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Priester Alois Andritzki hat Nazi-Ideologie durchschaut

Der katholische Priester wurde nur 28 Jahre alt. Vor 75 Jahren wurde er ermordet und ist als erster Sachse seliggesprochen.

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© Ronald Bonß

Von Ralf Hübner

Es ist wohl die aufrechte, mutige und geradlinige Art, die dem sorbischen Priester Alois Andritzki zum Verhängnis geworden ist. Obwohl er eigentlich kein Widerstandskämpfer war, ist er wegen des unerschrockenen Auftretens gegen die Nazi-Ideologie ins Visier der Gestapo geraten. Anfang 1941 wurde er verhaftet, verurteilt und ins KZ Dachau gebracht. Der an Typhus erkrankte Theologe wurde vor 75 Jahren am 3. Februar 1943 mit einer Giftspritze getötet und die Asche der Familie geschickt. Er wurde nur 28 Jahre alt.

Alois Andritzki wurde 1914 in Radibor in der sorbischen Lausitz als Sohn des Lehrerehepaars Magdalena und Johann Andritzki geboren. Die Familie hatte sechs Kinder – zwei Töchter und vier Söhne. Die Brüder studierten Theologie. 1939 wurde Alois in Bautzen zum Priester geweiht. Anschließend war er Jugendseelsorger und Hofkirchenkaplan in Dresden und zugleich Präses der Dresdner Kapellknaben.

Die Anklage warf Alois Andritzki „heimtückische Angriffe auf Staat und Partei“ vor. Selbst im Konzentrationslager habe er andere Priester beschworen, mit denen er zusammen war, ihre Berufung unter keinen Umständen zu vergessen oder zu verraten.

Pfingstmontag 2011 ist Andritzki als erster Sorbe und Sachse seliggesprochen worden. In sorbischen Regionen erinnern unter anderem Gedenktafeln an ihn, in Bautzen und Dresden gibt es Andritzki-Straßen.