Merken

Pollerstreit im Wohngebiet

Das Rathaus Pirna ließ die Haußnerstraße kappen, um den Durchgangsverkehr zu unterbinden. Der sucht sich jetzt neue Wege.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Zack, und schon wieder rast ein Auto auf der Jahnstraße vorbei. Eindeutig: Das vorgeschriebene Schritttempo hat der Fahrer des blauen Fords nicht eingehalten. „Das ist leider keine Ausnahme“, beklagt Petra Schmalfuß. Sie wohnt seit gut drei Jahren mit ihrem Lebensgefährten an der Jahnstraße im Südwesten von Pirna.

Diese Poller auf der Haußnerstraße in Pirna stoßen nicht nur auf Begeisterung.
Diese Poller auf der Haußnerstraße in Pirna stoßen nicht nur auf Begeisterung. © Norbert Millauer

Mit der Ruhe ist es allerdings seit dem Frühjahr vorbei. Im Auftrag der Stadt wurden mehrere Poller auf der angrenzenden Haußnerstraße errichtet, sodass diese Straße nicht mehr durchgängig zu befahren ist. „Ganz ohne Ankündigung oder Information. Es ist ein Wunder, dass niemand gegen die Stäbe gefahren ist“, meint Petra Schmalfuß.

Aber viel problematischer sei die Tatsache, dass sich seit dem Einbau der Poller der Durchgangsverkehr auf die Jahnstraße verlagert hat. Petra Schmalfuß kritisiert nicht nur das höhere Verkehrsaufkommen vor ihrer Haustür, sondern auch die damit einhergehende Raserei. Dabei ist die Jahnstraße, wie das gesamte Wohngebiet, ein verkehrsberuhigter Bereich und als solcher ausgewiesen. „Hier wird oft mit 30 und 40 Stundenkilometern und mehr durchgefahren“, stellt Petra Schmalfuß fest.

Zahlreiche Kontrollen

Das ist gefährlich, denn nicht nur ihre Enkelkinder kommen häufig zu Besuch und benutzen die Straße zum Spielen. „Auch andere Nachbarn haben Kinder, es geht hier um die Sicherheit“, betont ebenso der Lebensgefährte von Petra Schmalfuß. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass die Jahnstraße sehr schmal ist und keinen Fußweg hat.

Außerdem habe sich mit Errichtung der Poller die Parkplatzsituation für die Anwohner der Jahnstraße verschlechtert. „In unserer Straße selber darf man nicht parken. Besucher sind auf Parkmöglichkeiten am Postweg, an der Haußnerstraße und am Max-Meutzner-Weg angewiesen. Die Sperrung schneidet die Jahnstraße aber de facto von einem großen Teil der Parkmöglichkeiten ab“, erläutert Schmalfuß.

Um den früheren Status wiederzuerlangen, wandte sich das Paar an die Stadt. Beide legten Beschwerde gegen die Errichtung der Absperrpfosten ein und baten um Entfernung der Poller.

Die Stadt lehnt das Ansinnen jedoch ab. „Man ist auf unsere Argumentation gar nicht eingegangen“, sagt Petra Schmalfuß verärgert. Deshalb wandte sie sich im Spätsommer erneut an das Rathaus. Bis heute wartet sie auf Antwort.

Dabei hat sie mehrere Vorschläge, wie die Situation entschärft werden könnte. Unter anderem wären Geschwindigkeitskontrollen abschreckend. Auch gebe es die Möglichkeit, geräuscharme Bremsschwellen auf der Jahnstraße einzubauen. „Oder noch einfacher: Man stellt Schikanen, zum Beispiel Blumenkübel, auf, sodass die Autofahrer gezwungen sind, langsamer zu fahren“, überlegt Petra Schmalfuß laut.

Die Stadt kennt die Problematik. „Die Haußnerstraße wurde auf Antrag von Anwohnern und Stadträten gesperrt, da es dort oft zu Geschwindigkeitsübertretungen gekommen ist“, erläutert Stadtsprecher Thomas Gockel. Den Beweis liefert er umgehend: Als die Straße noch frei befahrbar war, wurden zahlreiche Kontrollen durchgeführt. Die meisten Kraftfahrer hielten sich nicht an das vorgeschriebene Schritttempo. „Der Spitzenreiter wurde mit 55 Stundenkilometern geblitzt“, berichtet Gockel. Natürlich wisse das Rathaus auch, dass es durch diese Maßnahme eine Verlagerung des Verkehrs auf die Nachbarstraßen gebe. „Aber die Raserei ist nicht so extrem wie ehemals auf der Haußnerstraße“, betont Gockel.

Ob die betroffenen Anwohner an der Jahnstraße diese Argumentation nachvollziehen können, muss bezweifelt werden.