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Plötzlich Lebensmittel

Die Strebls betreiben seit Kurzem den Dorfladen in Eibau. Geplant war das nicht.

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Von Carina Brestrich

Das Schild „Neueröffnung“ hängt zwar schon eine Weile. An ihren neuen Job allerdings haben sich Dominique und Manfred Strebl noch nicht ganz gewöhnt: Das Ehepaar aus Pirna betreibt seit Ende vorigen Jahres den Dorfladen an der Hauptstraße in Eibau. Dass sie aber tatsächlich einmal selbst im Laden stehen würden, damit hatten die Strebls ursprünglich nicht gerechnet. „Auch wenn es nicht geplant war, freuen wir uns über unsere neue Aufgabe“, sagt Dominique Strebl, deren französische Heimat beim Sprechen unüberhörbar ist.

Mit ihrem Mann hat sie Mitte 2014 das Einkaufszentrum an der Hauptstraße gekauft. Dort sind neben dem Dorfladen auch ein Getränkehändler, ein Papier- und Geschenkeladen, ein Bäcker, ein Fleischer und eine Spielothek untergebracht. Der ursprüngliche Besitzer konnte den Gebäudekomplex nicht mehr halten, das Areal ging in die Zwangsversteigerung. Den Zuschlag erhielten die Strebls, die das Einkaufszentrum in einem Auktionskatalog entdeckt hatten: „Wir wollten ein Objekt für unsere Altersvorsorge“, erklärt Dominique Strebl. Die gebürtige Französin und ihr Mann stammen eigentlich aus der Antiquitätenhändler-Branche, lebten 27 Jahre in München, bis sie vor drei Jahren nach Pirna zogen. Dort kauften sie mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn ein Schloss, wollten sich allmählich zu Ruhe setzen.

Dies hätte auch klappen können. Immerhin sollte nach dem Kauf des Einkaufszentrum alles wie bisher weiterlaufen. Dann aber durchkreuzte der Dorfladen die Pläne der Strebls. Der Neueibauer Fleischer Heinz Weber hatte 2011 mit seiner Frau den Laden, der zuvor ein Supermarkt war, eröffnet. Viele Eibauer waren damals froh, wieder eine Einkaufsmöglichkeit im Ort zu haben. Doch kurz nachdem die Strebls neue Eigentümer des Einkaufszentrums wurden, entschloss er sich, den Markt aufzugeben. Und obwohl dies für die Strebls unerwartet kam, war sofort klar, dass es weitergeht: „Wir konnten den Dorfladen doch nicht sterben lassen“, sagt Dominique Strebl, der es dabei weniger um die erhoffte Altersvorsorge geht: „So ein Laden ist wichtig für das Leben im Ort.“

Also fahren die frischgebackenen Lebensmittelhändler jetzt jeden zweiten Tag von Pirna nach Eibau zum Dorfladen. Dort haben die Strebls die Verkaufsfläche zwar um 200 Quadratmeter reduziert. Ein großes Sortiment an Lebensmitteln können sie trotzdem bieten. Angeliefert werden die weiterhin von Edeka. Und nicht nur von dort: „Wir wollen vor allem mit regionalen und lokalen Erzeugern zusammenarbeiten“, sagt Dominique Strebl. Die ersten sind bereits im Boot: Der Käse etwa kommt von der Käserei Vetter in Wehrsdorf und die Gärtnerei Fröhlich in Löbau haben die Strebls auch schon entdeckt. „Wir werden in den nächsten Wochen noch weitere suchen, um so viel wie möglich Produkte von hier anbieten zu können“, sagt sie.

Allein auf Lebensmittel setzen, wollen die Strebls für ihren Dorfladen aber nicht. Stattdessen sollen auch Kreative oder Kunsthandwerker aus der Region ihrer Produkte über den Markt verkaufen können. „Unsere Region hat Talent – das ist unser Leitspruch“, sagt Dominique Strebl. Denn eines sei ihr schnell aufgefallen, als sie in die Oberlausitz kam: „Hier herrscht große Zurückhaltung, wenn es darum geht, sich zu präsentieren“, sagt sie.

Den Anreiz dazu wollen die Strebls mit ihrem Dorfladen bieten. Diesen möchten sie zu einem Treffpunkt für den Ort machen. Wie das gelingt, dafür haben die Strebls schon einige Ideen. So wollen sie schon bald den Außenbereich am Eingang freundlicher und heller gestalten. Drinnen kann sich das Paar auch eine gemütliche Sitzecke vorstellen. Dort könnten die Kunden dann lesen oder sich unterhalten. „Außerdem schweben mir kleine Veranstaltungen vor, wie etwa Verkostungen“, sagt Dominique Strebl, die sich auch von ihrer Heimat inspirieren lässt. Ihre 80-jährige Mutter etwa lebe in einem kleinen Ort in der Bretagne. Dort gebe es auch einen Dorfladen. „Die Leute gehen da aber nicht nur zum Einkaufen hin, sondern auch, um sich auszutauschen. Alles ist sehr familiär.“

Unterstützung bei ihrem Plänen haben die Strebls von ihrer Marktleiterin Heidi Richter. Sie war schon vorher im Dorfladen beschäftigt und freut sich über den frischen Wind. So wie auch die Kunden. Da sie zumeist älter sind und nicht unbedingt Auto fahren können, brauchen sie den Dorfladen, sagt Heidi Richter: „Die Leute sind sehr froh, dass es weitergeht“, sagt sie. Und das soll auch gefeiert werden, wie Dominique Strebl sagt: „Im Frühling planen wir eine Eröffnungsfeier.“