Merken

Produktion bei MTR läuft weiter

Trotz der Insolvenz der Textilreinigung haben die 200 Mitarbeiter unverändert viel zu tun.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Zum Feiern ist am Riesaer Wasserweg momentan wohl niemandem zumute. „Aber die Leute sind motiviert. Sie wollen, dass es weitergeht“, sagt Vorstand Eric Fallak. Sein Unternehmen, die Mittelsächsische Textilreinigungs- und -handels AG (MTR) hatte als erstes Unternehmen des neuen Jahres Insolvenzantrag am Amtsgericht Dresden gestellt. Die Produktion am Wasserweg laufe „ohne Abstriche“. 170 Menschen arbeiten dort, 30 weitere am Standort im ostsächsischen Niesky.

Sie reinigen, bügeln, legen Wäsche vor allem für zahlreiche Krankenhäuser – eine Spezialisierung, für die die Riesaer schon seit den 80er Jahren bekannt sind. Laut dem jüngsten veröffentlichten Jahresabschluss von 2015 erzielt die Aktiengesellschaft 85 Prozent des Umsatzes vor allem mit kommunalen Krankenhäusern und Kliniken. Auch die hiesigen Elblandkliniken gehören dazu – nach wie vor, wie das kreiseigene Unternehmen auf SZ-Anfrage mitteilt.

Auslöser der wirtschaftlichen Schieflage sei das Auslaufen von zwei wichtigen Großkundenaufträgen gewesen, hatte der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Dr. Rainer M. Bähr gesagt. Durch den erheblichen Umsatzrückgang habe dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Nach SZ-Informationen ist einer der verloren gegangenen Kunden das Dresdner Uniklinikum. Der Vertrag war zur Jahresmitte 2016 ausgelaufen. An der Ausschreibung nahm MTR nicht teil: Das wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht und aufgrund der gestellten finanziellen Anforderungen ein zu großes Risiko für die Riesaer gewesen. Außerdem hatte man das Krankenhaus Görlitz als Kunden verloren.

Aktien werden wohl wertlos

Dabei hatte die Riesaer Textilreinigung das Jahr 2015 noch mit einem Gewinn von fast 100 000 Euro abgeschlossen, während in den vier Jahren davor im Abschluss stets rote Zahlen standen – weshalb sich das Unternehmen auch in der Konsolidierung befand. In seinem Jahresabschluss verweist das Unternehmen darauf, dass auf dem Markt der Textil-Versorgung von Krankenhäusern und Pflegeheimen ein „starker Verdrängungswettbewerb“ herrsche, zudem führe der Mindestlohn zu einem verschärften Kostendruck im Personalbereich. Eine Chance, den Umsatz zu steigern, biete der weitere Ausbau des Hotelsektors.

Insolvenzverwalter Rainer M. Bähr hat mittlerweile Gespräche mit Gläubigern, Kunden und Lieferanten aufgenommen. Darüber hinaus werden auch bereits erste Gespräche mit Investoren geführt, teilt die Kanzlei hww mit. Die Löhne und Gehälter seien bis einschließlich Februar über das Insolvenzgeld durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Ab März seien sie wieder in vollem Umfang von der MTR zu bezahlen.

Viele Mitarbeiter des Unternehmens besitzen außerdem Aktien ihres Arbeitgebers – laut einer Schrift des Sächsischen Wirtschaftsministerium sei es MTR darum gegangen, Mitarbeitern zusätzlich zu ihren Tariflöhnen eine Möglichkeit zur Vermögensbildung und zur Altersvorsorge zu ermöglichen. Bei einer Insolvenz allerdings steht es damit schlecht: Die Anteile stehen im Rang hinter den Ansprüchen der übrigen Gläubiger.

„Da im Insolvenzfall bereits die Ansprüche der Gläubiger nicht vollständig bedient werden können, kommt den an der Gesellschaft gehaltenen Aktien im Insolvenzfall üblicherweise kein Wert zu“, teilt der Insolvenzverwalter der SZ mit. Das gelte wohl auch im Fall der MTR – auch wenn man das noch nicht endgültig sagen könne. Laut Bähr kommt auch ein Verkauf des Unternehmens an einen Investor infrage. Die Reaktionen der Kunden seien bislang positiv, sagt Vorstand Eric Fallak. „Die wollen alle zur Stange halten.“