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Preiswert Wohnen am Sachsenplatz

Beim Verkauf eines Baugrundstücks beschreitet die Stadt neue Wege. Die Ziele: bezahlbare Mieten und Integration.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Wo derzeit Campingfreunde die Aussicht auf die Dresdner Alt- und Neustadt genießen, könnten bald neue Wohnhäuser stehen. Die Stadt will das Johannstädter Grundstück am Käthe-Kollwitz-Ufer, auf dem sich derzeit ein Wohnmobilparkplatz befindet, verkaufen. Allerdings nicht an den meistbietenden Investor, sondern an den mit dem besten Konzept. Ziel ist es, dass 30 Prozent der Wohnungen an einkommensschwache Familien vermietet werden können, die restlichen an Haushalte mit mittlerem Einkommen.

Beim Verkauf eines Baugrundstücks beschreitet die Stadt neue Wege.
Beim Verkauf eines Baugrundstücks beschreitet die Stadt neue Wege.

Der Investor kann im Gegenzug Fördermittel von Freistaat, Bund und der EU einwerben. Um die Situation auf dem angespannten Wohnungsmarkt zu entschärfen, will die Bundesregierung künftig den Neubau von Mietwohnungen steuerlich fördern. In Hinblick auf die große Zahl an Asylbewerbern, die anerkannt werden und langfristig in Deutschland bleiben, wird der Bedarf an preiswerten Wohnungen vor allem in den Großstädten weiter steigen.

Darauf will sich auch die Landeshauptstadt vorbereiten. Allerdings geht es nicht nur um billigen Wohnraum, sondern auch darum, die Flüchtlinge in Dresden zu integrieren. Deshalb soll auch dieser Aspekt Bestandteil des Konzeptes sein, das die Investoren bei Stadtplanungs- und Sozialamt einreichen. Konkret geht es um Gemeinschaftsflächen, die die Bewohner – Migranten und Deutsche – für den Austausch nutzen können: Sport- und Spielplätze, Kultur- und Bildungsangebote, Kreativräume. Eine Art interkulturelles Wohnprojekt wünscht sich die Verwaltung für die Neubauten in der Nähe des Sachsenplatzes. Um auch älteren und gehbehinderten Menschen die Anmietung der Wohnungen zu ermöglichen, soll ein Teil barrierefrei gestaltet werden. Mit dem Verkauf zum Festpreis, gebunden an ein entsprechendes Konzept, beschreitet die Stadt nun erstmals neue Wege. Eine ähnliche Konzeptausschreibung soll es für zwei kommunale Grundstücke in Löbtau an der Mohorner und Braunsdorfer Straße geben, die allerdings in Erbbaupacht vergeben werden. Für das Löbtauer Wohnprojekt gehen die Wünsche der Stadt sogar noch weiter: Neben preiswerten Wohnungen sollen Werksräume, künstlerisch-kulturelle Begegnungsstätten und Gastronomie entstehen. In die Planungen könnte etwa der Ausländerrat einbezogen werden.

Die geplanten Wohnprojekte in Löbtau und der Johannstadt haben noch einen anderen Hintergrund: Die Stadt benötigt den preiswerten Wohnraum möglichst schnell. Weil die beabsichtigte Gründung der Woba noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, sollen nun private Investoren oder Wohnungsgenossenschaften einspringen. Wie viel Interesse es für die Ausschreibungen gibt, wird sich zeigen. Offen ist auch, was das knapp 7 500 Quadratmeter große Areal zwischen Käthe-Kollwitz-Ufer und Florian-Geyer-Straße kosten soll.

Für das benachbarte, kleinere Grundstück bezahlte die Stuttgarter Wohnungsgenossenschaft Flüwo rund 900 000 Euro. Ende des Jahres soll der Bauantrag eingereicht werden, sagt Flüwo-Prokurist Martin Mezger gegenüber der SZ. Geplant sind etwa 120 Wohnungen, 40 Millionen Euro investiert die Genossenschaft dafür. Baustart ist Mitte/Ende 2017. Es ist nicht das erste Wohnbauprojekt der Flüwo in Dresden. Bereits Anfang Juni wurde in Niedersedlitz der Grundstein für 67 Genossenschaftswohnungen gelegt. Die Vermietung hat allerdings noch nicht begonnen. Wer Interesse hat: Gleich um die Ecke, im Bürohaus in der Lockwitztalstraße 20, hat die Flüwo ihr erstes Regionalbüro eröffnet.