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Pro & Kontra: Sollen die Geschäfte sonntags öffnen?

Von Bettina Klemm Es ist bitter, dass die Einkaufssonntage nun erneut zu einem Politikum werden. Früher war es eher die CDU, die uns zum Kirchgang statt zum Shoppen bewegen wollte. Jetzt ist es die linke Seite, die uns Vorschriften machen will.

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Ja. Dresden stellt sich sonst ins Abseits.

Von Bettina Klemm

Es ist bitter, dass die Einkaufssonntage nun erneut zu einem Politikum werden. Früher war es eher die CDU, die uns zum Kirchgang statt zum Shoppen bewegen wollte. Jetzt ist es die linke Seite, die uns Vorschriften machen will. Es kann doch jeder selbst entscheiden, ob er am Sonntag mit der Familie im Advent durch die Geschäfte oder durch den Winterwald bummelt. Und eigentlich bleibt auch Zeit für beides.

Die verkaufsoffenen Sonntage werden von den Dresdnern und den Menschen im Umland gern angenommen. Sonst würden sich nicht in den wenigen Stunden jeweils 70 000 Menschen allein in der Altmarktgalerie tummeln. Schafft Dresden jetzt diese Möglichkeiten wieder ab, dann stellt sich die Stadt selbst ins Abseits. Viele Touristen kommen gerade in der Adventszeit, mit großem Aufwand wirbt die Stadt um sie. Neben dem Besuch auf dem Striezelmarkt bummeln viele von ihnen durch die Geschäfte – wenn sie denn können. Für den Handel bedeutet das ein beachtliches Plus. Sind die Läden in Dresden geschlossen, fahren viele in andere Städte, dort wird es liberaler gesehen. Da man das Geld bekanntlich nur einmal ausgeben kann, hat der einheimische Handel das Nachsehen. Und letztlich wir alle, denn florierender Handel bedeutet auch mehr Steuereinnahmen. Bleibt noch das Argument der Verkäuferinnen. Sind sie es wirklich oder eher die Gewerkschaften, die gegen das Arbeiten am Sonntag protestieren? Auch im Handel gibt es in den meisten Fällen tariflich vereinbarte Zuschläge und Freizeitausgleich. In anderen Branchen wird über den Einsatz am Wochenende kaum diskutiert.

Nein. Wir können das Geld nur einmal ausgeben.

Von Andreas Weller

Dramatische Umsatzeinbußen, das Sterben von Läden – dies und mehr wird befürchtet, wenn in Dresden die stadtweiten Einkaufssonntage abgeschafft werden. Sicher sind es wichtige Umsatztage für die Geschäfte, und insbesondere in der Adventszeit kaufen die Leute extrem viel.

Aber wir wissen doch gar nicht, wie es ist, wenn die Läden sonntags generell nicht geöffnet haben. Es gibt schon jetzt viele Ausnahmen, beispielsweise an Bahnhöfen. Wir sind es gewohnt, immer alles verfügbar zu haben. Aber muss das sein? Ich denke, es wäre für jeden, auch hier in der Stadt, möglich, sich darauf einzustellen: ein Tag, an dem alle freihaben, selbstverständlich mit den vielen Ausnahmen wie Krankenschwestern, Notärzte, Feuerwehrleute, Taxifahrer oder auch Journalisten. Ein Tag, an dem jeder einfach das tut, was er gerne möchte – Familie und Freunde treffen oder anderweitig seine Freizeit gestalten. Dazu muss man nicht shoppen gehen. Es könnte eher die Fantasie anregen, sich mit anderen Dingen als dem Konsum zu beschäftigen.

Mag sein, dass die Geschäfte voll sind, wenn sie sonntags öffnen. Dennoch haben alle, auch die Touristen, nur eine bestimmte Summe an Geld zur Verfügung. Diese kann jeder nur einmal ausgeben. Wenn sie es nicht am Sonntag tun, machen sie es vielleicht am Sonnabend oder in der Woche. Die Öffnungszeiten der Läden sind jedenfalls geeignet, dass so ziemlich jeder seine Zeit finden kann. Die Zahl der Dresdner, die zum Sonntagseinkauf in andere Städte fahren, und die der ausbleibenden Touristen – weil sonntags keine Läden öffnen – dürfte sich in Grenzen halten.