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Praktikanten für Vietnam gesucht

Eine vietnamesische Delegation besucht das Berufsschulzentrum in Großenhain. Die Gäste wollen selber lernen – wie Erzieherausbildung geht.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Das Ziel ist zum Greifen nahe: Sechs angehende Erzieher aus dem Berufsschulzentrum Großenhain (BSZ) könnten schon bald für je drei Monate zum Praktikum nach Vietnam fliegen. Die Reise und der Aufenthalt werden von vietnamesischer Seite bezahlt. „Das Interesse unter den hiesigen Berufsschülern ist groß, sie haben Bock drauf“, sagt Dirk Bachmann in saloppem Ton. Der Leiter der Outlaw gGmbH Sachsen, einem Träger von Kindereinrichtungen und Häusern der freien Jugendhilfe, war selbst zweieinhalb Jahre in dem südostasiatischen Land. Die angebahnte Kooperation mit dem Großenhainer BSZ sei die erste konkrete Folge dieses Aufenthaltes.

Eine Delegation aus dem vietnamesischen Dong Thap war deshalb diese Woche in der Röderstadt. Es waren vor allem Lokalpolitiker und die Geschäftsführerin der privaten Firma T.Info, die sich hier über die Erzieherausbildung informierten. „In Vietnam gibt es so etwas nicht, es gibt nur Lehrer“, sagt Frishta Ahmadi, Projektkoordinatorin für interkulturelle Öffnung bei Outlaw. Die Vietnamesen wollen von den hiesigen Ausbildungsstrukturen lernen, sie besuchten auch eine Erzieherklasse während des Unterrichts. Dabei ging es um das Beobachten und Dokumentieren von kindlichem Verhalten.

„Die Gäste haben gestaunt über das offene Lernklima, die Gruppenarbeit und die Diskussionen“, erzählt Frishta Ahmadi. Im kommunistischen Vietnam ist alles noch sehr streng, so auch die Anzugsordnung der Lehrerinnen. Wenn junge Leute in ihrem Land Lehrer werden, so werde das oft noch von den Eltern bestimmt, heißt es. Doch die Asiaten wollen reformieren. So besuchen sie während ihres einwöchigen Aufenthalts auch eine AWO-Einrichtung im vogtländischen Auerbach. Dirk Bachmann: „Die Vietnamesen finden unser duales Ausbildungssystem klasse, weil es praxistauglich ist.“ Mithilfe der Deutschen wollen sie eine berufsbegleitende Erzieherausbildung bei sich zu Hause auf die Beine stellen.

Schon vier Jahre läuft die Kooperation von Outlaw und der Firma T.Info. Dirk Bachmann freut sich, dass die Großenhainer Berufsschule nun mit im Boot ist. Auch für die deutsche Seite bringe die Kooperation Vorteile, so der Geschäftsführer. Sie erweitert den interkulturellen Horizont der hiesigen Erzieher. Das Kennenlernen komplett anderer Erziehungsstile und Familientraditionen könne den Blick auf die eigene Arbeit sensibilisieren. Mit mehr Weltoffenheit und Internationalität will sich Outlaw auch als sozialer Arbeitgeber profilieren.

Großenhain ist dazu mit ins Gespräch gekommen, weil eine ehemalige Erzieherschülerin jetzt bei Outlaw arbeitet.