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Privatschulen hängen die Öffentlichen ab

Laut SZ-Schulnavigator sind die Lernbedingungen in der Christlichen Schule und einem weiteren Haus top.

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© Sven Ellger

Von Tobias Winzer

Sanierte Schulgebäude, kleine Klassen und viele Lehrer auf der einen Seite. Auf der Anderen bröckelnder Putz, volle Klassen und Unterrichtsausfall – was die Lernbedingungen angeht, driften private und öffentliche Schulen in Dresden auseinander. Das ist ein Ergebnis des Schulnavigators der Sächsischen Zeitung, für den die Eltern von 16 Gymnasien befragt wurden. Das Forschungsteam Schulevaluation der TU um Professor Wolfgang Melzer hat die Befragung wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Die Antworten wurden in fünf Kategorien unterteilt – eine davon untersucht die Lernbedingungen.

In den Ergebnissen zeigen sich eklatante Unterschiede. Die drei Einrichtungen in freier Trägerschaft, die sich an der Studie beteiligt haben, schneiden bei den Lernbedingungen überdurchschnittlich gut ab. Die International School und die Christliche Schule bekamen im Schnitt die Note 1,8. Das Gymnasium der Hoga erhielt eine 1,9. Ausreißer für öffentliche Schulen ist das Musikgymnasium Carl-Maria von Weber, das als spezialisierte Landeseinrichtung eine Sonderstellung innehat. Hier vergaben die Eltern im Durchschnitt eine 1,6. Absolut gesehen stehen die öffentlichen Gymnasien zwar nicht schlecht da, keines erreichte aber eine eins vor dem Komma. Am besten werden die Lernbedingungen noch am Sportgymnasium (2,0), am Gymnasium Bürgerwiese (2,1) und am Romain-Rolland-Gymnasium (2,2) bewertet. Auf den letzten Plätzen landen das Gymnasium Klotzsche (2,6) und die Dreikönigschule in der Äußeren Neustadt (2,9). Denn: Dort ist lange nichts oder wenig gemacht worden.

In Klotzsche beklagen sich die Eltern seit Jahren über die zum Teil unzumutbaren Zustände. Es fehlen Aufenthaltsräume für Freistunden, eine Aula, Vorbereitungs- und Besprechungsräume für die Lehrer, Zimmer für Sozialarbeit, Schließfächer und ein größerer Speisesaal. Momentan essen die Klassen im Schichtsystem im Keller. Dafür musste die Bibliothek weichen. Zwar hat das Gymnasium vor zwei Jahren einen Containerbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite bekommen. Jedoch reichen die zusätzlichen 20 Räume bei steigenden Schülerzahlen nicht aus. „Es ist tatsächlich sehr eng bei uns“, erklärt Schulleiter Frank Haubitz die Situation.

Ähnlich sieht es an der Dreikönigschule aus. Die Fassaden sind marode, in den Klassenzimmern bröckelt der Putz. In der alten Turnhalle gibt es keine Umkleiden, die Sportgeräte werden in einem Container aufbewahrt. Auch eine Aula fehlt, zum Mittagessen müssen die Schüler, wie in Klotzsche, in viel zu kleine Kellerräume. Mit der Note 3,9 und 4,0 wurde die Schulspeisung an beiden Einrichtungen deswegen mit Abstand am schlechtesten bewertet. Relativ miese Noten gibt es auch in punkto Sauberkeit der Schulgebäude (2,7 und 2,9). Aber: „2017 soll unser Gymnasium abgerissen und neu gebaut werden“, so Schulleiter Haubitz. „Dann bekommen wir einen großen Speiseraum und eine Aula.“ Immerhin hat das Gymnasium Klotzsche seit September eine neue Turnhalle. Im Sommer wird auch die fürs Gymnasium Dreikönigschule fertig.

Anders ist die Situation in der Christlichen Schule und der International School. An der Christlichen Schule hat jede Klasse zwei Lehrer – damit jedes Kind so individuell wie möglich gefördert werden kann. Einmal pro Jahr lernen die Kinder im Epochenunterricht. Dafür werden die Klassen komplett aufgelöst. Kinder aller Altersstufen behandeln ein Thema in einem fächerübergreifenden Workshop. „Insbesondere das Schulklima, die Sauberkeit des Gebäudes und die Schulspeisung werden von den Eltern überdurchschnittlich positiv hervorgehoben“, sagt Professor Melzer. „Auch die weiteren Einschätzungen zu den Lernbedingungen, wie zum Unterrichtsausfall, liegen deutlich über den Durchschnittswerten aller befragten Eltern.“

An der International School findet der Unterricht in Englisch statt. In keiner Klasse lernen mehr als 20 Kinder. „Bei den Lernbedingungen wird mit der Note 1,8 ein Wert deutlich über dem Durchschnitt erreicht. Der geringe Unterrichtsausfall und die kleinen Klassengrößen werden von den Eltern überdurchschnittlich positiv hervorgehoben“, urteilt Melzer. Das gute Angebot hat jedoch seinen Preis: Wer sein Kind an die Christliche Schule in Zschachwitz schicken will, muss 98 Euro pro Monat bezahlen. Teurer ist der Unterricht an der International School: Pro Monat ist hier mit Kosten von tausend Euro zu rechnen. Familien, die sich das nicht leisten können, werden finanziell unterstützt. (mit kah/uki/sim)