Merken

Prießnitz muss verlegt werden

Die Kleingärtner verlieren dadurch Fläche. Die Stadt sieht keine andere Lösung.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Der Aufschrei unter den Kleingärtnern war groß, als das Umweltamt zunächst im Februar 2015 und kürzlich nochmals seine Pläne zur Sanierung und Verlegung der Prießnitz im Ortsbeirat vorstellte. Für die rund 100 Kleingärtner der Sparte „Prießnitzaue“, die sich direkt an dem Gewässer zwischen Bautzner, Prießnitz- und Hohnsteiner Straße befindet, heißt das nichts Gutes: Sie müssen während der Bauzeit komplett weichen. Das sorgte auch bei SZ-Online für Empörung. Nun erklärt das Umweltamt, warum es nur so geht.

„Der Prallbogen der Prießnitz muss saniert werden, weil die Grundmauern der Gebäude und Grundstücke dort so marode sind, dass substanzielle Gefährdungen bestehen“, sagt Jens Olaf Seifert, Abteilungsleiter beim Umweltamt. Beim Prallbogen handelt es sich um einen Gewässerknick. „Das geht praktisch nur durch eine Verlegung der Prießnitz um fünf bis 15 Meter nach Osten.“ Eine für alle Seiten hinnehmbare Lösung zu finden, war an dem Gewässer schwierig. Denn es mussten unter anderem gesetzliche Anforderungen an den Hochwasserschutz, die Gewässerökologie und den Ausgleich von entfallenden Naturflächen beachtet werden. Außerdem hatte das Umweltamt den Anspruch, eine möglichst große Fläche zu schaffen, die von einem hundertjährigen Hochwasser der Prießnitz verschont bleibt. Eine Sanierung des Prallbogens an Ort und Stelle würde diesen Anforderungen nicht genügen. Stattdessen muss die Prießnitz nicht nur verlegt werden – das Anlegen von Nebenarmen sowie Aufschüttungen sind ebenfalls notwendig. Das führe laut Seifert zu einem großen Flächenbedarf.

Alle 36 Parzellen räumen für den Bau

Das wiederum bedeutet aber, dass für die Gärtner kaum noch Platz ist. Während des Baus, der frühestens Ende 2018 beginnen kann, müssen zunächst alle 36 Parzellen beräumt werden. Wenn alles fertig ist, kann maximal ein Drittel der Hobby-Gärtner wieder an Ort und Stelle zurück. Trotzdem habe sich die Stadt bislang um einen Kompromiss bemüht und tue dies auch weiterhin, sagt der Abteilungsleiter. So wurde zum Beispiel auf einen Gewässerrandstreifen verzichtet, um möglichst viel frei nutzbare Fläche zu schaffen. Außerdem werde zusätzlich das Gelände neben dem Wirtschaftsweg aufgefüllt, damit auch dieses Areal genutzt werden kann. Hier wäre eine Art von Gemeinschaftsgarten möglich.

Nachdem die Prallbogen-Sanierung genehmigt worden ist, soll hierzu eine Bürgerbeteiligung stattfinden, bei der sich auch die Gärtner einbringen können. Seifert hofft, dass dies Ende 2017 der Fall sein wird. Nun heißt es, eine möglichst zusammenhängende Ausweichfläche für die Kleingärtner zu finden, auch materielle Entschädigungen wird es geben. „Die Stadt sucht bisher ausschließlich nach Lösungen. An einer Enteignung wird in keiner Weise gearbeitet, geschweige denn diese zurzeit angestrebt“, sagt Seifert.

Trotzdem hatten die Pläne des Umweltamtes bei den Gärtnern für Unmut gesorgt. Sie fühlten sich vor allem von der ersten Vorstellung der Stadt im Februar vergangenen Jahres überrascht und wollten sich anschließend mehr an den Planungen beteiligen. Außerdem kritisierten sie, dass die Stadtverwaltung in der Ortsbeiratssitzung nur eine Variante vorstellte, andere Möglichkeiten dabei nicht erwähnt wurden.

„Die Überraschung der Kleingärtner ist verständlich. Aber es ist leider so“, sagt Seifert. Allerdings seien die Gartenfreunde bereits nach dem Hochwasser 2013 über die notwendige Verlegung der Prießnitz informiert worden. Größere Investitionen sollten sie nicht mehr machen. Die erneute Vorstellung der Zwischenergebnisse sei nicht eher möglich gewesen, da der Zeitaufwand für die Ausarbeitung, Untersuchung und Abstimmung deutlich höher war als bislang gedacht.

Dabei habe sich gezeigt, dass nur ein möglicher Lösungsansatz infrage kommt. Trotzdem sind die Würfel für die Kleingärtner noch nicht gefallen: Sobald die Pläne öffentlich ausgelegt werden, können alle Dresdner diese kritisieren – letztlich entscheidet das Land.