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Prohlis kann auch friedlich feiern

Am Wochenende wurden in Dresden gleich zwei Begegnungsfeste gefeiert. Diesmal blieb alles ruhig.

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© Anja Schneider

Von Sarah Grundmann

Ausgelassen springen die Besucher des Prohliser Willkommensfests am Sonnabend stundenlang auf dem matschigen Boden herum. Immer wieder treten junge Flüchtlinge aus der Masse heraus und holen sich neue Tanzpartner vor die Bühne. Die Stimmung bei der zweiten Veranstaltung des Netzwerkes „Prohlis ist bunt“ ist beschwingt und friedlich. Das war beim ersten Fest vor der Asylunterkunft in der Boxberger Straße noch ganz anders.

Im Oktober vergangenen Jahres randalierten gewaltbereiten Dynamo-Fans nach einem Heimspiel vor der ehemaligen Schule in Prohlis, warfen Flaschen und Steine. Damals war gerade erst bekannt geworden, dass der Plattenbau als Asylunterkunft genutzt werden soll. Eingezogen waren die Flüchtlinge noch nicht. Trotz der Krawalle hat sich das Netzwerk nicht beirren lassen. Parallel zum Willkommensfest am vergangenen Sonnabend fand sogar wieder ein Heimspiel des Dresdner Verein statt. „Wir werden aber um 17 Uhr hier weg sein, um Schwierigkeiten zu vermeiden“, sagt Katrin Lindner vom Quartiersmanagement Prohlis, die sich auch in dem Netzwerk engagiert. „Außerdem hat sich die Lage in Prohlis mittlerweile entspannt.“ Das war auch am Sonnabendnachmittag zu spüren.

Waren zum Auftakt des Festes um 14 Uhr noch hauptsächlich die jungen Männer aus der Boxberger Straße da, füllte es sich schon eine halbe Stunde später. Unter den Gästen war auch Christa Brendle. Sie wohnt ganz in der Nähe der Unterkunft und gibt einigen der Flüchtlinge Deutschunterricht. „Manche Menschen in meinem Haus haben Bedenken und verstehen nicht, dass ich das tue“, so die Prohliserin. „Ich hatte aber nie Berührungsängste und finde den Unterricht sehr bereichernd.“

Bedenken hat auch Verena Köckritz nicht. Die junge Studentin ist extra aus der Johannstadt nach Prohlis gefahren. Von dem Fest erfahren hatte sie von einem befreundeten Schlagzeuger, seine Band „Offbeat Cooperative“ spielte am Sonnabend. Zu deren Klängen tanzte Köckritz inmitten der Bewohner der Boxberger Straße. Auch mit Mahmous Alkhalaf. Der 23-jährige Syrer kam vor drei Monaten nach Dresden, wohnte zunächst in der Erstaufnahmeeinrichtung am Hauptbahnhof. Vor zwei Monaten zog er schließlich in das Gebäude auf der Boxberger Straße. An dem Willkommensfest am Sonnabend hatte der Syrer viel Spaß, freute sich, endlich mit Anwohnern ins Gespräch zu kommen.

Umso trauriger waren er und die anderen Gäste, als um 16.45 Uhr das Ende der Veranstaltung verkündet wurde. „Das Fußballspiel ist zu Ende, und wir wollen nichts provozieren“, erklärte Veronika Gottmann vom Quartiersmanagement. Zügig war dann alles abgebaut. Und Prohlis hat gezeigt, dass es auch friedlich feiern kann. Das wurde am Sonntag auch im Zentrum unter Beweis gestellt.

Von 15 bis 18 Uhr luden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Verein „Place to be“ und die Cellex-Stiftung ins Albertinum ein. Unter dem Motto Meet new friends – triff neue Freunde – sollten sich Asylsuchende und Dresdner austauschen. An verschiedenen Ständen boten Dresdner Institutionen kostenlose Veranstaltungen an, die die neuen Freunde zusammen besuchen können – vom Dynamo-Spiel bis zum Ausflug in den Zoo. Außerdem gab es verschiedene Konzerte zu hören. So auch von der Banda Internationale, in der Dresdner zusammen mit syrischen, palästinensischen, iranischen, irakischen und kurdischen Flüchtlingen spielen. Auch für die Kleinen war etwas dabei: So konnten sie sich beim Mitmach-Zirkus oder Basteln austoben oder einfach ganz entspannt die Geschichte des Grüffelo hören – auf Deutsch und Aabisch.