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Politik der Zensur

Sie schreien nach dem Staat, um die Kunst zu kontrollieren. Ja, ausgerechnet die, die den Staat sonst verteufeln – die AfD.

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© dpa

Von Andreas Weller

Das mit der Demokratie ist so eine Sache, und irgendwie offenbar nicht die der AfD. Nun hat erneut Gordon Engler zugeschlagen. Der Stadtrat, der über „Gefährder“ philosophiert und ach so gerne mal bei Pegida reden wollen würde, es aber nicht darf. Damit es vielleicht doch klappt, strengt Engler sich ganz besonders doll an.

Nun möchte er gerne die Richtlinie zur Kunst im öffentlichen Raum ändern. „Kunst ist auch Bürgersache“, meint Engler einfach mal so. Was so harmlos klingt, ist schlicht der Versuch der Zensur. Denn Engelchen Engler will Stadträte in der Kunstkommission haben und die Räte sollen auch in Ausschüssen entscheiden, was denn nun richtige Kunst im Engler’schen Sinne ist. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich das an etwas. Ach ja, die olle Geschichte bei den Nazis mit der angeblich „entarteten Kunst“.

Blöder Gedanke, denn so was will Engler sicher auf gar keinen Fall. Es geht ihm natürlich nur um eine Form der Bürgerbeteiligung. In dem Sinne, dass nur die AfD beurteilen kann, was die Dresdner wirklich wollen. Eigentlich ist Engler eine Art Kunstliebhaber, nahezu ein Feuilletonist der Politik. Deshalb spricht er über die Werke auf dem Neumarkt auch nur als „Schrottbusse“ und „Hebebühne“ und bezeichnet sie als „eher dürftige Kunstinstallationen“. Ein echter Kenner eben – sonst würde er ja so wertende Worte wie „entartet“ verwenden. Käme ihm nie in den Sinn.

Deshalb ist es hier auch völlig in Ordnung, strikte Kontrolle für die Kunst zu fordern. Dass die AfD sonst den Staat verteufelt, hat doch bitte mit dieser Sache nichts zu tun. Kunstfreiheit? So ist das nicht gemeint. Wo kämen wir denn sonst hin? Wenn das jeder dürfte. Also, außer der Steimle vielleicht. Weil das ist ja fraglos beinahe Kunst.