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Porsche-Design lässt Ex-Meissen-Chef abfahren

Christian Kurtzke muss nach erst 16 Monaten wieder gehen.

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© Robert Michael

Von Peter Anderson

Meißen/Ludwigsburg. Ein Jahr und knapp vier Monate hat sich Christian Kurtzke auf dem Chefsessel von Porsche-Design in Ludwigsburg gehalten. Bei der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen waren es dagegen rund sechseinhalb Jahre gewesen, bevor sich die Wege des Staatsbetriebes und des smarten Managers trennten.

Am Mittwoch allerdings musste Christian Kurtzke nun am Neckar überraschend sein Büro räumen. „Christian Kurtzke ist ab sofort nicht mehr Geschäftsführer der Porsche-Design-Group. Er scheidet aufgrund unterschiedlicher Ansichten über die strategische Ausrichtung des Unternehmens aus“, teilte Sprecherin Nadine Cornehl am Mittwochabend mit. Über seine Nachfolge sei noch nicht entschieden worden. In einem nachfolgenden Statement von Porsche-Design heißt es, Kurtzke scheide „nach einer erfolgreichen Repositionierung und Neustrukturierung des Unternehmens“ aus. Der Luxusgüter-Hersteller danke ihm „für sein außerordentliches Engagement.“ Jan Becker, bislang Chief Operating Officer, rücke zum 1. Juli in die Geschäftsführung auf und übernehme zunächst die Aufgaben von Kurtzke als Sprecher der Geschäftsführung.

Das Porsche-Design-Studio stellt im Gegensatz zu Meissen selbst keine eigenen Produkte her. Es lässt seine Entwürfe von Fremdfirmen in Lizenz produzieren. Zu Partnern in Deutschland zählen der Brillen-Hersteller Rodenstock und der Sportartikel-Produzent Adidas.

SZ-Informationen zufolge ist die Nachricht von der Ablösung Kurtzkes etwa 100 anwesenden Mitarbeitern in einer Belegschaftsversammlung mitgeteilt worden.

Ein weiterer Tiefpunkt in seiner Karriere

Uhren-Experten Gisbert L. Brunner zufolge habe der 47-Jährige eine Vision für Porsche-Design vermissen lassen. Stattdessen gab Kurtzke das Ziel aus, die Firma aus Ludwigsburg zur „weltweit attraktivsten Sport-Lifestyle-Marke“ zu machen und kopierte damit ein bereits in Sachsen erfolgloses Konzept. Unmittelbar nach seinem Start in der Manufaktur hatte der Manager davon gesprochen, Meissen in die „weltweit führende deutsche Luxus-Marke“ zu verwandeln. Die Pläne scheiterten daran, dass der Freistaat nicht bereit war, auf Dauer die hohen Kosten für diese Strategie mitzutragen, ohne dass nachhaltige positive Effekte absehbar waren.

Um Weltmarktführer zu werden, richtete Kurtzke Porsche-Design verstärkt auf männliche Kunden aus. Ihre Kraft sollte die Marke künftig vor allem vom Sportwagen Porsche als Kern beziehen. Ähnlich hatte Christian Kurtzke in der Manufaktur davon gesprochen, die „DNA von Meissen“ auf Möbel, Kleider und sonstige Luxus-Produkte übertragen zu wollen. Das Unternehmen wurde dazu ebenfalls in Sparten wie Meissen Home oder Meissen Joaillerie aufgeteilt. Aktuell wird in der Manufaktur darüber beraten, wie mit dem schwierigen Erbe des selbst ernannten Luxus-Pioniers künftig verfahren werden soll. Anfang Juli sollen dazu in einer Aufsichtsratssitzung grundsätzliche Beschlüsse gefasst werden. In der Diskussion ist unter anderem, die teure Villa Meissen in Mailand zu schließen. Im letzten Geschäftsjahr, das Christian Kurtzke zu verantworten hatte, schlug für die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen ein Rekordverlust von 20 Millionen Euro zu Buche.

Für Christian Kurtzke ist das Aus in Ludwigsburg ein weiterer Tiefpunkt in seiner bisherigen Karriere. Eine Anfrage der SZ zu seiner Sicht auf das aktuelle Geschehen blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet. Die aktuelle Krise ist dabei nicht die erste schwierige Periode in seinem Lebenslauf. Schon einmal – nach dem Abschluss als Beststudent, Promotion und Stationen als Geschäftsplaner bei Siemens und Unternehmensberater bei Boston Consulting – stockte Kurtzkes Karriere. Die letzten Jobs bei einem schwächelnden Regional-Fernsehsender und Küchenhersteller werden im Lebenslauf als „interim, zur Transformation“ bezeichnet. Nun dürfte Christian Kurtzke womöglich eine längere Transformationszeit bevorstehen.