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Porzellanmalerei jetzt Kulturerbe

Die Unesco würdigt damit eine seit über 300 Jahren gepflegte Tradition.

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© Symbolfoto: Claudia Hübschmann

Meißen. Die besonders in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Sachsen ausgeführte Porzellanmalerei ist nun als Teil des immateriellen Kulturerbes beurkundet. Das entsprechende Dokument wurde am Montagabend in Berlin überreicht.

Auch die Bergparaden im Erzgebirge und der in der Oberlausitz praktizierte Blaudruck wurden wie 31 andere Traditionen, Bräuche und Kulturstätten in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Jedes Land ist aufgefordert, eine nationale Liste seines immateriellen Kulturerbes anzulegen. Sie umfasst in Deutschland jetzt 68 Positionen.

Wie es auf der Seite der Deutschen Unesco-Kommission weiter heißt, ist die Porzellanmalerei in Deutschland eine jahrhundertealte Handwerkskunst. Die Weitergabe und Erhaltung des komplexen Wissens erfolgt noch an vereinzelten Standorten. Im 18. Jahrhundert wurden drei der wichtigsten Manufakturen Deutschlands gegründet, die bis heute aktiv sind: Die Porzellan-Manufaktur in Meißen, die Porzellanmanufaktur des Bayerischen Königshauses in Nymphenburg und die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM). Diese drei Porzellanmanufakturen sind permanent auf der Suche nach zeitgenössischen Ausdrucksformen und pflegen traditionelle Dekore und Techniken, die an kommende Generationen weitergegeben werden.

Die drei Meisterwerkstätten produzieren maßgefertigte Entwürfe. Je nach Arbeitsaufwand kann die Fertigstellung eines Stücks Monate dauern. Fast alle Porzellanerzeugnisse werden von Hand bemalt und die Farben in der jeweiligen Manufaktur eigens hergestellt und gemischt. Jedes Stück ist ein Unikat, versehen mit der individuellen Handschrift des jeweiligen Malers. Dieses persönliche Malerzeichen ermöglicht es Kunden, auch Jahre später noch Ergänzungsteile anfertigen zu lassen.

Das Wissen über die komplexe Anwendung der keramischen Farben, ihre Mischbarkeit und ihre Wandlung während des Brandes sind Grundvoraussetzungen für das Erlernen der technischen und künstlerisch-handwerklichen Fähigkeiten. Dieses Wissen sowie weitere Grundlagen des Handwerks werden Lehrlingen im Rahmen einer dreieinhalbjährigen Ausbildung vermittelt. Dann spezialisieren sie sich auf einen Aufgabenbereich. Die Arbeitsgebiete umfassen vier Hauptbereiche: Blumenmalerei, Landschafts- und Watteau-Malerei, Figurenstaffage und Dekor. Das künstlerische Auge wird durch Studien der Natur geschult und gleichzeitig ein breites Spektrum an Vorlagen für den jeweiligen Arbeitsbereich angelegt.

Betrieben wurde die Aufnahme der Porzellanmalerei als Kulturerbe offenbar vom sogenannten Meisterkreis. Der Verbund von Luxusherstellern vertritt einen Wirtschaftszweig mit einer Wertschöpfung von mehr als 60 Milliarden Euro und über 16 000 Beschäftigten. (SZ mit dpa)