Von Linda Barthel
Steinwüste, unfertiger Platz oder Mastenwald. Im Laufe der Jahre hat der Postplatz dank seiner tristen Gestaltung einige negativ angehauchte Spitznamen verpasst bekommen. Das soll nun vorbei sein. Die Grünen fordern, das Areal im Herzen der Stadt umzugestalten. Insbesondere neue Sitzgelegenheiten und großkronige Bäume, die im Sommer Schatten spenden, stehen auf der Prioritätenliste ganz oben. Diese wurde im Workshop „Postplatz weiter denken – von der Idee zur Identität“, der Ende vergangenen Jahres stattfand, erarbeitet. Anrainer, Mitglieder der Stadtverwaltung und politische Vertreter äußerten dabei ihre Wünsche und Ziele für das Areal. Damit diese jetzt auch in die Tat umgesetzt werden, fordern die Grünen, einen Gestaltungswettbewerb ins Leben zu rufen. Der Antrag wurde im jüngsten Altstädter Ortsbeirat vorgestellt.
Eine Steinwüste? Der Postplatz in Dresden
„Wir wollten warten, bis das Zwinger-Forum fertig ist. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Postplatz gestalterisch neu durchdacht wird“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Thomas Löser. Der Antrag solle endlich Bewegung bringen. Nach dem Workshop meinte ein Vertreter vom Stadtplanungsamt, dass erst einmal nichts passieren wird, sagt er. „Deshalb fordern wir nun die Verwaltung auf, aktiv zu werden.“
Auf dem Postplatz fehle es vor allem an Aufenthaltsqualität. Die vorhandenen Sitzflächen – Hochbeete mit Bänken und Granitblöcke – werden schon gut genutzt, sind jedoch nur interimsmäßig eingerichtet. Innerhalb des geforderten Gestaltungswettbewerbs sollen dauerhafte Varianten gefunden werden. „Man könnte auch Liegestühle aufstellen“, sagt Löser.
Wichtig sei aber vor allem, dass großkronige Bäume auf den Postplatz gepflanzt werden. Denn im Sommer gibt es dort kaum Schatten. Lange sitzt deshalb keiner auf dem steinernen Platz, so Löser. Weil darunter zahlreiche Leitungen verlaufen, kann aber nicht überall gepflanzt werden. Innerhalb des Workshops wurde jedoch eine Freiraumgestaltungsstudie vorgestellt, die zeigt, wie die Bepflanzung aussehen könnte und an welchen Stellen sie überhaupt möglich ist. Wichtig ist dabei auch der geplante Promenadenring entlang der Wallstraße. Dieser soll sich später über den Postplatz bis zum Schauspielhaus ziehen. „Daran geht kein Weg vorbei“, sagte Ortsamtsleiter André Barth in der Beiratssitzung.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Mastenwald auf dem Postplatz. Dort reihen sich mehrere Lampen und zum Zwinger hin Oberleitungsmasten für den Straßenbahnbetrieb aneinander. „Das ist eine uferlose Anzahl. Ich frage mich, ob es nicht eine weniger dominante Lösung gibt“, sagt Grünen-Fraktionschef Löser. Die Antwort der Stadt lautet nein. In einer Stellungnahme zum Antrag wird erklärt, dass alle Masten aus technischer Sicht notwendig sind.
Die Altstädter Ortsbeiräte interessierten sich jedoch weniger für den von den Grünen beklagten Mastenwald, sondern eher für den ebenfalls geforderten Bau einer öffentlichen Toilette. „Ich könnte mir gut vorstellen, die WCs an der Käseglocke wieder zu aktivieren“, sagte Ortsamtsleiter Barth. Auch der jetzige Betreiber, die Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei, sei daran sehr interessiert. Noch ist jedoch unklar, wie lange in der Käseglocke noch Espresso verkauft wird. Denn der Pavillon wurde neu ausgeschrieben. Dass die Nutzung nur interimsmäßig ist, stand bereits im September 2013 fest, als das Unternehmen einzog. Schon damals machten die Geschäftsführer jedoch deutlich, ihr Konzept für einen dauerhaften Betrieb ab Sommer dieses Jahres einzureichen.
Dass es auf dem Postplatz eine öffentliche Toilette geben sollte, wurde von mehreren Altstädter Ortsbeiräten unterstrichen. Den Antrag der Grünen winkten sie am Ende dennoch nicht durch. Dafür beschlossen die Beiräte, eine Anfrage an die Oberbürgermeisterin zu stellen. Sie fordern darin, dass ihnen die Ende 2013 im Postplatz-Workshop gezeigte Freiraumgestaltungsstudie vorgestellt wird. Diesem Wunsch muss die Verwaltung innerhalb der nächsten zwei Monate nachgehen, so Barth. Er hatte die zuständigen Mitarbeiter des Stadtplanungsamts und des Amts für Stadtgrün und Abfallwirtschaft bereits zur jüngsten Ortsbeiratssitzung eingeladen, erhielt jedoch eine Absage.