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Pro und Contra: Industriepark Oberelbe

Vier Stimmen zum neuen Gewerbegebiet am Pirnaer Autobahnzubringer.

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© Norbert Millauer

Pirna. Die Städte Pirna, Heidenau und Dohna wollen gemeinsam ein 140 Hektar großes Gewerbegebiet zwischen der A 17 und dem Elbtal bei Pirna erschließen – den „Industriepark Oberelbe“ (IPO). Aller Voraussicht nach will sich nun auch die Landeshauptstadt Dresden dazugesellen. Das Riesen-Projekt wird wohl zwischen 80 und 130 Millionen Euro kosten, 3 000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Doch es gibt auch kritische Stimmen. Wir haben beide Seiten zu Wort kommen lassen:

Meinungen zum Industriepark Oberelbe

Junge Menschen werden angelockt

„Bei einer Gewerbe-Ansiedlung wie der hier geplanten hat man eine Menge Aufgaben zu lösen. Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, immer zuerst auf die Bedürfnisse der Menschen zu schauen und alles zu tun, damit die Region lebenswert bleibt. Dazu kann der Gewerbepark beitragen, indem er jüngere Menschen hierher holt. Menschen, die bestenfalls auch hier wohnen wollen. Niemals sollten sich die Kommunen die Gestaltungshoheit aus der Hand nehmen lassen, sie sollten jeden Investor genau darauf prüfen, was er für diese Region zu tun bereit ist. Auch aus sozialer und ökologischer Sicht.“

Peter Claussen, ehemaliger Werkleiter BMW Leipzig

Arbeitskräfte werden abgezogen

„In der gesamten Diskussion ist immer nur die Rede von Flächen und Unternehmen, niemals von Menschen und einer für sie gesunden Umwelt. Mit dem Industriepark verbauen wir eine landschaftlich sehr wertvolle Fläche, die das Osterzgebirgs-Vorland prägt und im Moment noch dazu beiträgt, dass Frischluft nach Pirna kommt. Aufgrund der Lage im Elbtal hatte Pirna noch nie eine besonders gute Luft, dieses Problem würde der Industriepark verschärfen. Und er gefährdet soziale Strukturen, indem er Arbeitskräfte aus bestehenden Unternehmen abziehen wird.“

Dr. Stefan Thiel, Allgemeinmediziner aus Pirna

Nachfrage der Unternehmen ist da

„Der Industriepark Oberelbe ist das richtige Projekt zur richtigen Zeit, denn in den vergangenen Jahren ist das Angebot an Flächen für Industrie-Ansiedlungen in Sachsen immer kleiner geworden. Bei Flächen über 50 Hektar wird es ganz schnell ganz dunkel. Gleichzeitig verzeichnen wir verstärkt Anfragen von Unternehmen nach Gewerbe-Immobilien und Grundstücken. Wir waren von Anfang an Feuer und Flamme für das Projekt, denn die Lage des Industrieparks wäre perfekt. Zudem gibt es im Augenblick noch die Chance auf Infrastrukturförderung in Höhe von bis zu 80 Prozent.“

Peter Nothnagel, Wirtschaftsförderung Sachsen

Viele Seiten müssen betrachtet werden

„Als Planungsverband ist es unsere Aufgabe, einen Interessenausgleich bei der Landnutzung in der gesamten Region zu schaffen. Gerade wird der Regionalplan fortgeschrieben. Rund 1600 Einzel-Anregungen, die dazu eingegangen sind, zeigen, wie sensibel das Thema ist. Auch wir nehmen zur Kenntnis, dass es einen Bedarf für größere freie Gewerbeflächen rund um Dresden gibt. Wenn das Industriegebiet erschlossen wird, dann wird es Auflagen geben, denn es muss natürlich anderen Interessen wie dem Anwohner-, Denkmal- und Naturschutz Rechnung getragen werden.“

Heidemarie Russig, Leiterin Regionaler Planungsverband

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