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Porto für die Krankschreibung

Die IKK in Bischofswerda bittet Versicherte neuerdings, Scheine nach Erfurt zu schicken. Mehr Service – wie versprochen?

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz und Gabriele Nass

Bischofswerda. Manche Versicherte der IKK classic in Bischofswerda und Umgebung haben jetzt Post von ihrer Krankenkasse bekommen. Einige Verwirrung war die Folge.

Es geht um die Bearbeitung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und den dazugehörigen Service. Statt dass der kranke Arbeitnehmer seine AU wie bisher bei der IKK an der Kamenzer Straße in den Briefkasten werfen oder bei einem Mitarbeiter im Büro abgeben kann, wenn er wie viele in der Stadt zu Hause ist oder hier vorbeifährt, soll er sie jetzt „an die Beleglesung“ der IKK Classic in Erfurt verschicken. Kein Problem an sich. So ist der Gang der Dinge nun mal inzwischen. Aber warum wird der Brief an die Kassenmitglieder mit dem Satz eingeleitet: „Die IKK classic baut ihren Kundenservice stetig aus.“ Auf den ersten Blick ist es ja kein Mehr an Service, wenn Briefmarke und Briefumschlag gekauft werden müssen, um den Schein zu verschicken. Es ist ein Mehr an Aufwand für viele der Versicherten.

Bernd Amann, der Leiter der IKK-Geschäftsstelle in Bischofswerda, klärt auf Nachfrage auf und sagt zunächst, was im Schreiben an Versicherte nicht steht. „Die Abgabe der Scheine ist selbstverständlich weiterhin möglich. Aber wer die neue Möglichkeit nutzt und die Scheine direkt ins Beleglesezentrum schickt, bekommt sein Krankengeld einen Tag früher ausgezahlt.“

Sammelsendung nach Erfurt

In Erfurt werden die Belege eingescannt und mit einem speziellen Computerprogramm zur weiteren Bearbeitung an den zuständigen Mitarbeiter übermittelt. Der prüft dann, ob Anspruch besteht und weist die Krankengeld-Zahlung an. „Versicherte, die sich die Portokosten für den Brief nach Erfurt sparen wollen, bringen die Bescheinigungen weiterhin zu uns direkt“, sagt Bernd Amann. „Wir sammeln sie und schicken sie täglich per Post zum Einscannen nach Erfurt. Da vergeht allerdings ein Arbeitstag mehr.“

Die IKK classig ist neben der AOK die einzige Krankenkasse, die noch in Bischofswerda vor Ort ist. KKH, DAK und Barmer zogen sich in den letzten Jahren aus besten Lagen in der Innenstadt zurück. Das IKK-Kundencenter an der Kamenzer Straße betreut derzeit 40 000 Versicherte. Rund einhundert Krankenscheine gehen zurzeit täglich ein. Vor allem wegen der Grippewelle sind das deutlich mehr als normalerweise. Fünf Mitarbeiter kümmern sich in Bischofswerda um die Bearbeitung der Scheine, sagt Leiter Bernd Amann.

Gleiches Prozedere bei anderen Kassen

Die Praxis der IKK im Umgang mit Krankenscheinen deckt sich mit der anderer Kassen, wie eine SZ-Umfrage ergab. Die AOK Plus nimmt Krankenscheine in der Filiale am Altmarkt Bischofswerda entgegen. Außerhalb der Öffnungszeiten könnten sie in den Briefkasten geworfen werden, sagt Sprecherin Hannelore Strobel. Auch per Post können die Bescheinigungen eingesandt werden. Die Portokosten zahlen die Versicherten. Die Bearbeitung der Krankschreibungen übernehmen bei der AOK zentrale Teams. „So erfolgt eine schnelle und korrekte Bearbeitung“, sagt Hannelore Strobel. Für die gut 980 000 Versicherten in der Region Dresden, zu der auch die aus Bischofswerda und der Region gehören, kümmern sich darum zwei Mitarbeiter.

Wer bei der DAK versichert ist, kann Krankenscheine an das „Postzentrum“ adressieren. Dort werden sie elektronisch erfasst. „Das steht uns dann schon nach vier Stunden zur Verfügung und ist ein Vorteil“, sagt Alexander Motzko, Leiter der Bautzner Geschäftsstelle und zuständig für rund 30 000 Versicherte. Die Scheine können aber auch ins Bautzner Kundencenter geschickt, dort persönlich abgegeben oder gemailt werden. Versicherte aus dem Raum Bischofswerda sind auf diese Art der Einsendung angewiesen, die DAK hatte ihre Geschäftsstelle vor Ort Ende 2014 geschlossen. Die Barmer GEK, seit 2015 nicht mehr mit einer Filiale in Bischofswerda, geht ebenfalls moderne Wege. Susann Wehle, Regionalgeschäftsführerin: „Unsere Versicherten können ihre Bescheinigung bequem von Zuhause aus einreichen. Sie fotografieren die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit dem Smartphone oder Tablet ab und schicken sie über die Barmer-Service-App an uns.“ Zudem könnten Bescheinigungen per Post geschickt oder in der Bautzner Geschäftsstelle abgegeben werden.“ Von dort werden derzeit rund 26 000 Versicherte betreut.