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Prinzenpaar mit blauen Zehen

Sandra I. und Sandro I. regieren seit Kurzem Strehlas Karneval. Mit der SZ haben sie über royale Fehltritte, erotische Einlagen und eine schwere Farbwahl geplaudert.

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© Frank Ullrich

Von Eric Weser

Strehla. Prinzenpaar – klingt nach Privilegien. Und ein paar gibt es auch. Die glamourösen Sachen, den Eröffnungstanz inmitten der närrischen Gesellschaft, das winkende Vornwegfahren auf dem Cabrio-Rücksitz beim Umzug am Sonntag. Etwas Besonderes ist man als Faschings-Monarch trotzdem nicht, erzählt Sandra Käseberg. Wenn es etwa darum geht, die fünfte Jahreszeit vorzubereiten, geht es bei Strehlas Karnevalisten ziemlich demokratisch zu. Jeder muss mit anpacken, auch die Hoheiten. Beim Malen des Bühnenbilds im Lindenhof-Saal hat die 26-Jährige selbst zum Pinsel gegriffen. Im Faschingsprogramm mimt sie erst Prinzessin, später eine Krankenschwester. Und auch Sandro Kühn streift nach Prinzenrede und Eröffnungswalzer seine königlichen Klamotten ab. Beim Weiberfasching sogar so viele, dass er seine Freundin vornweg gebeten hat, sie möge nicht eifersüchtig werden.

Seit dem Start der 42. Strehlaer Karnevalssaison im November 2017 sind Sandra Käseberg und Sandro Kühn, die auch privat liiert sind, das neue Prinzenpaar des Strehlaer Carnevals Clubs SCC. Vorgänger-Prinz Tobias Schmidt hatte nach insgesamt fünfjähriger Regentschaft schon länger nach einem Nachfolger gesucht. Im Sommer vorigen Jahres sagten Sandra und Sandro ihm zu. Danach ging es Schlag auf Schlag.

„Wir wollten eigentlich ab jetzt im Frühjahr übernehmen“, erzählt Sandro Kühn. „Aber unser Präsident Herbert Naumann hat gesagt, das geht nicht.“ Was folgte, war ein Prinzenpaar-Crashkurs – bei dem beide Neu-Hoheiten so ihre liebe Müh’ hatten. „Mein Problem ist das klassische Tanzen“, gibt Sandra Käseberg zu. Die 26-Jährige hatte bis dahin keine Tanzstunde besucht und sollte plötzlich einen Walzer aufs Parkett bringen. Die ersten Tanzversuche seien schmerzhaft verlaufen – für ihren Partner. „Sandros Zehen waren ganz schön blau. Leider!“ Aber auch der Prinz leistete sich einen royalen Fehltritt, wenn auch der etwas andren Sorte. Bei seiner ersten Prinzenrede nannte er den Karnevalspräsidenten an letzter statt an erster Stelle.

15 Paare in 40 Jahren

Prinzenpaare in Strehla gibt es seit dem Jahr 1978; gegründet wurde der Strehlaer Carnevals Club 1976.

Seit Beginn der Regenten-Tradition gab es 15 Prinzenpaare.

Regenten für eine Saison waren bisher vier Paare, darunter auch das allererste: Hartmut I. und Heidrun I.

Rekordhalter sind Michael I. und Gitte I., die vom 11.11.2006 bis Aschermittwoch 2012 amtierten.

Quelle: SCC

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Dank Tanzstunden – die übrigens Strehlas Nixe Heidi Orisch erteilt hat – ist Sandra Käseberg inzwischen weit fit, dass nur noch gelegentliche Übungen auf dem heimischen Dachboden nötig sind. Und Sandro Kühn weiß jetzt, wann er in seiner Rede auf den Präsident zu sprechen kommen muss. Sticheleien von Strinkser Ex-Prinzen sorgen dafür, dass es der Neue auch ganz bestimmt nicht vergisst. Sandro Kühn nimmt es gelassen. „Das gehört dazu.“

In der Mitte der Saison ist das neue Prinzenpaar voll in seiner Rolle angekommen. „Ich hatte anfangs keine großen Erwartungen. Aber die ersten Veranstaltungen haben einen Megaspaß gemacht“, sagt Sandro Kühn, der im Jugendamt des nordsächsischen Landratsamtes arbeitet. Auch Sandra Käseberg hat Spaß an der Rolle, ist stolz. „Auch viele meiner Patienten wissen davon und sprechen mich darauf an“, sagt die gelernte Restaurantfachfrau, die seit ihrer zweiten Ausbildung inzwischen als Altenpflegerin bei der Strehlaer Stadttochterfirma Soziale Dienste arbeitet.

Eine lange familiäre Faschingstradition, wie sie zum Beispiel die beiden Vorgänger-Prinzenpaare hatten, kann das neue Duo nicht vorweisen. Bei Sandra Käseberg liegen zwischen dem ersten Mal Mitfahren auf einem Strehlaer Umzugswagen und der kürzlichen Krönung gerade mal vier Jahre. Sandro Kühn ist zwar schon seit Jugendtagen beim Strehlaer Fasching dabei, als Teil der nachrückenden Faschingsmacher im SCC aber auch erst seit einigen Jahren an Bord. Was an Tradition fehlt, machen beide durch Begeisterung wett. „Wir sind beide faschingsverrückt“, sagen sie.

Wie lange das neue Prinzenpaar im Amt bleiben will? Da will es keine Prognose abgeben. „Beim Verein versuchen sie schon, uns festzunageln!“, schmunzelt Sandra Käseberg und schiebt diplomatisch nach: „Wir machen es, so lange es geht.“ Neben dem Spaß an der Rolle gibt es für die beiden auch noch einen anderen wichtigen Grund, zur Stange zu halten: die aufwendigen Kostüme. Denn die himmelblau-weiß gehaltenen Gewänder sind maßgeschneiderte Anfertigungen nach den Ideen des Prinzenpaares. Farblich wäre Sandra Käseberg zwar ein bordeauxrotes Kleid noch lieber gewesen. „Das hätte zu meinen Haaren gepasst.“ Aber ausgerechnet Rot war tabu, weil das die Farbe von Elferrat und Funkengarde ist. Auch bei der Kleider-Farbwahl kennt die royale Freiheit also Grenzen. Das Strinkser Prinzenpaar nimmt’s mit einem fröhlichen Lachen. Ganz nach dem närrischen Motto: „Strehla-hella-hello-hellau!“

Der SCC und die SZ verlosen für den Rosenmontagsball, 12. Februar ab 20.11 Uhr im Strehlaer Lindenhof zweimal zwei Freikarten. Wer gewinnen möchte, schickt bitte eine E-Mail mit seinem Namen, Adresse und Telefonnummer an die Adresse [email protected], Betreff „Strinks“. Die Gewinner werden benachrichtigt.