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Prager vorn hui, hinten pfui

Die Einkaufsstraße ist dreigeteilt. Während zwei Bereiche reichlich Besucher haben, kämpft der dritte.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Dresdner Einzelhandel verändert. Beklagte Andreas Malich 2015 noch eklatante Umsatzrückgänge, zeigt sich der Chef des Berliner Immobiliendienstleisters CBRE am Donnerstag zufrieden mit der jetzigen Innenstadt-Entwicklung.

Spitzenmieten auf der Prager Straße

In den sogenannten 1-A-Lagen, zu denen neben der Prager Straße auch der Alt- und der Neumarkt zählen, gibt es kaum Veränderungen. Die Mieten bewegen sich auf gleichbleibendem Niveau. Am teuersten mieten Händler in der nördlichen Prager Straße zwischen Karstadt und Centrum Galerie, wo 115 Euro pro Quadratmeter zu zahlen sind. Das ist seit Jahren stabil. Angestiegen sind sie in der Schloßstraße, wo heute bis zu 80 Euro pro Quadratmeter erzielt werden. 2015 waren es noch 65 Euro.

Unruhige Situation am Hauptbahnhof

Die Prager Straße ist aus Einzelhandelssicht dreigeteilt. Während im Norden mit 6 500 Passanten pro Stunde die höchste Frequenz erreicht wird, ist das südliche Drittel das Stiefkind. „Der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und TK Maxx wird als Durchgangsbereich angesehen, obwohl mit dem Prager Carree das Tor zur Prager Straße wieder hergestellt ist“, sagt Malich. „Die Kunden halten sich dort nicht lange auf.“ Das hat zur Folge, dass sich die Lage trotz Neuvermietungen noch nicht stabilisiert hat und Mieter wechseln. Die Nachfrage sinkt. Im Mittelteil haben derzeit auch Läden geschlossen, doch es gibt bereits neue Mieter wie das Maison du Monde.

Wallstraße wird neuer Boulevard

Rund um den Postplatz und die Wallstraße entstehen neue Häuser, die zusätzliche Einzelhandelsfläche bieten. Claudia Spiegel von CBRE schätzt ihr Potenzial als sehr gut ein, da sie direkt an die 1-A-Lagen angrenzen. Dort wäre genügend Raum für Nahversorger, von denen es derzeit zu wenige im Stadtzentrum gibt. Hier entstehen in den kommenden fünf Jahren rund 10 000 neue Wohnungen, der Bedarf für Lebensmittelhändler und Drogisten wäre auf jeden Fall da. Neue Ladenkonzepte sind dafür besonders gefragt.

Schloßstraße wird prominent

Durch die Fertigstellung des Quartiers VII.1 am Neumarkt wird die Schloßstraße komplettiert. Gemeint ist der Bereich hinter dem Kulturpalast. Die Achse zwischen Hauptbahnhof und Elbe wird damit geschlossen. Hier sieht Claudia Spiegel durchaus Möglichkeiten für Filialisten, die sich bisher auf die Prager Straße und den Altmarkt konzentriert haben, wo sie bis zu 97 Prozent der Flächen belegen. Die Dresdner würden hier jedoch lieber individuelle , inhabergeführte Geschäfte sehen.

Neumarkt als Premiumlage

Obwohl Dresden keine Läden mit Luxusmarken wie Gucci oder Prada vorweisen kann, siedeln sich am Neumarkt immer mehr Geschäfte sogenannter Premiumanbieter an. Gemeint sind Lacoste, Wolford oder Wempe, sagt Andreas Malich. Diese werden von Touristen wie Dresdnern frequentiert und ihre Zahl wird steigen, so der Immobilienfachmann. Die Kaufkraft der Dresdner liegt mit 19 692 Euro zwar unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 21 865 Euro, ist aber die zweithöchste nach Potsdam in Ostdeutschland.

Stabile Centerlandschaft

Der Elbepark und der Kaufpark Nickern sind große Anbieter, die sich seit Jahren großer Kundschaft erfreuen. Sie machen der Innenstadthändlern durch kostenlose Parkplätze und gute Erreichbarkeit Konkurrenz. Durch die Eröffnung der Autobahn nach Prag hat auch die Zahl ihrer tschechischen Kunden weiter zugenommen. Dass nicht alle Center funktionieren, zeigt das Beispiel Otto-Dix-Center in Strehlen, das außer dem Ankermieter Kaufland fast alle Geschäfte verloren hat.

Stadtteile unterschiedlich beliebt

Kaum Veränderungen zu den Vorjahren gibt es bei den Mieten in Stadtteilzentren. Am beliebtesten ist hier die Schillergalerie n Blasewitz, in der bis zu 45 Euro pro Quadratmeter zu zahlen sind. Zum Vergleich: In der Neustadt sind Läden zwischen 20 und 25 Euro pro Quadratmeter zu haben. Dort entwickeln sich weiterhin trendige junge Anbieter, allerdings gibt es auch einen häufigen Wechsel. Insgesamt sind immer kleinere Flächen gefragt, da Händler oft auch im Internet vertreten sind und nur einen Showroom benötigen.