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Protest gegen schwindende Parkplätze

Das wilde Parken unter der Marienbrücke gehört bald der Vergangenheit an. Kostenlose Möglichkeiten sind rar, Autofahrer sauer.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann und Annechristin Bonß

Schon früh am Morgen ist der Parkplatz unter der Marienbrücke gut gefüllt. Über 100 Autos parken dort täglich wild, häufig sind es Pendler. Noch wird das von der Stadt geduldet. Doch von Mitte Mai bis Ende August soll der Stellplatz westlich bis zur Pieschener Allee ausgebaut und asphaltiert werden. Danach heißt es für die Autofahrer: Ticket lösen. Sie müssen künftig bezahlen. Unter und zwischen den Brückenbögen ist das Abstellen der Pkw dann sogar ganz verboten. Doch die Pläne der Stadt stoßen auf Gegenwehr.

Als der Dresdner Christian Blümel aus der SZ erfuhr, dass die Stadt die Erhöhung der Parkgebühren und den Umbau des Stellplatzes unter der Marienbrücke plant, hat er sofort eine Protestseite auf Facebook angelegt. Zwar haben diese bislang nur wenige mit „gefällt mir“ markiert, doch vielen geht es wie ihm. Blümel nutzt die Parkmöglichkeit unter der Marienbrücke vor allem in den Wintermonaten. Dann fährt er seinen Sohn zum Sportgymnasium ins Ostragehege. „Der muss teilweise schon um 6.30 Uhr anfangen“, sagt der Protestler. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad will der Vater ihn im Dunkeln nicht fahren lassen. Nachdem er sein Kind abgesetzt hat, parkt Blümel meist unter der Brücke und läuft zu seinem Arbeitsplatz im Sächsischen Landtag. Im Sommer bleibt das Auto hingegen meist in der Garage. Noch. Denn weil die Familie in Dresden keine passende Wohnung gefunden hat, zieht sie bald aufs Dorf. „Dann bin ich täglich auf den Stellplatz angewiesen“, sagt Blümel.

So geht es auch vielen anderen: Der Noch-Dresdner schätzt, dass gerade einmal ein Drittel der parkenden Pkws ein Dresdner Kennzeichen hat. Auch ein junger Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, nutzt den Parkplatz täglich. Er wohnt in Moritzburg, arbeitet bei T-Systems am Postplatz. „Ich finde es schade, dass der Platz bald gesperrt ist“, sagt er. Doch eine Lösung hat er bereits gefunden: „Ich werde künftig hinter dem World Trade Center parken.“ Ein anderer Pendler findet deutlichere Worte. Für die Sperrung und höhere Parkkosten hat er kein Verständnis. „Ich komme nach Dresden um Geld zu verdienen, nicht um es auszugeben“, sagt der Pendler aus Hainichen.

„Die kostenlosen Parkmöglichkeiten in Innenstadtnähe sind äußerst begrenzt“, sagt auch Blümel. Die Stadt gibt dazu zwar keine Informationen heraus. Auf der Seite gratisparken.de werden allerdings deutschlandweit kostenlose Parkmöglichkeiten aufgelistet – auch für Dresden. Die Urheber der Homepage veröffentlichen die Übersicht zwar ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Aktualität. Ein Blick darauf zeigt: Im 26er-Ring gibt es neben dem wilden Parkplatz an der Marienbrücke gerade einmal neun weitere Möglichkeiten.

So gibt es in Hautbahnhofnähe an der Sidonienstraße sowie im hinteren Bereich der Bayrischen Straße kostenfreie Stellplätze. Relativ zentrumsnah ist das Parken auf der Bauhofstraße in der Wilsdruffer Vorstadt möglich. Von der Georgenstraße in der Inneren Neustadt, auf der es 40 Stellplätze gibt, sind es ebenfalls nur rund zehn Gehminuten ins Zentrum. Außerdem gibt es nahe der Marienbrücke zwei weitere Alternativen für die verärgerten Pendler: So kann nicht nur auf der anderen Elbseite am Fuße der Marienbrücke geparkt werden, sondern auch neben dem Steyer-Stadion.

„Dieses Angebot wird allerdings meist von den Sportlern angenommen“, sagt Blümel. Zu Recht, wie er findet. Verdrängen möchte er diese nicht. Er befürchtet durch den Wegfall der Plätze an der Marienbrücke ohnehin eine große Konkurrenz um die verbleibenden Lücken. Das will der Dresdner so nicht hinnehmen. „Die Facebook-Seite ist erst der Anfang“, sagt Blümel. „So wollen wir den Politikern schon einmal zeigen, wie viele Leute betroffen sind und sich gegen diese Entscheidung aussprechen.“ In den kommenden Tagen will er zusammen mit Arbeitskollegen außerdem Postkarten drucken und unter die Windschutzscheiben klemmen. „Sicherlich weiß noch nicht jeder über die Pläne Bescheid. Erfahren sie es erst, wenn es zu spät ist, wird der Ärger noch größer sein“, erklärt der Protestler. Auch auf die Stadträte will Blümel zugehen. „Und wir denken über eine Petition nach. “