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Preuskermedaille in Abwesenheit

Zwei Großenhainer erhielten zum Tag des Ehrenamtes eine Auszeichnung für ihr Wirken. Nur einer nahm sie entgegen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Kommt er, oder kommt er nicht? Das war bis Freitag die Frage zum Tag des Ehrenamtes im Kulturschloss. Auf Einladung von Oberbürgermeister Mißbach waren rund 200 ehrenamtlich Engagierte aus Kindereinrichtungen und Horten, aus dem Bereich Jugendarbeit, der Bildung, aus Kultur, Musik, Region, Heimat und Geschichte, der Feuerwehr sowie dem Stadtrat und den Ortschaftsräten eingeladen. Höhepunkt war die Verleihung der Preuskermedaille. Mit dieser Auszeichnung werden seit 2000 nach einem Beschluss des Stadtrates Menschen geehrt, deren langjährige ehrenamtliche Verdienste oder besondere Einzelleistungen eine öffentliche Anerkennung und Würdigung verdienen.

Sigurd Kohl ist seit der Gründung 1993 Mitglied der Verkehrswacht Riesa-Großenhain e.V. und im Vorstand des Vereines tätig.
Sigurd Kohl ist seit der Gründung 1993 Mitglied der Verkehrswacht Riesa-Großenhain e.V. und im Vorstand des Vereines tätig. © Klaus-Dieter Brühl

Preisträger Dietmar Enge musste allerdings in Abwesenheit geehrt werden. Der Treugeböhlaer Heimatforscher ist noch krank und will mit Verdacht auf Keuchhusten lieber öffentliche Veranstaltungen meiden, wie er sagt. Bis 6. Februar sei er noch außer Gefecht. Ausgezeichnet wurde er als Mitbegründer des Fördervereins Heimatpflege Röderaue 1996 e.V., dessen langjähriger Vorsitzender er bis voriges Jahr war. Für Enge hielt Reinhard Kißro aus Ortrand gestern trotzdem die Laudatio – als langjähriger Weggefährte und Mitstreiter im Verein der Heimatfreunde der Großenhainer Pflege, der das Großenhainer Jahrbuch „Stadt- und Landkalender“ herausgibt. Reinhard Kißro ist Ortrander Stadtarchivar.

Intensive Forschungsarbeit

Dietmar Enge interessierte sich schon seit seiner Kindheit für Geschichte und Natur und arbeitete bereits als Schüler in der Arbeitsgemeinschaft Junge Natur- und Heimatfreunde. Dieses Interesse und Engagement für die Heimatgeschichte blieb bis in die Gegenwart bestehen. Er sammelte schon früh alle verfügbaren Unterlagen zu Zabeltitz und der Umgebung. Bereits in den 70er Jahren forschte er in Archiven und Büchereien und führte eine einzigartige Material- und Quellensammlung zur Ortsgeschichte von Zabeltitz zusammen. Der Zabeltitzer Heimatverein widmet sich der Erforschung der heimatkundlichen Wurzeln, Traditionen und Aktivitäten.

Sigurd Kohl

Seit mehr als 20 Jahren kümmert er sich mit seinen Mitstreitern um die Verkehrssicherheit. Sigurd Kohl ist seit der Gründung 1993 Mitglied der Verkehrswacht Riesa-Großenhain e.V. und im Vorstand des Vereines tätig.

Mit seinem Engagement hat er entscheidenden Anteil an der Arbeit des Vereins. Er führt im gesamten Raum Großenhain seit vielen Jahren Verkehrsteilnehmerschulungen durch und trägt damit wesentlich zur Sicherheit und zu einem verkehrsgerechten Verhalten der Verkehrsteilnehmer bei.

Vor allem Schulkinder haben dabei absolute Priorität. So haben er und seine Mitstreiter mehr als 1000 Einsätze seit 1995 in Schulbussen mitgemacht: stets ehrenamtlich. Regelmäßig zu Schuljahresbeginn führt er Übungen mit Schülern/Schulanfängern zum sicheren Schulweg durch, gibt Tipps an Unfallschwerpunkten.

Die Laudatio für Siegurt Kohl hielt Steffen Kirchner, Vorsitzender der Verkehrswacht Riesa-Großenhain e.V.

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Dietmar Enge war zudem Mitbegründer und ist Mitautor des Großenhainer Stadt- und Landkalenders, der erstmals 1996 erschien, und hat an mehreren heimatgeschichtlichen und landeskundlichen Publikationen mitgearbeitet, so „Werte der Heimat“, „Die Großenhainer Pflege“ u.a. Darüber hinaus engagiert sich Dietmar Enge in der AG „Straße der Wettiner“ und pflegt die Zusammenarbeit mit anderen Heimatvereinen. In den letzten Jahren hat er seine intensive Forschungsarbeit dem Prinzen Xaver, Eigentümer von Zabeltitz in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der sehr viel für die Gestaltung des Barockgartens Zabeltitz getan hat, gewidmet. Seine Recherchen brachten viele neue Erkenntnisse zu den Grundstrukturen und Proportionen dieses einmaligen Gartenkunstwerkes ans Licht.

„Dietmar Enge ist ein Heimatforscher mit außerordentlichem Idealismus“, begründete die Stadtverwaltung die Auszeichnung mit der kleinen Preuskermedaille. „Mit Enthusiasmus und umfassendem Geschichtswissen spürt er historische Quellen auf, die anderen oft verborgen bleiben. Akribisch sammelt er Dokumente zur Geschichte von Zabeltitz und der Umgebung und wertet sie aus.“

Sigurd Kohl aus Großenhain war der zweite Preisträger des Abends. Er wurde für sein Engagement in der Verkehrswacht Riesa-Großenhain ausgezeichnet (siehe Infokasten). In seiner Festrede betonte Oberbürgermeister Dr. Sven Mißbach, wie unverzichtbar ehrenamtliches Engagement für das städtische Zusammenleben sei, und dankte den Anwesenden für ihre Arbeit. Es sei wichtig, so der Oberbürgermeister, ehrenamtliches Engagement anzuerkennen und zu fördern.

Die Stadt Großenhain und der Stadtrat sehen sich hierbei in einer finanziellen und ideellen Mitverantwortung. So werden jährlich mehrere Tausend Euro über die Richtlinien zur Kultur- und Sportförderung und zur Unterstützung der Sozial- und Wohlfahrtsverbände vergeben.

Auch die 2016 in Großenhain eingeführte Sächsische Ehrenamtskarte sei eine wichtige Form der Anerkennung. Bereits 109 ehrenamtlich engagierte Bürger können damit in Großenhain und sachsenweit Vergünstigungen etwa bei Eintritten in Anspruch nehmen. Für die passende Unterhaltung der Gäste während der Festveranstaltung sorgten das Jazzensemble der Musikschule Großenhain und die Spielbühne.