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„Promnitz zog uns in seinen Bann“

Die Vorfahren von Marianne von Wolffersdorff lebten einst in dem Schloss an der Elbe. Nun ist sie dort selbst aktiv und hat auch dessen erste Chronik verfasst.

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© Donatus-Verlag

Von Antje Steglich

Promnitz/Riesa. Es ist fünf Jahre her, dass Marianne von Wolffersdorff das erste Mal in Promnitz stand. Vor dem Schloss, das im 18. Jahrhundert zum Familiensitz gehörte und das seit Jahrzehnten dem Verfall ausgesetzt war. „Nein, ein prächtiges goldenes Märchenschloss war und ist es bis jetzt nicht. Und doch zog es uns mit seinem maroden Zauber von Anfang an in seinen Bann“, sagt die Autorin aus dem niedersächsischen Bad Pyrmont. Seitdem engagiert sich die Familie von Wolffersdorff vor Ort, ist im Kultur- und Schlossverein sowie in der Bürgerinitiative zum Erhalt des Schlosses aktiv und treibt die Kaufverhandlungen mit dem Nachlassverwalter des kürzlich verstorbenen Eigentümers voran. Und seitdem forscht Marianne von Wolffersdorff auch über die Geschichte des Schlosses. Nach dem Roman „Promnitz – Ein Wintermärchen“ ist mit „Schloss Promnitz“ nun bereits ihr zweites Buch über das Anwesen erschienen. Es ist die erste gedruckte Chronik über Promnitz überhaupt, sagt die Leiterin des Riesaer Stadtmuseums Maritta Prätzel über das Werk, das in der kommenden Woche erstmals öffentlich präsentiert werden soll.

Marianne von Wolffersdorff hat bereits eine Romanreihe veröffentlicht, nun folgt die Chronik von Schloss Promnitz.
Marianne von Wolffersdorff hat bereits eine Romanreihe veröffentlicht, nun folgt die Chronik von Schloss Promnitz. © Donatus-Verlag

In dem Buch wird die Geschichte des Schlosses beschrieben, dessen Mauern zum Teil wohl noch aus der frühmittelalterlichen Zeit der Burgwarde stammen. Marianne von Wolffersdorff schreibt aber auch über die enge Beziehung zum Riesaer Kloster sowie über die sechs adligen und die eine bürgerliche Besitzerfamilie, die bis zur Enteignung 1945 die Anlage bewohnten. Dazu gibt es viele historische Bilder und Anekdoten: zum Beispiel vom Eiskeller, in dem auch mal die Verstorbenen lagen, wenn Hochwasser oder Eisgang Promnitz umschlossen. Oder die Geschichte vom „Krüppelchen“, eine Tochter der Familie von Thielau. Das Mädchen wurde wohl Ende des 18. Jahrhunderts in Promnitz geboren, bekam aber aufgrund einer Krankheit nie einen Namen und wurde auf dem Schloss versteckt gehalten. Sie wurde keine 15 Jahre alt und soll noch heute im Schloss Promnitz spuken, erklärt Marianne von Wolffersdorff. Und die Autorin schreibt natürlich auch über das Lustlager im Jahr 1730, das August der Starke in der Region veranstaltet. Vom Saal des Schlosses aus soll er das fünfstündige Abschlussfeuerwerk beobachtet haben – mit hochrangigen Gästen aus Adel und Militär wie dem Preußenkönig Wilhelm I.

Schon jetzt sagt die Autorin allerdings, dass noch längst nicht alles über die Geschichte des Schlosses erforscht ist und es auch noch die neuere Vergangenheit ab dem Jahr 1945 zu betrachten gilt. „Es ist eine weitere Publikation geplant“, so Marianne von Wolffersdorff. Und die helfe letztlich auch dem maroden Denkmal. Denn ein Teil der Erlöse aus dem Buchverkauf soll für die Sanierungsarbeiten verwendet werden.