Merken

Probiere selbst und lass dir nicht reinquatschen

Beim Familientag können sich Kinder an historischen Holzbearbeitungsmaschinen ausprobieren. Die Technik dafür stellt Klaus Berthold aus Leisnig.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Leisnig. Lautes Hämmern und Klopfen tönt über den Burghof von Mildenstein. In einem Gestell stehen verschiedene Sägen, in anderen unterschiedliche Beile, Stemmeisen und Schälmesser. Auf Schnitzbänken sitzen Jungen und Mädchen. Sie schnitzen Muster in die Rinden von Stöcken, schälen diese ab oder drechseln.

Dabei werden sie aufmerksam und manchmal auch argwöhnisch von ihren Eltern oder Großeltern beobachtet. Manch Erwachsener schnitzt sogar mit. Zum Familientag auf der Burg Mildenstein in Leisnig können Kinder die historischen Holzbearbeitungsgegenstände von Klaus Berthold ausprobieren. Zum vierten Mal ist der ehemalige Wanderzimmermann auf die Burg gekommen, um Kindern das alte Handwerk zu zeigen und sie zum Kreativsein zu animieren.

„Probiere selbst und lass dir nicht reinquatschen“, heißt das Motto seiner Kreativitätswerkstatt für Kinder. Der 73-Jährige stammt aus Olbernhau/Erzgebirge und wohnt heute in Leisnig. „Ich bin mit Holz aufgewachsen“, sagt er. Schon seit 20 Jahren arbeitet er mit Kindern und Jugendlichen. Junge Erwachsene, die sich die alte Handwerkskunst aneignen wollten, zeigte er auf Lernbaustellen das Handwerk. „Ich entdeckte es zuerst für mich“, sagt er. „Wenn man mit einfachen Mitteln arbeitet, entwickelt sich eine Intelligenz, von der man nicht gedacht hätte, dass man sie hat.“ Am Anfang fand er mit seiner Kinderwerkstatt keinen Anklang in Leisnig. Er machte es an anderen Orten. Dann interessierten sich Kindergärten für seine Arbeit. „Die Kinder sollen sich ausprobieren.“

Werkzeuge Marke Eigenbau

Was er nicht gut findet, ist, wenn Eltern dabei stehen und dem Kind vorschreiben, was es zu tun hat. „Jedes Kind muss selber rausfinden, wie es geht und was es tun will“, so Bertholds Meinung. Die Werkzeuge in seiner Werkstatt sind, wie er sagt, seine eigene Entwicklung. „Kein Tischler hat solche Werkzeuge“, erklärt er. Dafür hat er sich das traditionelle Handwerk in afrikanischen, arabischen und anderen Gebieten der Erde angeschaut. Sogar die alten Assyrer sparte er nicht aus. Noch heute werden zum Beispiel in Marokko mit den alten handwerklichen Mitteln Gegenstände angefertigt. „Eine Technologie, die sich über 1000 Jahre entwickelt hat, hatte ihre Berechtigung“, sagt er.

Mit seiner Werkstatt hilft Berthold auch Kindern, die Probleme haben. Gemeinsam mit einer Therapeutin in Grimma geht er deren Unzulänglichkeiten an. Weil der Beruf des Wanderzimmermanns ein unsicherer Job ist, waren seine Frau und die fünf Kinder nicht immer damit einverstanden. Außerdem steckte er alles Geld, was er erübrigen konnte, in die Kinderwerkstatt. „Man muss bescheiden leben“, meint er.

Ilka und Thomas Kunert aus Freital waren mit ihren Kindern Emma, Timm und Leon zu einem Geburtstag in der Nähe von Leisnig. „Wir lasen von der Werkstatt in der Zeitung“, sagt Ilka Kunert.

Raus aus Leipzig wollten Ronny Kittler und sein Sohn Albert-Matteo. „Wir sahen uns im Internet Ausflüge rund um Leisnig an und fanden das Werkstattangebot.“ Anja und Mario Heimann wohnen mit ihren Kindern Albert, Gustav und Edgar in Leuterwitz. Weil sie schon zu Hause mit Holz arbeiten, sollten die Jungen etwas Neues entdecken. „Diese Werkzeuge haben wir daheim nicht“, erklärt Anja Heimann. Sie entdeckte das Angebot in einem Werbeprospekt.

Mit ihren Großeltern Lothar und Evelyn Seyrich aus Röhrsdorf ist Jasmine Reinhardt in die Kinderwerkstatt gekommen. „Wir lasen im DA von der Veranstaltung“, erzählt Lothar Seyrich. „Ich kannte die Burg noch nicht. Da machten wir uns auf.“