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Plüschige Gesellen aus aller Welt

An die 500 Teddybären zeigt Barbora Jaburkova im Schloss Schluckenau. Ein besonderer fehlt noch in ihrer Sammlung.

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© Petra Laurin

Von P. Laurin und G. Lachnit

Schluckenau. Bis zum 20. Dezember bevölkern fast 500 Teddys das Schloss im tschechischen Sluknov (Schluckenau). Bis dahin ist die Ausstellung der 15-jährigen Schülerin des Waldorf-Lyzeums in Semily, Barbora Jaburkova, zu sehen. Die Schülerin hat mit drei Jahren begonnen, Teddys zu sammeln. Sie erinnert sich gut daran, als sie ihren ersten plüschigen Freund bekam: von einem Versicherungsvertreter. Die Sammelleidenschaft nahm so ihren Anfang. Damals wusste Barbora Jaburkova wenig über die Geschichte des Teddybären als Spielzeug. Nachgewiesen ist laut Wikipedia, dass Richard Steiff, ein Neffe der deutschen Spielzeugherstellerin Margarete Steiff, 1902 den ersten Plüschbären mit beweglichen Armen und Beinen entwickelt hat. Der wurde Anfang 1903 nach Amerika versandt, kam dort aber bei den Kunden nicht an und wurde zurückgeschickt. Schließlich kaufte ihn ein amerikanischer Handelsvertreter auf der Leipziger Messe. Über Umwege gelangte der Bär zur Tochter des amerikanischen Präsidenten Theodore „Teddy“ Roosevelt. Diese sei von dem Plüschgesellen so begeistert gewesen, dass sie ihn nach ihrem Vater „Teddy“ getauft haben soll. Und so eroberte der plüschige Geselle Kinderherzen in der ganzen Welt.

Auch das von Barbora. Schon bald wurde ihr Kinderzimmer zu klein, saßen Plüschbären überall. Hunderte der Pelz-Gesellen zählt Barboras Sammlung heute. Und sie lässt andere an ihrer Leidenschaft teilhaben. Mit zehn Jahren hatte sie ihre erste Ausstellung, ihre jetzige 7. Schau im Schloss Schluckenau läuft unter dem Titel „Ein Plüschglück“. Darin zeigt sie sehr unterschiedliche Teddys. Die Palette reicht dabei vom kleinen Fellknäuel bis zum großen Bären. Das älteste Stück in ihrer Kollektion ist ein winziges gelbes Exemplar aus dem Jahr 1941. Mit ihm spielte als Kind noch die Uroma der jungen Sammlerin. Auch ihr Lieblingsteddy ist ein älteres Exemplar und ein richtiger Freund fürs Reisen mit dem Namen Houba, was auf Deutsch Pilz heißt.

In der Sammlung gibt es sogar eine ganze Teddy-Hochzeitsgesellschaft. Plüschbären als Vertreter verschiedener Berufe sind dabei, darunter Kraftfahrer, Feuerwehrmänner und ein Pirat. Ein Teddy ist Hugo, ein ehemaliger Journalist. Dessen „Vater“ war der Redakteur Renè Flasar, der Hugo im Brünner Tageblatt in den Familienbeilagen berichten ließ. So kam es, dass ein 127 Zentimeter großer Teddybär tschechischen Familien viele Tipps gegeben hat, vor allem für Ausflüge. Allerdings bekam Hugo dann die Kündigung und landete sozusagen als „freier Journalist“ in Barboras Sammlung. Ihre Mutter Hanna Hlubuckova ist Historikerin und Kastellanin von Rothenstein. Sie gab Hugo neue Arbeit und lässt ihn zweimal in der Woche im Internet und bei Facebook über seine Abenteuer und Reisen berichten. Das erfreut vor allem behinderte Menschen, Krebspatienten, kranke Kinder und Senioren. „Hugo zeigt ihnen übers Internet vieles, was diese Menschen sonst nie sehen könnten“, erklärt Barbora Jaburkova. An über 600 Flecken in Tschechien und im Ausland sei Hugo schon gewesen und habe über fremde Orte, Architektur, Natur und altes Handwerk berichtet, ergänzt sie.

So ist es auch kein Wunder, dass Teddys aus aller Welt sich bei Barbora Jaburkova ein Stelldichein geben, darunter Plüschgesellen aus den USA, aus Kanada, Singapur und vom Balkan. Die meisten hat sie geschenkt bekommen, weil niemand mehr mit ihnen gespielt hat. Eine Teddy aber fehlt in Jaburkovas Sammlung: „Mein Traumbär ist das Maskottchen von den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Es gibt ihn zwar zu kaufen, aber das ist unerschwinglich für mich“, bedauert die 15-jährige Sammlerin, die trotzdem etliches Geld für ihre Sammlung aufwendet.

Kleinere Reparaturen an den Plüschfiguren erledigt Oma Jaburkova, größere müssen professionell ausgeführt werden. Eine spezielle Reinigung der Plüschtiere überlässt die Sammlerin dem Gefrierschrank. „Nach 48 Stunden im Frost ist jede Milbe hin, die dem Bären schaden könnte“, erklärt sie. Die großen Teddys werden im Winter im Schnee gereinigt. „Diese Frostkur im Garten ist immer ein großes Ereignis für die Mädchen und Jungen aus der Kita im Ort“, berichtet Barbora Jaburkova.