Merken

Polnische Gurke trifft auf italienischen Kürbis

Zur Saatgutbörse in Cunnersdorf wurde getauscht was das Zeug hält – Rezepte inklusive.

Teilen
Folgen
© Marko Förster

Von Katharina Klemm

Cunnersdorf. Auf einem Tisch verteilt liegen Fleischtomaten, Portulak, verschiedene Kürbisse und noch viele andere Gemüse- und Blumensorten. Es ist fast wie auf dem Wochenmarkt. Nur eben doch ein bisschen anders. Denn hier wird kein reifes Obst und Gemüse verkauft, sondern Saatgut für eben jenes getauscht.

Hier: das ist der Hof von Familie Haufe in Cunnersdorf. Dort fand am 11. März eine Saatguttauschbörse statt. Organisiert wurde sie von Marit Deumlich und Annette Haufe. Bereits zum vierten Mal haben sie Hobbygärtner und Interessierte eingeladen, selbstvermehrtes Saatgut zu tauschen. Wer noch kein Saatgut gewonnen hat, musste nicht draußen bleiben, sondern konnte kostenlos die Samen einiger Sorten mit nach Hause nehmen - sozusagen als kleines Startpaket. Für jeden hatte Marit Deumlich noch ein paar Tipps zur Aussaat, dem Standort der gewählten Sorte oder dem Geschmack parat.

In diesem Jahr hatte sich der gärtnerische Geheimtipp schon etwas rumgesprochen. Marit Deumlich freute sich, dass diesmal viel mehr Besucher als in den Jahren zuvor kamen. „Die ersten standen schon halb zwei im Hof“, sagt sie. Dabei sollte es eigentlich erst um zwei losgehen. Nicht nur aus dem eigenen Dorf kamen die Besucher. Auch aus Pirna, Dresden oder der Nähe von Liebstadt war man angereist, um neue Sorten kennenzulernen und ein Pläuschchen unter Gärtnern zu halten.

Viele Besucher brachten eigens vermehrtes Saatgut mit. Auch Christine Nitzsche aus Lohmen hatte einige besondere Sorten mitgebracht.

Über die Landgurke freute sich Marit Deumlich besonders. Diese alte Sorte ist im Unterschied zu ihren langen und dünnen Verwandten, die man aus dem Supermarkt kennt, keine Diva. Heißt: Sie ist anspruchslos und resistent gegen viele Umwelteinflüsse wie zu viel Regen, sagt Christine Nitzsche. Die Samen hat sie selbst gewonnen, aus der Gurke eines polnischen Bekannten. Sie hat auch Saatgut für eine Kürbissorte mitgebracht, die sie selber anbaut: die Bischofsmütze. „Er ist schön anzusehen und schmeckt ganz wunderbar“, schwärmt sie. Und sie hat sogar noch das Rezept für eine schlesische Kürbissuppe parat. Dafür kocht sie die Kürbiswürfel in einem Sud aus Nelkenpulver und Zimt, gibt Sahne hinzu und püriert alles. Zum Schluss rundet sie das Gericht mit Zitronenzesten und Vanille ab.

Als sich der Hof am Sonnabend bereits zu leeren begann, erreichte noch eine weitere besondere Sorte den Hof. Eine Frau brachte Saatgut eines Lungo di Napoli, eines italienischen Kürbisses. Dieser kann sehr groß werden, behält aber sein weiches Fleisch. Im letzten Jahr erntete sie ein 15 Kilogramm schweres Exemplar, erzählt die Pirnaerin.

Auch wenn einige Neuheiten dabei waren. Leider überraschte niemand mit einer Sorte aus der Sächsischen Schweiz. Darauf hatte Marit Deumlich gehofft. Doch wenn sich ihre Saatguttauschbörse in den nächsten Jahren weiter rumspricht, wird es vielleicht nicht mehr lange dauern.