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Polnische Bande stiehlt Autos für eine halbe Million

Ob der Angeklagte im Prozess vor dem Landgericht Görlitz allerdings dazugehörte, ist nach dem ersten Verhandlungstag noch unklar.

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© Jens Trenkler

Von Frank Thümmler

Dieser polnischen Diebesbande das Handwerk gelegt zu haben, war ein großer Erfolg für die Ermittlungsbehörden. Zwischen Juni 2012 und September 2013 hat sie, so lautet die Anklage, elf meist hochwertige Autos im Gesamtwert von 417 000 Euro gestohlen. Bei zwei weiteren Pkw (Wert zusammen 45 000 Euro) blieb es beim Versuch. Das gerichtliche Nachspiel zieht sich hin, gegen jedes mutmaßliche Bandenmitglied wird einzeln verhandelt. Seit Dienstag steht der heute 38-jährige Slawomir H. vor dem Landgericht Görlitz, der sich zu den Vorwürfen allerdings nicht äußert.

Welche Autos gestohlen wurden, war offensichtlich kein Zufall. Zunächst waren Mazdas im Fokus der Bande, wobei der dritte Diebstahl in der Görlitzer Schützenstraße misslang. Danach hatte es die Bande ausschließlich auf hochwertige Pkw der Marken BMW und Audi abgesehen. Besonders dreist: Einen fabrikneuen Audi S6 Quattro (Wert 83 000 Euro) und einen ebenso fabrikneuen Sportwagen Audi TT RS (Wert 75 000 Euro) entwendete die Bande direkt aus einem Parkhaus des Ingolstädter Audi-Werkes. Ansonsten konzentrierte sich die Bande auf den Raum Dresden.

Außer dem Versuch des Mazda-Diebstahls schlug die Bande unter Beteiligung von Slawomir H. noch einmal in Görlitz zu. Am 14. September 2013 stahl sie vom Gelände des Autohauses Elitzsch einen Audi Avant im Wert von 35 000 Euro. Das Fahrzeug wurde zwei Tage später in Polen aufgefunden. Und es war laut Anklage der letzte Diebstahl der Bande.

Der Vorsitzende Richter Ulrich von Küster versuchte den Angeklagten davon zu überzeugen, sich zu den Vorwürfen doch zu äußern. Er kündigte an, zwei weitere bereits im Gefängnis einsitzende Bandenmitglieder als Zeugen zu laden. „Den einen hatte ich selbst in der Verhandlung. Er machte den Eindruck, dass er das alles hinter sich lassen und mit seiner Vergangenheit aufräumen will. Er erzählt recht glaubwürdig alles, woran er sich erinnern kann. Und der andere plaudert wohl auch recht offen. Nur damit Sie wissen, was auf Sie zukommt“, sagte er an Slawomir H. gewandt. Außerdem habe der Angeklagte sich in einer Vernehmung zu einer Rolle in der Bande schon geäußert. Dazu könne vom Gericht auch der Vernehmungsbeamte befragt werden.

Verteidiger Alexander Enz erwiderte, dass sich das auf andere Diebstähle bezog, für die sein Mandant bereits verurteilt wurde. „Diese Straftaten hier kann mein Mandant nicht einräumen“, sagte Enz. Slawomir H., der in Zgorzelec geboren wurde, in Görlitz lebt, die polnische und die deutsche Staatsbürgerschaft hat, verheiratet und Vater zweier Kinder ist und seit Kurzem als Elektrikergehilfe bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitet, verließ das Gericht, wie er gekommen, auf freiem Fuß. Die Verhandlung wird am 6. April fortgesetzt.