Merken

Posaunenchor im Fernsehen

Die Radeberger sind beim Kirchentag in Leipzig dabei. Und sind dort den MDR-Redakteuren einen Beitrag wert.

Teilen
Folgen
© PR

Von Jens Fritzsche

Radeberg. In der Rolle als Komponist Heinrich Schütz im großen Festumzug zum Dresdner Stadtjubiläum war er ja schon mal vor ein paar Jahren auch über die sächsischen Bildschirme geflimmert: Wolfgang Franke, der Chef des Radeberger Posaunenchors. Am Sonnabend kommt er nun erneut ins Fernsehen, verrät er. „Wir fahren mit den Jugendlichen des Posaunenchors zum Kirchentag nach Leipzig; dabei wird uns ein Kamerateam des MDR-Fernsehens begleiten“, beschreibt der Radeberger, der lange Jahre auch Chef der bekannten Glasformenbau-Firma „Arndt und Endler“ an der Dr. Rudolf-Friedrichs-Straße war.

An diesem Freitag werden die Radeberger Bläser gleich mehrmals auf der großen Bühne am Leipziger Augustusplatz zu erleben sein; bei der Oper „Katharina von Bora“ zum Beispiel und beim musikalischen Nachtgebet. „Und am Sonnabend wird der MDR dann eine Stunde lang live aus Leipzig berichten, in dieser Sendung wird dann auch der Beitrag über uns zu sehen sein“, freut sich Wolfgang Franke.

Der Fernsehauftritt der Radeberger passt dabei gut. Denn der Posaunenchor hat derzeit eine Menge zu feiern. Immerhin wird das Bläserensemble in diesem Jahr 90. Und dazu gab’s ja bekanntlich vor gut einem Monat das große Festkonzert in der Radeberger Stadtkirche. Gemeinsam mit dem langjährigen Partner-Posaunenchor aus Olpe. Und natürlich wurde dabei auch zurückgeblickt. Radebergs einstige Pfarrerin Christine Klaer blätterte dazu in der Chronik; die dabei weit vors Jahr 1927 zurückreicht. Denn zunächst mussten damals ja Spenden gesammelt werden, um die Instrumente für das künftige Ensemble anschaffen zu können.

Der damalige Pfarrer Seyfert hatte sich zum Ziel gesetzt, junge Leute für das Posaunenspiel zu begeistern, wusste aber um die finanziellen Sorgen, sich ein Instrument zu kaufen. Also wurde gesammelt. Mit Erfolg. Am 14. Februar 1927 fand die erste Übungsstunde statt. Eine Woche lang wurde dabei mit sechs Bläsern geübt. Und zwar täglich. Radebergs Ober-Postsekretär Sickert übernimmt die Leitung – und der Posaunenchor sorgt schon in seinem ersten Jahr regelmäßig musikalisch für Aufsehen. Beim Erntedankfest sind die Bläser dabei, und sie spielen am ersten Weihnachtsfeiertag dann auch erstmals öffentlich auf dem Marktplatz. Schnell machen sich die Radeberger auch über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen; 1932 findet deshalb in Radeberg das Kreisposaunenfest statt.

Zum Glücksfall wurde während der Zeit des Nationalsozialismus Radebergs Pfarramtsleiter Ebert, der seit 1934 in der Stadt aktiv war. Er setzte sich trotz der massiven Einschränkungen kirchlicher Arbeit immer wieder für die Chorarbeit ein. Auch, wenn der Posaunenchor in diesen dunklen Jahren nicht mehr öffentlich musizieren durfte. „Mit Auftritten auf Privatgrundstücken umging man das Verbot und 1936 gehörten schon 14 Bläser dem Chor an“, so Christine Klaer. Und auch, dass mehrere der Musiker nach Kriegsbeginn dann an die Front eingezogen wurden, ließ den Posaunenchor nicht untergehen. Pfarrer Ebert setzt die Arbeit mit Konfirmanden und seinen eigenen Kindern fort. Dass so nun auch die Töchter des Pfarrers im Posaunenchor aktiv waren, sorgte für Aufsehen. Denn Musikerinnen gab es bis dahin in sächsischen Posaunenchören nicht.

Seit 1978 leitet nun Wolfgang Franke den Posaunenchor. Und ließ sich auch nicht durch kleinliche Schikanen und Einschränkungen zu DDR-Zeiten entmutigen. Auch daran wird er vielleicht denken, wenn er sich nun mit den Jugendlichen auf den Weg nach Leipzig macht …

Am Sonnabend berichtet das MDR-Fernsehen ab 15.20 Uhr in der Sendung „Vor Ort“ eine Stunde lang live vom Kirchentag. Im Rahmen der Sendung wird der Beitrag über die Radeberger zu sehen sein.

www.kirchenmusik-radeberg.de/posaunenchor