Merken

Polen demontieren Betonwerk

Nur noch ein Gerüst erinnert an die lange leer stehende Halle an der Nieskyer Fichtestraße. Ihre Zukunft liegt östlich der Neiße.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Alexander Kempf

Zwei Wochen, schätzen die beiden polnischen Arbeiter, werden sie in der Nieskyer Fichtestraße noch zu tun haben. Danach wird dort nichts mehr an die Metallhalle des ehemaligen Betonwerkes erinnern. Schon jetzt steht nur noch das stählerne Gerippe. Seit Anfang Juni sind die Arbeiten auf dem Gelände in vollem Gange. Wohin die Teile transportiert werden? Nach Czersk, verrät einer, das liege in der Nähe von Danzig.

Der Ort in der Woiwodschaft Pommern zählt genauso viele Einwohner wie Niesky. Im Jahr 1998 hat Peter Slawomir Sawitzki dort sein Unternehmen Sago gegründet. Der Pole handelt erfolgreich mit gebrauchten Gabelstaplern und hat längst auch Niederlassungen in Deutschland und Frankreich. Mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen nach eigener Aussage mittlerweile.

Ob die Halle aus Niesky nun in Polen wieder aufgebaut wird, steht aber noch nicht fest. „Was wir mit der Halle machen, wissen wir noch nicht ganz genau“, erklärt Peter Slawomir Sawitzki auf Nachfrage. Offenbar ist das Angebot aber zu günstig gewesen, um nicht zuzugreifen. Am Nieskyer Grundstück hat der Unternehmer jedoch kein Interesse. „Ich habe nur die Halle gekauft“, sagt er. Was nun aus dem Gelände wird, das wisse er nicht.

Arno Harmsen könnte wahrscheinlich Antworten geben. Doch der Unternehmer aus Niedersachsen lehnt es ab, die Fragen der Sächsischen Zeitung zu beantworten. Dabei fragen sich viele, was denn aus den Plänen für den Solarpark auf dem Industriegelände geworden ist. Ursprünglich hat der Investor im Jahr 2013 das Ziel ausgegeben, auf dem Gelände zehn Megawatt Strom zu erzeugen und ins Netz einzuspeisen. Dafür sollte eine Fläche von 18,5 Hektar mit Solarmodulen bestückt werden. Das Gelände ist auch an die Harmsen Immobilien Niesky GmbH verkauft worden. Doch Solarmodule sind nicht in Sicht.

Vor einem Jahr versuchte Arno Harmsen offenbar einen Pächter zu finden, der das Projekt umsetzt. Sowohl die Nieskyer Stadtverwaltung als auch das Unternehmen Pfalzsolar aus Rheinland-Pfalz bestätigen, dass es entsprechende Verhandlungen gegeben hat. Zu einer Einigung ist es aber nicht gekommen. Pfalzsolar habe eine Investition geprüft, erklärt dazu Projektleiter Max Huber, sich aber letztlich gegen das Vorhaben entschieden. Warum es nicht zur Zusammenarbeit gekommen ist? Das lassen beide Seiten offen.

Trotzdem scheint das Areal für Unternehmen interessant zu sein. Laut der Leiterin für Technische Dienste im Rathaus hat ein weiterer Investor bei der Stadt angefragt. Barbara Giesel verwies diesen daraufhin an Arno Harmsen. Der lässt sich bisher nicht in die Karten schauen, wie es mit dem Solarpark weitergehen soll. Eine Alternative zur Fotovoltaik hat der Unternehmer nicht. „Er kann dort nichts anderes machen als Solar“, sagt Barbara Giesel.

Zudem gibt es eine Reihe weiterer Auflagen. Ein Teil des Geländes ist etwa eine Vorbehaltsfläche der Bahn, erklärt die Leiterin für Technische Dienste im Rathaus. Der Konzern könnte beim Ausbau der Niederschlesischen Magistrale Ansprüche geltend machen, muss dies aber nicht tun. Zudem ist Arno Harmsen beim Kauf der 37 000 Quadratmeter großen Gewerbefläche einst auch die Verpflichtung eingegangen, Altmaterial zu entsorgen. „Es gibt ein Altlastenverfahren, das noch nicht abgeschlossen ist“, erklärt Barbara Giesel.

Als das Nieskyer Betonwerk im Sommer 2014 schließt, bedauert Arno Harmsen den Verlust seines Pächters. Auch weil er sich gewünscht hätte, dass jemand weiter auf dem Gelände nach dem Rechten sieht. Fast zwei Jahre hat die Halle seither leer gestanden. Nun wird sie demontiert und es kann sich darin kein neuer Industriebetrieb in Niesky ansiedeln.