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Polizei fasst Bombenleger von Dresden

Nach den Anschlägen auf eine Moschee in Cotta und das Kongresszentrum hat die Polizei nun einen Tatverdächtigen gefasst. Der Mann trat auch bei Pegida auf.

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Dresden. Nach dem Brandanschlag auf die Fatih Camii Moschee in Dresden-Cotta hat die Polizei einen Tatverdächtigen gefasst. Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht von Bild.de.

Der Verdächtige war am Donnerstag auf einer Baustelle in Hessen festgenommen worden, wo er auf Montage tätig war. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft lebt der 30-Jährige allein in Dresden. Er ist auch bei Pegida als Redner aufgetreten, entsprechende Videos auf Youtube belegen das. So stand der Tatverdächtige Nino K. am 13. Juli 2015 in Dresden auf der Bühne, wo er sich als in Dresden geboren und zum „harten Pegida-Kern“ gehörend vorstellte. „Wir haben davon auch Kenntnis“, sagte OAZ-Chef Bernd Merbitz, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann schrieb am Freitag auf Facebook: „Wenn er es war, dann bitte einsperren und Schlüssel wegwerfen, egal ob da nur etwas Ruß an die Wand geschmiert wurde oder ein Böller gezündet!“, um dann Vergleiche mit „linksterroristischen Gruppierungen“ zu ziehen und über die zu erwartende Medienberichterstattung zu spekulieren. Auf jüngeren Videos und Fotos soll K. im Umfeld der „Festung Europa“-Bewegung von Bachmanns früherer Verbündeten Tatjana Festerling zu sehen sein. Das im Internet kursierende Bildmaterial des Tatverdächtigen lässt sich jedoch nicht verifizieren. Festerling streitet eine Verstrickung ihrer Bewegung ab. Die Köpfe von Pegida und „Festung Europa“ sind schon seit Monaten zerstritten.

Der Brandanschlag auf die Fatih Camii Moschee

Eine Frau verlässt die Fatih Camii Moschee durch den zerstörten Eingang.
Eine Frau verlässt die Fatih Camii Moschee durch den zerstörten Eingang.
Der zehnjährige Ibrahim Ismail Turan, Sohn des Imam, sagte nach dem Anschlag: „Die haben uns angegriffen, weil sie uns hassen, weil wir Muslime sind.“
Der zehnjährige Ibrahim Ismail Turan, Sohn des Imam, sagte nach dem Anschlag: „Die haben uns angegriffen, weil sie uns hassen, weil wir Muslime sind.“
Die zerstörte Eingangstür der Moschee.
Die zerstörte Eingangstür der Moschee.
Polizisten sichern den Tatort an der Moschee.
Polizisten sichern den Tatort an der Moschee.
Anschlag auf Moschee in Dresden COtta am 27.9.2016 Foto: Tobias Wolf  Foto:  /  /
Anschlag auf Moschee in Dresden COtta am 27.9.2016 Foto: Tobias Wolf Foto: / /
Ein Polizeifahrzeug steht vor der Fatih Camii Moschee.
Ein Polizeifahrzeug steht vor der Fatih Camii Moschee.
Das Fahndungsfoto der Polizei zeigt den mutmaßlichen Moschee-Bomber.
Das Fahndungsfoto der Polizei zeigt den mutmaßlichen Moschee-Bomber.
Absperrband sichert den Tatort einer Explosion auf der Freiterrasse des Congress Center Dresden. Laut Polizei soll der mutmaßliche Moschee-Bomber auch für den Anschlag verantwortlich sein.
Absperrband sichert den Tatort einer Explosion auf der Freiterrasse des Congress Center Dresden. Laut Polizei soll der mutmaßliche Moschee-Bomber auch für den Anschlag verantwortlich sein.
Polizeischutz für die Bewohner der Moschee.
Polizeischutz für die Bewohner der Moschee.
Zur abendlichen Gedenkminute vor der Moschee kamen auch die SPD-Minister  Martin Duhlig und Eva-Maria Stange.
Zur abendlichen Gedenkminute vor der Moschee kamen auch die SPD-Minister Martin Duhlig und Eva-Maria Stange.
Abendliche Gedenkminute an der Moschee
Abendliche Gedenkminute an der Moschee
Der 46-jährige Imam Hamza Turan (m.) beim Gebet in der Gedenkminute
Der 46-jährige Imam Hamza Turan (m.) beim Gebet in der Gedenkminute
Zwei Monate nach dem Anschlag ist die  Fassade frisch gestrichen.  Imam Hamza Turan steht mit seinem Sohn Ibrahim Ismail.
Zwei Monate nach dem Anschlag ist die Fassade frisch gestrichen. Imam Hamza Turan steht mit seinem Sohn Ibrahim Ismail.

Wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft mitteilte, führten umfangreiche Ermittlungen zu dem nicht vorbestraften Dresdner. Bei der Durchsuchung der unweit der Moschee gelegenen Wohnung und des Arbeitsplatzes in Dresden konnten demnach mehrere Gegenstände für die Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen sichergestellt werden. Kriminaltechnischen Untersuchungen zufolge stimmten die DNA-Spuren an sichergestellten Beweismaterialien mit der DNA des Beschuldigten überein. Der Mann wurde am Vormittag dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun in U-Haft. Hinweise auf Komplizen gibt es bisher nicht.

Eine Woche vor den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden waren Anschläge mit Sprengstoff auf die Moschee und das Kongresszentrum in der Elbestadt verübt worden. Danach waren etliche Hinweise eingegangen - insbesondere zu dem Geschehen an der Moschee. Dort zeigte das Video einer Überwachungskamera bereits Bilder des mutmaßlichen Täters. Eine heiße Spur gab es lange Zeit aber nicht.

Vor der Wohnungstür des Imams der Moschee und auf der Terrasse des Kongresszentrums waren am 26. September kurz hintereinander Spreng- und Brandsätze explodiert. Der Imam und seine Familie, die sich zum Tatzeitpunkt in der Wohnung aufhielten, blieben unverletzt.

Das OAZ und die Generalbundesanwaltschaft werfen dem Verhafteten vor, dass er für die beiden Anschläge verantwortlich sein soll und auch für eine an der Marienbrücke platzierte Bombenattrappe. Diese bestand laut Polizei aus Gläsern und Drähten. (szo/mja)