keine Erschütterungen ausgehen – bei der Fertigung der Getriebe-Kolosse werden Maßgenauigkeiten im Tausendstel-Millimeter-Bereich gefordert –, wird dessen Fundament auf mitschwingende Stützen gesetzt.

Mehr als zehn Millionen Euro wird sich Eickhoff – das Maschinenbau- und Gießereiunternehmen mit Hauptsitz in Bochum feierte vor zwei Jahren sein 150-jähriges Gründungsjubiläum– kosten lassen. Wer so viel Geld in die Hand nimmt, muss von seinen Zukunftsaussichten überzeugt sein. Und das ist Ralf G. Wittor. Zwar fertige Eickhoff in Klipphausen 650 Getriebe für Windkraftanlagen im Jahr, in Bochum noch einmal 350, also zusammen rund 1 000. Der größte chinesische Hersteller bringt es allein auf 8 000 Stück im Jahr. Zwar gehören Eickhoff nur rund fünf Prozent am weltweiten Kuchen der Windkraftanlagengetriebe. Aber: „Wir liefern ausgezeichnete Qualität, wir können sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren und wir sind schneller als unsere Mitbewerber in der Entwicklung neuer Produkte“, nennt der Geschäftsführer drei Pluspunkte, die für Eickhoff sprächen. Wenn man zudem nicht nur auf Deutschland blicke, sondern die weltweiten Märkte im Blick habe, so wird dort für die nächste Zeit von jährlich drei bis vier Prozent Wachstum beim Aufbau von erneuerbaren Energien ausgegangen. Nach eigenen Angaben hat Eickhoff bislang mehr als 7 000 Getriebe für Windkraftanlagen gebaut, womit Wind mit insgesamt 14 000 MW Leistung in Strom umgewandelt wird. 1990 entwickelte das Unternehmen sein erstes Windkraftgetriebe. War dieses damals für eine Leistung von 125 Kilowatt aus gelegt, so bringt es das leistungsstärkste Seriengetriebe der Firma heute auf 3,4 Megawatt.

Eickhoff hatte allein bis 2009, als sich das Unternehmen in Klipphausen etablierte, rund 53 Millionen Euro am Standort investiert, später weitere Millionen für Anbauten und nun noch einmal mehr als zehn Millionen für die neue Halle. „Wir haben rund 250 Mitarbeiter in Klipphausen“, sagt der Geschäftsführer. Weitere werden mit der neuen Halle hinzukommen. Die Getriebe, die sie in Klipphausen montiert haben, werden nach Bremerhaven, Husum und Rostock gefahren, aber auch bis nach Portugal. „Es gibt nicht viele Länder, die komplette Windkraftanlagen bauen können, die auch noch zwanzig Jahre halten“, erklärt der Geschäftsführer am jetzigen Prüfstand. Die Getriebe, die hier getestet werden, bringen es nicht auf 50 Tonnen, wie die künftigen, sondern „nur“ auf 30 Tonnen. „Die Windkraftanlagen werden immer größer und damit auch die Getriebe“, begründet Ralf G. Wittor die Notwendigkeit, die neue Halle, die 100 Meter lang, 40 Meter breit und 15 Meter hoch sein wird, zu errichten. Der Geschäftsführer hofft, dort im September die ersten Probeläufe auf dem Prüfstand durchführen zu können.