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Polizei beendet lautes Räubertage-Festival

2 000 Jugendliche feierten am Wochenende friedlich in Naustadt zusammen. Einigen Anwohnern wardie Musik der über 30 Bands jedoch zu laut.

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Von Peter Anderson

In der Nacht zum Sonntag sind bei der Polizei zahlreiche Anrufe aus Naustadt, Röhrsdorf, Scharfenberg und weiteren Dörfern der Linkselbischen Tälern eingegangen. Wie die Polizeidirektion Oberes Elbtal und Osterzgebirge gestern mitteilte, beschwerten sich die Anrufer hauptsächlich zwischen drei Uhr und sieben Uhr über zu laute Musik.

SZ-Recherchen zufolge entstand die Musik beim so genannten Räubertage Festival in der Gävernitze, einer umwaldeten Wiese südlich von Naustadt. Polizeischätzungen zufolge kamen dort bis zu 2 000 Jugendliche zusammen.

Das Programm auf der Internet-Seite der Räubertage zählt mehr als 30 Live-Bands auf. Zudem werden ein Cocktail-Stand, eine Absinth-Bar sowie ein Kaffee-Zelt und die Camping-Möglichkeiten beworben. Einen zentralen Veranstalter allerdings gibt es nicht. Angemeldet wurde das Festival als private Geburtstagsfeier.

Entsprechend schwer hatte es am Wochenende die Polizei: „Verantwortliche konnten, dem dezentralen Konzept der Veranstaltung folgend, trotz bekannter Kontaktmöglichkeiten nicht erreicht werden“, so Polizeisprecher Jörg Weyand. In den frühen Morgenstunden habe die Polizei jedoch durchgesetzt, dass die Musik durch Schließung einzelner Bühnen beendet sowie der Lautstärkepegel laufender Anlagen verringert wurden. Nachträgliche Konsequenzen für die Veranstalter würden in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Klipphausen erörtert. Mehrere Anwohner hätten Anzeigen erstattet.

Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) verteidigte gestern die Veranstalter gegen die Vorwürfe der Anwohner. Der Gemeinderat habe intensiv diskutiert, ob das Festival genehmigt werden sollte oder nicht. Letztlich hätte sich eine übergroße Mehrheit der Gemeinderäte dafür entschieden, um ein Zeichen für mehr Jugendfreundlichkeit in der Region zu setzen. Der Lärm rund um die Gävernitze beschränke sich auf ein Wochenende.

Im Vergleich zum beständigen Verkehrslärm an vielen Orten in der Gemeinde Klipphausen falle dies nicht so schwer ins Gewicht. Mann lobte den friedlichen Charakter der Feier und das Engagement der Organisatoren.

Profitfreie Zone

Die Einschätzung des Bürgermeisters deckt sich mit den Beobachtungen, die ein SZ-Mitarbeiter am Sonnabendabend vor Ort machte. Er berichtet von selbst gezimmerten Bühnen mit unterschiedlichsten Musik-Angeboten. Das Alter der Zuhörer liege zumeist zwischen 20 und 30.

Auffallend sei die nicht-kommerzielle Ausrichtung der Räubertage. Der Eintritt liege mit sieben Euro für beide Tage außerordentlich niedrig. Lebensmittel und Getränke würden zum Selbstkostenpreis verkauft. So koste der halbe Liter Bier einen Euro. Angenehm berührt habe, das verschiedene Jugendkulturen wie Punks oder Fans elektronischer Musik problemlos neben- und miteinander feierten.