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Polizeirevier stoppt Mehrfachtäter

Schlechte Nachricht: In der Stadt Görlitz gibt es zu viel Kriminalität. Gute Nachricht: Es wird immer weniger.

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© SZ-Archiv/Nikolai Schmidt

Von Ralph Schermann

Im Freistaat Sachsen nahmen 2016 die Straftaten zu. In der gesamten Oberlausitz nahmen sie ab. Diese im Jahresrückblick der regionalen Polizeidirektion jüngst veröffentlichte Statistik geht aber noch zu steigern: In der Stadt Görlitz ist die Kriminalität weiter auf einer ganz besonderen Talfahrt: Endlich konnte das Schlusslicht weit weggeschoben werden.

Dirk Linczmajer, Leiter Polizeirevier Görlitz
Dirk Linczmajer, Leiter Polizeirevier Görlitz © SZ

Zur Erinnerung: 2014 lag die Straftatenhäufigkeit im Stadtgebiet bei 18 023. Das ist eine Hochrechnung aller erfassten Fälle auf 100 000 Einwohner als zentraler Vergleichswert. Mit diesem Ergebnis galt Görlitz 2014 als Stadt der höchsten Kriminalitätsbelastung aller Orte über 10 000 Einwohnern in der gesamten Bundesrepublik. Jetzt lautet der Wert 15 434. In konkreten Fallzahlen bedeutet das: Statt 9 740 Straftaten fielen 2016 in Görlitz „nur“ noch 8 528 an, gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote von 62 auf reichlich 66 Prozent.

So erfreulich dieser starke Rückgang aber auch ist – die Häufigkeitszahl bleibt auch mit 15 434 weiterhin hoch und liegt sachsenweit nur in den Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz noch auf einem annähernd ähnlichen Niveau. Und so will auch der Leiter des Görlitzer Polizeireviers, Dirk Linczmajer, die Statistik nicht überbewerten: „Es sind immer noch eine ganze Menge Straftaten zu viel, und mancher Bürger wird Kriminalität auch subjektiv anders empfinden. Dennoch bestärkt uns diese Statistik darin, auf dem richtigen Weg zu sein.“ Vor allem: Görlitz erreichte trotz einer nicht geringen Grenzkriminalität einen spürbaren Rückgang, Sachsen dagegen legte insgesamt erheblich zu.

Während in der Oberlausitz gemeinsame Fahndungsgruppen und Sonderkommissionen gegen Kriminalität verstärkt wurden, sieht Dirk Linczmajer den städtischen Görlitzer Rückgang vor allem in einer konsequenten Verfolgung. Viele Straftaten sind der Beschaffungskriminalität zuzuordnen, Diebstähle und Einbrüche dienen den Tätern zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes und oft auch ihrer Drogenabhängigkeit. Sie werden so zu Mehrfachtätern, bei denen sich die Spurenauswertung bei der Tatortarbeit der Polizei begann auszuzahlen. Das ermöglicht es der Staatsanwaltschaft, Untersuchungshaft zu beantragen, und das führt letztlich vor Gericht auch zur Verurteilung der Täter. Die mittlerweile erreichte Fülle an Eigentumsdelikten mündete in jüngster Zeit so auch verstärkt in Haftstrafen ohne Bewährung. „Und ist ein Tatverdächtiger weggesperrt, dann folgen zumindest vorübergehend auch keine weiteren Straftaten mehr“, erklärt der Revierleiter die Zahlen der Statistik: „Die rechtliche Umsetzung dauert ihre Zeit, sie funktioniert aber.“

Tatsächlich fordert die Statistik aber auch, sich gerade und vor allem diesem Kapitel der Kriminalität zu widmen. Mit über 35 Prozent aller Straftaten stellen die Eigentumsdelikte in der Stadt Görlitz nämlich den Schwerpunkt aller Anzeigen dar, während Betrugs- und Fälschungshandlungen auf 16 oder Körperverletzungen aller Art lediglich auf elf Prozent kommen. Der erfolgreichen Aufklärung hilft aber auch noch eine weitere Tatsache: „Dank schneller, guter und vor allem sehr zeitnaher Zeugenhinweise gelingt es immer öfter, Verdächtige noch auf frischer Tat zu stellen“, ergänzt Dirk Linczmajer.

Die akribische Arbeit, erwischten Verdächtigen anhand von Spuren weitere Taten nachzuweisen, hält an. Allein im ersten Quartal 2017 wurden nach Vorarbeit durch den Revierkriminaldienst von der Görlitzer Staatsanwaltschaft elf Anträge auf Anordnung von Untersuchungshaft wegen Eigentumsdelikten gestellt. In neun Fällen entsprach dem der Haftrichter.