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Pneumant kehrt zurück

Drei Jahre nach dem Aus wird der DDR-Reifen nun doch wieder hergestellt. Auch in Riesa.

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© Goodyear Dunlop Tires Germany

Von Jens Ostrowski

Comeback des Trabi-Reifens: Als Goodyear Dunlop vor drei Jahren den Pneumant aus der Produktionspalette strich, konnte sich so mancher Riesaer Reifenwerker die Tränen nicht verkneifen. Mit dem Aus ging in der Stadt eine 53 Jahre lange Tradition zu Ende, die nun überraschend doch weitergeführt wird. Denn die DDR-Marke soll ihren zweiten Frühling erleben. Die Reutlinger Handelsgruppe Reiff hat die Marke gekauft und lässt sie als Hausmarke produzieren. Die Vermarktung startet ab sofort in Deutschland und Österreich.

Und wenn es nach André Heise – Großkundenbetreuer der Reiff-Gruppe – geht, solle Pneumant schon bald in einer Reihe mit erfolgreichen DDR-Marken wie Rotkäppchen Sekt, Bautz’ner Senf und Radeberger Bier genannt werden. Dabei solle der Bekanntheitsgrad, den Pneumant besonders in Ostdeutschland besitze, helfen. „Wir sind überzeugt, dass sich sowohl viele Händler als auch Autofahrer deshalb über die Wiederaufnahme der Produktion freuen werden“, sagt er.

Goodyear Dunlop allerdings hatte sich vor drei Jahren aufgrund der sinkenden Verkaufszahlen von Pneumant getrennt. Unter den 5,6 Millionen Reifen, die im Jahr zuvor allein im Werk Riesa gefertigt wurden, befanden sich lediglich 50 000 der alten Ostmarke. Insider hatten den Rückgang damals damit erklärt, dass der Pneumant-Reifen im Vergleich zu den Hausmarken nicht ausreichend weiterentwickelt worden sei. Nun aber kehrt die Produktion zu Goodyear Dunlop zurück – als Auftrag von der Reiff-Gruppe, die Vertrieb und Marketing alleine steuert. „Die Pneumant-Reifen werden in unseren Werken in ganz Europa gefertigt. Riesa ist auch dabei“, bestätigt gestern Unternehmenssprecherin Gabriele Velte. Demnach habe die Produktion von Sommerreifen bereits begonnen.

Dabei handelt es sich aber nicht mehr um die gleichen Modelle von vor drei Jahren. „Die Pneumant-Reifen werden aus unserem aktuellen Portfolio hergestellt und sind somit nach modernstem Standard gefertigt“, erklärt Velte. So soll der Ostreifen unter neuem Besitzer in Zukunft wieder den angestammten Platz im Portfolio der Reifenmarken einnehmen – „Qualität zu einem günstigen Preis“, betont André Heise von der Reiff-Gruppe.

Der ehemalige Riesaer Werkleiter Christian Paech, der mit siebenjähriger Unterbrechung zwischen 1977 und 2011 im Riesaer Reifenwerk arbeitete, zeigte sich gestern sichtlich erfreut über die Nachricht, dass die Marke Pneumant nun doch erhalten bleibt. Er könne sich noch gut an die Diskussionen erinnern, als aus dem Pneumant-Werk plötzlich auch in der Außendarstellung Goodyear Dunlop wurde. „Da fühlten sich einige erheblich auf den Schlips getreten, weil sie sich seit Jahrzehnten der Marke Pneumant verbunden fühlten.“ Um die Zukunftsfähigkeit des Werks sicherzustellen, sei das aber damals ohne Alternative gewesen. Und dennoch habe die Verbundenheit zu Pneumant überdauert. Das zeige sich auch darin, dass bis heute an vielen Arbeitsplätzen im Werk Pneumant-Aufkleber prangen.

Zu den Stückzahlen wollte sich das Reutlinger Unternehmen noch nicht äußern. Anna-Maria Guth von der Reiff-Gruppe: „Wir fahren derzeit einen Testballon. Wir glauben aber an Pneumant und sind überzeugt, dass sie Erfolg haben wird.“