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Prossener lassen Ernst Thälmann auferstehen

Das einstige Luxusschiff der Weißen Flotte ist jetzt straßentauglich. Das interessiert auch einen Fernsehsender.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Es sollte was Außergewöhnliches werden. Und das wurde es! Zwei Jahre lang hatten die Prossener Schiffsbauer an dem riesigen Modell gearbeitet. Am Wochenende wurde die „Ernst Thälmann“ beim Festumzug der Schiffergesellschaft Elbe Prossen das erste Mal der Öffentlichkeit vorgeführt. Am Sonnabend hatte das Schiff sechs Mann Besatzung, am Sonntag waren es 15 Kinder.

Der Bau mit mehreren Decks und vielen Details war auch für die erfahrenen Schiffsbauer eine Herausforderung. Geht man nach dem Beifall und den staunenden Blicken der rund 2 000 Zuschauer am Straßenrand, hat sich der Aufwand gelohnt. Monatelang hatte das Team um Horst Pohling an dem Prachtstück gearbeitet. Die „Thälmann“ war eines der letzten Schiffe, die zu DDR-Zeiten für die Weiße Flotte in Dresden gebaut wurden. Vier Stück dieser dieselelektrischen Seitenradschiffe gab es mal. Sie trugen die Namen von Ernst Thälmann, Friedrich Engels, Karl Marx und Wilhelm Piek. Nach 1990 wurde die „Thälmann“ in August der Starke umbenannt, bis das Schiff 1994 außer Betrieb ging und 1998 abgewrackt wurde. So ging es auch der „Wilhelm Piek“, die nach 1990 als Gräfin Cosel eingesetzt wurde. Die anderen beiden dienen als Herbergsschiffe. Die „Karl Marx“, jetzt Pöppelmann, liegt im Neustädter Hafen. Dort soll auch die „Engels“, jetzt J.F. Böttger, wieder anlegen. Derzeit liegt das Schiff aber noch in der Werft in Laubegast. Es ist zwar fertig überholt, nur mit dem Termin für die Überführung gibt es noch Probleme.

Doch nicht nur die Geschichte faszinierte die Prossener, sondern auch die Technik. Bei dieser Serie konnten sich die Schaufelräder erstmals in verschiedene Richtungen drehen. „Das war damals ein großer Fortschritt“, erzählt Peter Clemens vom Schifferverein. Das Modell der „Thälmann“ verschlang rund 1 500 Euro an Materialkosten, die die Schiffsbauer selbst aufgebracht haben. Wegen des großen Aufwands soll das Modell länger erhalten bleiben. „Wenn wir in Prossen eine Unterstellmöglichkeit finden würden, wäre das prima“, sagt Clemens. Jetzt werden die großen Modelle unter freiem Himmel gelagert – bis sie nicht mehr „fahrtüchtig“ sind. Bis dahin soll die „Thälmann“ noch möglichst oft gezeigt werden – etwa bei Umzügen befreundeter Vereine.

Das Spektakel am Sonnabend in Prossen hat sich auch das MDR-Fernsehen nicht entgehen lassen. Mit zwei Kamerateams und einer Drohne verfolgten sie den Umzug. Die dabei entstandenen Bilder sollen am Sonntag, 26. Februar, ab 12.15 Uhr, in der Sendung „Unser Dorf feiert Karneval“ ausgestrahlt werden. Dann kann noch mal jeder mit den 339 Umzugsteilnehmern durch den Ort ziehen. Darunter war auch eine Kapelle aus Lehrte in Niedersachsen. Seit zehn Jahren besteht die Verbindung. „Darüber freuen wir uns sehr“, so Clemens.

Noch sind die Feierlichkeiten in Prossen nicht beendet. Am Sonnabend steigt das Schifferkränzchen, zu dem es noch Restkarten gibt. Dann tritt die Programmgruppe unter neuem Namen auf. Der hat aber nichts mit Schiffen zu tun, sondern lautet: Power Live Combo Prossen.

Nächste Schifferfastnacht: 28.1. in Königstein