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Protest gegen Feier zur Brücken-Eröffnung

Die Stadt Dresden kann immer noch nicht sagen, wann das umstrittene Bauwerk fertig wird. Unterdessen gibt es Protest wegen der feierlichen Freigabe.

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© Marco Klinger

Von Franziska Schneider und Tobias Winzer

Ein Termin steht noch nicht fest, trotzdem regt sich bereits Protest gegen die geplanten Feierlichkeiten zur Eröffnung der Waldschlößchenbrücke. Die Grünen fordern jetzt in einem offenen Brief von der Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), ganz auf die Einweihungsfeier zu verzichten. Der Bau der Brücke war 2009 Anlass, weshalb dem Dresdner Elbtal der Unesco-Welterbetitel aberkannt wurde. „Es wäre möglich, dass die Unesco diese Einweihungsfeier als Affront versteht“, sagt der Grünen-Chef und Welterbeaktivist, Thomas Löser.

Dresden bewirbt sich derzeit erneut um den Titel – diesmal allerdings für das Areal der Gartenstadt Hellerau und das Festspielhaus. Diese Bewerbung wird von einem Bürgerverein vorangetrieben, aber von der Oberbürgermeisterin unterstützt. Es sei nicht erkennbar, wie die Stadt ihren neuerlichen Vorschlag glaubwürdig vertreten wolle, wenn sie gleichzeitig die Brücke mit einer offiziellen Feier einweiht. „Die Bewerbung Helleraus könnte so ernsthaft gefährdet werden“, so Löser. Er schlägt vor, die Mittel für die Eröffnungsfeier dem Festspielhaus zugutekommen zu lassen, etwa für die Sanierung der Seitenflügel.

Die Stadtspitze reagiert verhalten auf den Vorstoß. „Selbstverständlich wird sich die Oberbürgermeisterin mit den Argumenten von Herrn Löser auseinandersetzen“, sagt Stadtsprecher Kai Schulz. Allerdings gebe es ein großes Interesse der Bürger an einer Eröffnungsfeier. „Fast täglich treffen im Rathaus Anfragen ein, wann die Eröffnung ist und wann gefeiert wird“, so Schulz. Zudem sei die Brücke das größte städtische Infrastrukturprojekt nach der Wende. „Dies sang- und klanglos in Betrieb zu nehmen erscheint wenig nachvollziehbar.“ Es gebe zudem keine Anzeichen vonseiten der Unesco, dass eine Eröffnung als Affront verstanden werden könnte.

Dieter Jaenicke, Künstlerischer Leiter des Europäischen Zentrums der Künste, möchte die Diskussion zur Brücke nicht kommentieren. „Aber wir freuen uns natürlich immer über Mittel für die dringend notwendige Sanierung des Ostflügels, die wiederum unerlässlich für die Welterbe-Bewerbung ist.“ Fehle bis zum Sommer ein Plan für die Sanierung, könnte die Bewerbung scheitern, so Jaenicke.

Unterdessen ist noch nicht klar, wann die Waldschlößchenbrücke überhaupt fertig wird. Zuletzt war immer von Juli die Rede. Doch obwohl bis dahin nur noch zwei Monate vergehen, gibt es immer noch keinen Eröffnungstermin für das bereits 158 Millionen Euro teure Bauwerk. „Aufgrund der Unwägbarkeiten, die sich zum einen aus dem Vertragsverhältnis mit den beauftragten Firmen und zum anderen aus der Verschiebung einzelner Arbeitsgänge aufgrund der langen Winterperiode 2013 ergeben, können derzeit keine Termine benannt werden“, teilte Helma Orosz auf eine Anfrage der Linken mit. Fraktionschef André Schollbach kritisiert den fehlenden Zeitplan. „Schließlich ist der lange Winter vorbei, sodass keine kältebedingten Verzögerungen mehr auftreten werden“, sagte er. Ursprünglich sollten schon im Sommer 2011 die ersten Autos über die Brücke rollen. Doch fehlende Baugenehmigungen und Streitereien mit den Baufirmen bremsten die Arbeiten immer wieder aus.