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Praxen und Wohnungen ziehen in einstiges Musikschul-Haus

Die historische Villa wird saniert, neben ihr entsteht ein Neubau. Die Eigentümerin hat nun eine Bitte an die Pirnaer.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Eine gigantische Konstruktion: Die Fabrikantenvilla der ehemaligen Lagerbierbrauerei Bergschlösschen an der Pirnaer Braustraße hat ein Ersatzdach aufgesetzt bekommen. Das gesamte Gebäude ist eingerüstet. Bauarbeiter rufen sich Befehle zu und schleppen schweres Gerät. Das Haus wird zu einem Gesundheitszentrum ausgebaut, teilt Immobilienwirtin Annette Katrin Seidel aus Pirna mit. Gemeinsam mit ihrem älteren Sohn Peter Paul hat sie das Haus erworben.

Die Sanierungsarbeiten starteten bereits im vergangenen Jahr und liegen gut im Zeitplan. Die Fertigstellung ist für Anfang September geplant. Sämtliche Mieter stehen schon fest. In das Erdgeschoss zieht eine gemeinschaftliche Arztpraxis ein. Eine Ergotherapie- und eine Physiotherapiepraxis werden künftig ihre Patienten im ersten Obergeschoss empfangen. Das Dachgeschoss wird komplett als Mietwohnung ausgebaut.

Zusätzlich entsteht auf dem rückwärtigen Areal der Villa ein dreigeschossiger Neubau. Auch hier belegt eine Arztpraxis das Erdgeschoss. In den oberen Etagen gibt es drei Mietwohnungen, von denen zwei noch frei sind. Zur Miete kann Annette Katrin Seidel derzeit keine Angaben machen, die Preise würden noch kalkuliert, sagt sie.

Parkplatzprobleme sollen die neuen Nutzer und Bewohner der Häuser nicht haben. Mehrere Stellplätze werden vor der alten Villa angelegt. Der Neubau, der voraussichtlich im August 2019 bezugsfertig ist, bekommt eine Garage im Haus sowie Carports auf dem Gelände. Die Erschließung zum hinteren Gebäude erfolgt über eine neu angelegte Zufahrt, die von dem Straßenzug „Am Felsenkeller“ abzweigt. Die Gesamtinvestition in die denkmalgeschützte Fabrikantenvilla beläuft sich auf einen siebenstelligen Betrag.

Die Villa im neoklassizistischen Stil wurde um 1870 erbaut. Zu DDR-Zeiten war darin ein Kindergarten untergebracht, nach der Wende zog die Musikschule Sächsische Schweiz in die Räume. Mit dem Auszug der Musikschule bliebt das Haus lange ungenutzt, ungebetene Gäste setzten der Villa immer wieder zu.

Nun soll nicht nur das Gebäude an bessere Zeiten anknüpfen. Auch das parkähnliche Außengelände, das in Hanglage zur Braustraße abfällt, bekommt seine ursprüngliche Gestaltung zurück. Eigentümerin Seidel plant, ein Rondell in der Mitte der Grünanlage wieder anzulegen und kaputte Sandsteinstufen zu ersetzen. Einige Bäume, die nicht in die Gestaltung passen, wurden bereits gefällt. Doch das Anlegen des kleinen Parks nach historischem Vorbild bereitet Probleme. Die Eigentümer besitzen lediglich eine alte Postkarte, die den ursprünglichen Zustand des Geländes andeutet. „Wir vermuten, dass es früher im Rondell einen Brunnen gab, den wir gerne wieder herstellen würden. Dazu benötigen wir aber Vorlagen“, sagt Annette Katrin Seidel. Deshalb bittet sie die Pirnaer um Hilfe: Wer alte Ansichten von Haus und Garten hat, möge sie bitte dem Architekturbüro ( Tel.  03501 78870) zur Verfügung stellen.