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Plötzlich war die Lärche weg

Der über 20 Meter hohe Baum wurde im Hohwald dilettantisch abgeholzt. Die Aktion scheint geplant gewesen zu sein.

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© Mike Metka

Von Katarina Gust

Sächsische Schweiz. Mike Metka kann es noch immer nicht wirklich fassen. Der Revierförster vom Forstbezirk Neustadt, der für das Waldgebiet rund um den Hohwald zuständig ist, hat so etwas in seinem Berufsleben noch nicht erlebt. Unbekannte hatten vor wenigen Tagen eine stattliche Lärche aus dem Wald am Hohen Hahn geklaut. Über 20 Meter hoch war das Exemplar, das von den Tätern aus dem Wald geschleppt wurde. Transportiert vermutlich mithilfe eines Traktors samt Anhänger.

Dass Mike Metka den dreisten Baumklau überhaupt bemerkte, ist eher dem Zufall geschuldet. Der Revierförster war diese Woche mit Interessenten am Hohen Hahn unterwegs, die auf der Suche nach einem Weihnachtsbaum waren. Bei der Tour durch den entlegenen Wald fielen ihm erst Reifenabdrücke im Waldboden auf. Recht frisch sahen sie aus – und machten Metka stutzig. Denn die Spuren hätten an dieser Stelle eigentlich nicht sein dürfen. In dem Waldstück wurde nicht mit schwerem Gerät gearbeitet. Das wusste keiner besser als der zuständige Revierförster. Neben dem Weg entdeckte Metka plötzlich die nächste Ungereimtheit: frisch abgetrennte Äste, die auf dem Boden lagen. Als er aus dem Wagen stieg, um genau nachzusehen, entdeckte er schließlich den Waldfrevel.

Der frische Schnitt der abgesägten Lärche leuchtete ihm entgegen. Der Stumpf war von den Tätern sorgfältig mit abgeschnittenen kleinen Fichten abgedeckt worden. Die Lücke im Wald konnten sie jedoch nicht überdecken. Denn die Lärche, die die Unbekannten mitnahmen, reißt ein Loch in den Mischwald. Etwa 23 Meter lang muss der Stamm gewesen sein, schätzt Mike Metka. Das zeigt die Spur, die der Baum beim Fällen im Boden hinterlassen hat. Auch die Schnittfläche verrät ein wichtiges Detail. Sie deutet darauf hin, dass ein ungeübter Holzfäller am Werk war. Der Förster schätzt, dass der Baum 80 Jahre alt gewesen ist. Der Durchmesser des Stammes betrug an die 80 Zentimeter – ohne Rinde. Wie viele Täter an der Aktion beteiligt waren, darüber kann Mike Metka nur mutmaßen. „Mit der richtigen Technik schafft das auch ein Einzelner“, sagt er. Der Förster geht davon aus, dass die Aktion lange im Vorfeld geplant wurde. Als dreist und einfach frech bezeichnet Metka den Baumklau. Ihm geht es nicht nur um den materiellen Verlust und die Unverfrorenheit, sich einfach so einen Baum aus dem Wald zu holen. Ihn ärgert auch das entstandene Loch im Waldbestand. Ob das Auswirkungen auf die benachbarten Bäume haben wird, das kann Metka noch nicht einschätzen. „Die Lärche ist ein Stabilitätsfaktor“, sagt er. Angrenzende Bäume hätten sich über Jahre an sie lehnen können. Da die Lärche weg ist, bestehe die Gefahr, dass diese Bäume nicht mehr sicher stehen.

Was der Dieb mit der Lärche vorhat, darüber kann Mike Metka nur spekulieren. „Das ist eine sehr dauerhafte Baumart“, erklärt er. Lärchenholz sei robuster als das der Kiefer oder Fichte. Vor allem, wenn es im Außenbereich – zum Beispiel als Verkleidung – verwendet wird. „Zwischen 400 und 500 Euro liegt der Wert des gesamten Baumes“, sagt Mike Metka.

Der Forstbezirk Neustadt hat bereits die Polizei eingeschaltet. Es werden nun Zeugen gesucht, die die Täter beim Abtransport des Baumes beobachtet haben.

Hinweise nimmt die Polizei unter 035971850 oder der Sachsenforst unter 03596585710 oder per E-Mail [email protected] entgegen.